v.l.n.r.: Georg Winter, Vorstand GrECo Holding; Prof. Sebastian Kummer, Vorstand Institut Transportwirtschaft & Logistik WU Wien; Christoph Repolust, Vorstand GrECo International AG; Matthias Horx, Gründer Zukunftsinstitut; Andreas Schmitt, Vorstand GrECo International AG ©Ingo Folie
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Risikoumbruch verlangt von Unternehmen Flexibilität und Mut

von Mag. Christian Sec

Der zweite Risikotag der GrECo-Gruppe, Risiko- und Versicherungsmanager für Industrie, Handel und Gewerbe, stand ganz im Zeichen des Risikoumbruchs. Die Krisenhäufigkeit und die systemischen Risiken nehmen rasant zu. Gleichzeitig ziehen sich die Versicherer aus vielen Risiken zurück. Statt jedoch Angst vor der Zeitenwende zu haben, sollte Mut und Willen zur Veränderung vorherrschen.

Die neuen Herausforderungen für das Risikomanagement von Unternehmen lauten Flexibilität und Agilität, erklärten Andreas Schmitt und Georg Winter, Vorstände der GrECo Gruppe, am 2.GrECo-Risikotag im Hotel Imperial. In der aktuellen, multiplen Krise steigt die Krisendynamik für Unternehmen und führt zu einer fundamentalen Transformation der Risikolandschaft. Der systemische Wandel in den Bereichen Ökologie, Geopolitik, Soziales und Digitales führe zu Primär- als auch Sekundärrisken, welche die Risikolandschaft nachhaltig transformieren würden. Gerade die Sekundärrisken, die als Folge der Anpassung von Geschäftsmodellen an sich verändernde Rahmenbedingungen zu Tage treten, würden ein agiles und vor allem in die Zukunft gerichtetes Risikomanagement erfordern, so die beiden GrECo Vorstände. Agiles Risikomanagement erhöhe die Versicherbarkeit, weil Risiken besser antizipiert werden können. In vielen Bereichen wie in der Cyberversicherung, wird gerade die Versicherbarkeit stark in Frage gestellt. „Man sieht gerade, dass die Schere der Unversicherbarkeit in vielen Bereichen weiter aufgeht“, so die GrECo-Vorstände. Das Cyberrisiko steigt zwar dramatisch an, aber gleichzeitig verabschieden sich die Versicherer, aufgrund des Klumpenrisikos, von den Risiken „Manche meinen, das Thema Cyberversicherung ist tot“. Ähnliche antizyklische Reaktionen der Versicherer sieht man im Green-Underwriting. So werden Holzbetriebe und Recyclingbetriebe von den Versicherern kaum bedient, aufgrund der Hitzeentwicklung und der Brandgefahr. Naturgefahren werden das nächste Thema sein, bei dem sich die Versicherer zurückziehen, so die GrECo-Vorstände. In Florida zeigt sich schon, dass die ersten Erstversicherer keine Deckung mehr anbieten. Auch das Thema Green Investments hat einen Einfluss auf die Versicherbarkeit. Grün investieren bedeutet manchmal auf Rendite zu verzichten. Geht diese zurück, muss der Versicherer die Prämien erhöhen, um ein positives „Versicherungstechnisches Ergebnis“ zu erzielen.

Krisen bleiben

Danach berichtete WU-Professor und Logistikexperte Sebastian Kummer von seiner Corona-Odyssee, die 81 Tage dauerte. So lange verbrachte er allein auf einem Katamaran im Mittelmeer und ging damit an seine persönlichen Grenzen. Genau das, so Kummer, passiere gerade auch den Führungskräften. Sie müssen ihre Unternehmen durch die Krisen navigieren. Er beleuchtete den Weg vom Risikomanagement zum kontinuierlichen Krisenmanagement. Permanentes Krisenmanagement und Resilienz seien für ihn ein Lösungsansatz, die komplexen Krisen unserer Zeit zu bewältigen. Voraussetzung für ein erfolgreiches Krisenmanagement und auch für die Innovation sind das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Ausdauer und Mut. Viele Unternehmen ereilt jedoch die Angst. Der Bundesverband der Deutschen Industrie hat erhoben, dass mehr als ein Drittel aller Unternehmen die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise als existenzielle Herausforderung sieht. Kummer befürchtet, dass diese Krisen beginnend mit der Pandemie, Lieferketten- und Energie- und Inflationskrise noch nicht zu Ende seien, sondern, dass uns mit der Rezession eine weitere Krise erwartet. Mittlerweile ist das Worst-Case-Scenario, Rezession in Europa und Prosperität in der Welt sehr wahrscheinlich geworden, so Kummer. Mit den Krisen steige auch die Volatilität wesentlicher wirtschaftlicher Parameter. So stiegen die Containerpreise 2021 um das Siebenfache. Die Preise werden höchstwahrscheinlich nicht auf das Ursprungsniveau zurückkehren, sondern doppelt so hoch bleiben, wie ursprünglich, wohlgemerkt inflationsbereinigt. Im Moment befinden wir uns in einer Phase des Peitschenschlageffekts, erklärte der Professor. Dies ist dann der Fall, wenn bei einem Lieferanten Bestellmengen erhöht werden, was von Mitbewerbern und Zwischenhändlern als Knappheits-Signal interpretiert wird, die dann ihrerseits ihre Bestellmengen erhöhen. „Es entsteht eine aufgeblasene Nachfrage“. Die Produktion steigt an. Die Folge ist, dass Unternehmen Lagerbestände aufbauen. Daraus folgt wiederum die Reduktion von Bestellniveaus. „Derzeit werden die Lieferzeiten nicht nach hinten, sondern nach vorne verschoben“, so Kummer. Die Konsequenz aus den Lieferkettenproblematiken wird sein, dass wir wieder mehr lokalisieren werden. Osteuropa könnte da ein Gewinner dieser Entwicklung sein.

Angst erzeugt Handlungsunfähigkeit

Abschließend gab der Zukunftsforscher Matthias Horx eine Anleitung zum Zukunfts-Konstruktivismus: „Wie man aus Krisen und Risiken für die Zukunft lernt“. Die Zeiten seien im Wandel und wir müssten uns auf Wendezeiten einstellen. Horx zeigte sich überzeugt, dass wir den Wandel selbst in der Hand haben. Jedoch sorgt der Wandel auch für Angst und Angst erzeugt Handlungsunfähigkeit. Zeitenwenden können wir nur positiv beschreiten, wenn wir uns selbst verändern. „Gesellschaften sind untergegangen, weil sie mit Angst nicht umgehen konnten“. Jedoch müssen wir in Unternehmen und als Gesellschaft Krisen als Chancen sehen, proaktiv aufgreifen, daran wachsen und uns weiterentwickeln. Risiko ist ein Instrument, dass uns wachhält. Auch die Inflation kann man anders lesen, so Horx. Sie zeigt an, dass die Dinge eigentlich zu billig waren. Sie müssen teurer werden. Und eine Prognose gab es schlussendlich noch vom Zukunftsforscher. Die Chinesen, die 2028 ihren Carbon-Output-Peak planen, werden ab dann ihre Ausstöße massiv senken, um fünf bis acht Prozent. Spätestens dann werden wir unsere Ausrede verlieren, dass man nichts machen könne für die Umwelt, solange China noch massiv CO2 ausstößt. Und die Wahrscheinlichkeit eines atomaren Kriegs: Die liegt bei 0,7 Prozent.

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