FMA Vorstände Eduard Müller u. Helmut Ettl ©FMA
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Hohe Risiken trotz guter Zahlen

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Der Finanzmarkt zeigt sich trotz Krisen robust, jedoch fordert die Finanzmarktaufsicht bei Banken mehr Zurückhaltung bei der Vergabe von variablen Krediten ein.

Der österreichische Finanzplatz ist trotz der multiplen Krisen stabil und krisenfest, erklärt der Vorstand der Finanzmarktaufsicht Harald Ettl und Eduard Müller, bei der Jahrespressekonferenz der FMA. Die Kernkapitalquote im Bankensektor liegt bei 16,3 Prozent und der Anteil notleidender Kredite ist auf einem historisch niedrigen Niveau. Jedoch zeigen sich durch Inflation und abrupter Zinswende auch Gefahren, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. „Wenn Immobilienpreise in den letzten zehn Jahren um 10 Prozent pro Jahr steigen und damit doppelt so stark als das Einkommen, dann ist das ein Alarmsignal“, so Ettl. Laut Zahlen der OeNB sind Wohnimmobilien in Österreich derzeit um rund 33 Prozent überbewertet. Die Empfehlungen seitens der FMA bezüglich einer nachhaltigen Kreditvergabe wurden leider nicht sehr ernst genommen, erklärte Ettl. Daher war die KIM-Verordnung (Kreditinstut-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) der FMA als präventive Maßnahme notwendig geworden, um den Kreditmarkt abzukühlen. Mit den steigenden Zinsen sei zwar die Kreditvergabe „dramatisch“ zurückgegangen, jedoch bereitet der FMA, der steigende Anteil an variablen Krediten, Sorgen.  Mit Jänner 2023 stieg der Anteil variabler Kredite von rund 40 Prozent auf 56 Prozent. „Das ist ein Zeichen für grenzwertige Finanzierung“, so Ettl. Die Finanzierung mit variablen Zinsen, passiere auf dem Prinzip Hoffnung. Der Rat des Finanzmarktstabilitätsgremium bei variablen Krediten statt 40 Prozent, 30 Prozent Schuldendienstquote als Höchstgrenze zu erlauben, sei von den Banken nicht umgesetzt worden, so der FMA-Vorstand. Beim Engagement der Raiffeisen Bank International (RBI) sieht Ettl keine existenzielle Gefährdung der Bank. „Im Worst Case würde die Bank einen schmerzhaften Prozess durchleben, aber überleben“. Die beiden von der RBI überprüften Varianten Verkauf oder Abspaltung, werden von der FMA sehr positiv beurteilt.

Hohe Zinsen stabilisieren Lebensversicherungssegment

Die österreichischen Versicherungsunternehmen verfügen trotz multipler Krisen weiterhin über eine stabile Solvabilität. Der Solvabilitätsgrad der Branche beträgt 244 Prozent und liegt damit weit über der notwendigen 100 Prozent-Marke. Die eingeleitete Zinswende hat sich für die Lebensversicherung, die unter anhaltenden Druck des Niedrig- und Negativzinsumfeldes massiv gelitten hat, als durchaus positiv herausgestellt, so Ettl. Die von der FMA verordnete zusätzliche Risikovorsorge in der Lebensversicherung (ZZR) ist mit rund 1,5 Mrd. Euro Rückstellungen gut dotiert und leistet einen wichtigen Beitrag, die Herausforderungen durch das langanhaltende Niedrigzinsumfeld abzufedern. Ettl kündigte dabei an, dass wenn die Zinsentwicklung so weitergehe, es zur Auflösung dieser Maßnahme kommen könnte. Weiters wolle der FMA-Vorstand eine weitere Intensivierung der Vor-Ort-Maßnahmen vornehmen. Wurde 2008 nur jedes achte Unternehmen Vor-Ort geprüft, so war es 2022 bereits jedes fünfte Unternehmen. Auch die Digitalisierung schreitet voran. Mit Textmining-Tools wird die Vollständigkeit der Produktinformationen überprüft. Ein Umwelttool verbindet Geodaten mit Klima- und Finanzdaten, um Risikoszenarien für einzelne Unternehmen zu beschreiben.

Nach weiterem Zinsschritt – Hoffnung auf Zinssenkung wächst

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