©Nizoli - stock.adobe.com
in

Weihnachtshoffnung

von Mag. Christian Sec

Kinder zweifeln nicht daran, dass es einen Weihnachtsmann gibt. Wir Erwachsenen aber haben gelernt, zu zweifeln, wir haben es zu einer neuen Philosophie gemacht. Wir zweifeln an allem: an dem Fortschritt, an den Menschen und an der Welt an sich. Wir sind stolz zu dieser seltsamen Spezies zu gehören, die ihr Seelenheil im Zweifel sucht. Der zivilisierte, fortschrittliche Mensch rühmt sich damit, ein großer Zweifler zu sein. Der Skeptizismus ist allgegenwärtig, sodass wir aufgefordert werden, sogar an uns selbst zu zweifeln. Sein oder Nichtsein, das ist hier die große Frage. Wir fragen uns in dieser Verkopftheit, woran wir noch zweifeln könnten. Der Zweifler wird zum Helden, der als größte Errungenschaft auch Argumente findet, um selbst die Liebe zu bezweifeln. Wollen wir aber überhaupt in einer Welt leben, in der wir nicht einmal die Hoffnung haben, von der Liebe aufgefangen zu werden? Der Zweifler bringt es sogar fertig, die Wunder in den Augen der Kinder irgendwann auszuradieren. „Wie könnte der Weihnachtsmann in so kurzer Zeit so viele Geschenke an die Kinder in der ganzen Welt verteilen?“, fragt er ebendiese. Er ist so überzeugend in seinem Zweifel, dass die Kinder irgendwann zu seiner „Sekte“ übertreten. Seine „Kirche“ wächst und wächst mit jedem Kind, das er bekehrt. Der Zweifler kennt nur eine Art von Grenzen, nämlich jene der Vernunft, die nicht weitergedacht werden können als bis zu dem bisher Gedachten. Daher ist es langweilig, ihm zuzuhören. Er erzählt immer nur davon, warum etwas nicht gehe. Der Zweifler ist wahrlich ein bedauernswertes Geschöpf, er kann nicht einmal das Schöne genießen, er muss sofort bezweifeln, dass es Schönheit gibt. Er meint, es liege im Auge des Betrachters, und sei daher nicht objektiv. Der Zweifler sieht in jeder guten Tat einen nicht so guten Hintergedanken, er bezweifelt das Gute und den Frieden, weil er immer den Krieg und das Böse sieht. Er misstraut dem Lachen und den Worten der Liebe. Er hat den Glauben verloren und damit die Flamme in seinem Herzen. Seine Vernunft leitet ihn jedoch in sein Unglück, auch weil er dem Glück nicht traut. Er wird für seine Klugheit und seine Vorsicht bewundert, denn er weiß um die Risiken, die das Leben birgt. Sein Geist wird auf Händen getragen. Ihm wird mit Ehrfurcht begegnet, wenn er die Welt erklärt. Er spricht mit Bestimmtheit und sein Wissen genügt ihm, um die Welt zu verstehen. Die große Masse hängt an seinen Lippen und trägt seine Gedanken in jede Kinderstube weiter. Er warnt vor den Glücksrittern, den Himmelstürmern und den Träumern, denn sie kennen weder ihre eigenen Grenzen noch die Grenzen der Welt. Sie sind diejenigen, die ihm ein Dorn im Auge sind, weil sie bedingungslos an sich und die Welt glauben. Sie sind eine Minderheit, weil sie niemanden bekehren wollen. Sie wollen niemanden davon überzeugen, weil ihnen ihr Glaube reicht. Sie kennen daher keine Grenzen, weil sie fest davon überzeugt sind, dass Grenzen menschengemacht sind. Sie glauben an ihre Vorstellungskraft und zweifeln nicht daran, dass es das Unvorstellbare geben kann. Dafür werden sie für verrückt gehalten und von der Gemeinschaft der Skeptiker ausgeschlossen. Nur wenige von ihnen bleiben standhaft und entziehen sich weiter dem Magnet der Masse. Es sind aber die wenigen Träumer, welche die Welt verändert haben. Die wenigen Träumer, die es noch vereinzelt unter uns gibt, die nicht an der Zweifleritis leiden, werden auch weiterhin die Hoffnung in dieser Welt weitertragen. Sie werden weiterhin ihre Gedanken nicht an das Zweifeln verschwenden, sondern an den Glauben. Und der Glaube dieser Spezies wird weiterhin Berge versetzen. Er wird Menschen zusammenbringen und neue Welten entdecken lassen. Der Glaube wird so stark sein, dass wir weiterhin Glück und Liebe empfinden. Auch wenn die Erfahrung traumatisch gewesen sein muss, von den Skeptikern zu erfahren, dass es kein Christkind oder keinen Weihnachtsmann gibt, so wünschen wir uns alle, die möglicherweise den Skeptikern auf den Leim gegangen sind, den Glauben daran zurück. Aber warum eigentlich nicht. Warum sollte es denn keinen Weihnachtsmann oder kein Christkind geben, wenn es doch auch Großzügigkeit und Liebe gibt. Die Kinderaugen verraten es uns doch, dass es nur ein wenig Wärme im Herzen braucht, sodass die Eisklumpen der Vernunft schmelzen und die unerklärlichen Wunder wieder sichtbar werden. Ja, es gibt das Christkind und damit wünsche ich Ihnen:

Frohe Weihnachten!

Neues Vorstandsmitglied

Frohe Weihnachten