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Geldbewusst

Standard Life

Die Standard Life initiierte einen Workshop zum Thema „Selbstbewusst & Geldbewusst“ Strategien für Frauen zu finanzieller Unabhängigkeit. Warum dieses Thema so brisant ist? Weil es ein Faktum ist, dass jeder achte Österreicher über 65 Jahren als armutsgefährdet gilt, da weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommen in der Pension zur Verfügung steht. Rund zwei Drittel davon sind Frauen. Was sich aus den verschiedensten Ursachen ergibt, Berufsunterbrechungen und Teilzeitarbeit aufgrund von Familiengründung sowie unbezahlte Betreuungstätigkeit usw.

Univ.Prof. Dr. Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien, sieht ein mangelndes Problembewusstsein bei Frauen: „Frauen ist zu wenig bewusst, wie drastisch sich eine längere Phase der Teilzeitarbeit mit geringem Stundenumfang auf die Pensionshöhe auswirkt“. Nicht die kleinen, aber die wesentlichen finanziellen Entscheidungen wie Investitionen und Finanzierungen überlassen viele Frauen gerne ihrem Partner. Fuhrmann führt das auf eine Unsicherheit dieser Frauen in finanziellen Belangen zurück. Diese stehe wiederum mit mangelnder Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Finanzthemen, immer komplexer werdenden Finanzprodukten und einem daraus resultierenden Wissensmanko in Zusammenhang.

„Es handelt sich um einen selbsterhaltenden Kreislauf, der umgekehrt werden muss. Verpflichtende Finanzbildung an Schulen – wie von der Bildungsdirektion Wien beschlossen – bzw. in einer späteren Lebensphase Finanzcoaching sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Denn besseres Finanzwissen bewirkt mehr Interesse am Finanzbereich und fördert – z. B. durch den Vergleich von Konditionen – eine realistische Einschätzung von Risiken. Dadurch werden Skills entwickelt, die zu mehr Geldbewusstsein führen und die in der Folge zu einer intensiveren Beschäftigung mit finanziellen Thematiken motivieren. Mit dem erlangten Finanzwissen können finanzielle Entscheidungen selbstbewusst und kompetent getroffen werden, anstatt sie anderen zu überlassen. Dies ist ein wichtiger Faktor für finanzielle Unabhängigkeit“.

Eine Möglichkeit für eine bessere finanzielle Stellung im Alter, wäre für Partner in der Elternzeit oder in der Zeit der Teilzeitarbeit, das Pensionssplitting. Leider ist die Option, obwohl diese bereits im Jahr 2005 eingeführt wurde, noch immer eher unbekannt. Beim Pensionssplitting können bis zu 50 Prozent der staatlichen Pensionsbeiträge vom Elternteil, der (mehr) arbeitet, zugunsten des anderen Elternteils übertragen werden – und das bis zum 7. Geburtstages des Kindes. Der nicht oder geringer erwerbstätige Elternteil erhält dementsprechend eine jährliche Teilgutschrift auf seinem Pensionskonto gutgeschrieben. Der durch das Pensionssplitting zusätzlich lukrierte Pensionsbetrag für den nicht oder weniger verdienenden Elternteil ist deutlich höher als die damit zusammenhängende Verringerung der Pensionshöhe des (besser) verdienenden Partners. Frauen nutzen das Pensionssplitting trotz des beachtlichen Effekts jedoch selten zu ihrem Vorteil. Interessanterweise wird dieses relativ häufiger dann vereinbart, wenn der Mann in einer Partnerschaft weniger verdient als die Frau und einige Zeit in Karenz geht.

Eine Studie von Greimel-Fuhrmann & Silgoner 2018 zeigt, dass es einzig in der Gruppe der Interviewten, die aus unterschiedlichen Gründen alleine leben, beim Problembewusstsein und Verständnis für finanzielle Angelegenheiten keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. „Frau kann, wenn sie muss“, bringt Fuhrmann dieses Ergebnis auf den Punkt.

„Handlungsbewusstsein wird geschaffen, wenn Frauen möglichst konkret und greifbar aufgezeigt wird, welcher Handlungsbedarf für sie besteht“, betont Dr. Marietta Babos, Gründerin der unabhängigen Finanzberatungsplattform „damensache.at“. Sie sieht Bedarf bereits bei jungen Frauen Berufscoaching zu machen, denn es ist ein wesentlicher Faktor bereits frühzeitig sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn Frauen haben bis heute häufig weniger gut dotierte Jobs – wie beispielsweise im Handel oder in der Gesundheits- und Krankenpflege.

„Es geht darum ‚out-of-the-box´ zu denken, sich über neue, gut bezahlte Berufschancen zu informieren, in Ausbildung zu investieren und seinen Marktwert zu kennen. Darüber hinaus braucht es ein Verständnis dafür, wie sich Erwerbsunterbrechungen, Teilzeitarbeit sowie unbezahlte (Betreuungs-)Arbeit auf die eigene finanzielle Situation auswirken – und das Bewusstsein, dass diese nicht als Angelegenheit der Frau, sondern der gesamten Familie verstanden werden“, so Babos. „Für Kinder spielt beim Umgang mit Finanzen die Vorbildwirkung zuhause eine enorme Rolle. Es ist daher durchaus wertvoll, mit ihnen u.a. eine kluge Einteilung des Taschengelds zu besprechen und ihr Interesse an Finanzthemen zu wecken.“ Es gibt kein „zu früh“ für die Auseinandersetzung mit den eigenen Finanzen, so die beiden Expertinnen unisono.

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