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Nonevent EZB-Leitzinsanhebung

von Michael Kordovsky

Der Leitzinsanhebungsbeschluss des EZB-Rates alle drei wichtigen Zinssätze um je 75 Basispunkte anzuheben, war weitgehend von den Märkten erwartet und eingepreist worden. Am EUR/USD Sportmarkt hielt sich unmittelbar nach Bekanntgabe des Zinsbeschlusses die Bewegung in engen Grenzen, während der Bund-Futures nach einem kurzen Spike wieder nachgab. Am Aktienmarkt stahl die Twitter-Übernahme durch Elon Musk dem geldpolitischen „Nebenschauplatz“ in Frankfurt die Show.

Nun liegt der Hauptrefinanzierungssatz bei 2 Prozent und der Einlagensatz für Überschussreserven der Banken bei 1,50 Prozent, was angesichts dieser Rückkehr der Zinsen europaweit zu einer restriktiveren Kreditvergabe an die Privatwirtschaft führen könnte.  Deshalb ist eine radikale Schrumpfung der Bilanzsumme der EZB nicht vorgesehen. O-Ton: “Der EZB-Rat beabsichtigt, die Tilgungsbeträge der im Rahmen des APP erworbenen Wertpapiere weiterhin bei Fälligkeit für längere Zeit über den Zeitpunkt hinaus, zu dem er mit der Erhöhung der Leitzinsen begonnen hat, vollumfänglich wieder anzulegen und in jedem Fall so lange wie erforderlich, um reichliche Liquidität zu gewährleisten und einen angemessenen geldpolitischen Kurs aufrechtzuerhalten. Was das PEPP angeht, beabsichtigt der EZB-Rat, die Tilgungsbeträge der im Rahmen des Programms erworbenen Wertpapiere mindestens bis Ende 2024 weiterhin bei Fälligkeit wieder anzulegen“.

Noch weitere Zinserhöhungen notwendig

Eine Inflationsrate von 9,9 Prozent im September steht  einem mittelfristigen Inflationsziel der EZB von 2 Prozent gegenüber. Die Geldpolitik der EZB hat zu Ziel, die Unterstützung der Nachfrage zu reduzieren und dem Risiko vorzubeugen, dass sich die Inflationserwartungen dauerhaft nach oben verschieben. Doch der Löwenanteil der Inflation ist auf Angebotsschocks zurückzuführen, die selbst in den USA mehr als die Hälfte zur Teuerung beitragen (Anteil in Europa wegen Ukraine-Krise höher).

Wegen des Wirtschaftsabschwungs ist das Zeitfenster der EZB und Fed für weitere Leitzinsanhebungen relativ kurz. Auch EZB-Chefin, Christine Lagarde, wies am Donnerstag auf der Pressekonferenz nach den geldpolitischen Entscheidungen darauf hin, dass sich die Wirtschaft im dritten Quartal deutlich verlangsamt hat. Trotzdem ist die Zinsanhebungsreihe der EZB noch nicht beendet. Bezüglich Bilanzabbau der EZB wird die Dezember-Sitzung spannend.

Da die USA im Zinszyklus der Eurozone voraus sind, könnte die EZB noch länger an der Zinsschraube drehen und dadurch eines Tages den US-Dollar wieder schwächen.

 

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