©julian-dik--unsplash
in

Wo das Land endet und das Meer beginnt

von Mario Passini

Jeder – oder fast jeder – hat so seinen Sehnsuchtsort. Für den einen ist es das sprichwörtliche Ohrensofa, für den anderen der Balkon. Für Dame Marilyn ist es der Schönheitssalon und für manche ist es das vertraute Bankerl im Beserlpark. Für mich ist es Portugal.

Das Erste, was man bei der Ankunft in Lissabon bemerkt, ist nicht die Schönheit der Architektur oder die Pracht der Landschaft, sondern die Herzlichkeit der Menschen. Portugiesen begrüßen dich mit einem Lächeln und einer Offenheit, die berührt. Das erste Mal war ich mit zwölf Jahren dort. Nicht als Tourist, sondern als „Botschafter österreichischer Musikkultur“ – ein recht pathetischer Ausdruck für ein Chormitglied der Wiener Sängerknaben.

Seitdem lässt mich dieses Land nicht mehr los. Portugal ist mein Sehnsuchtsort. Viel könnte ich von dieser Reise im Jahre 1947 erzählen. Vom Flug mit einer rüttelnden DC3. Von Hochwürden Rektor Schnitt, dem Chef der Compagnie, streng und gläubig. Gott hab ihn selig. Vom Schlafen in einem Steinsarg im Kloster. Aber hier geht es nicht um meine Erlebnisse. In diesem Bericht soll der Fokus auf Portugal liegen. Dem Land des Fado, der berühmten, blauen azulejo-verzierten Kacheln, der Pastéis de Nata, einem traditionellen Gebäck, der sanften Hügeln des Alentejo oder den goldenen Stränden der Algarve. Dies ist kein vollständiger Reisebericht, kann es nicht sein. Es ist nur eine inspirierende Einladung, die Lust darauf machen soll, diese Reise anzutreten.

Lissabon

Ein Spaziergang durch die alten Viertel des Bairro Alto oder eine Fahrt mit der Straßenbahnlinie 28, so kann man die Stadt der sieben Hügel am besten kennenlernen. Das Castelo de São Jorge, eine altehrwürdige Festungsanlage der Mauren, ist ein Muss für jeden Besucher. Von der Alfama, der Altstadt, aus hat man einen großartigen Rundblick über die Hauptstadt.

Und man ist nahe jener großen Werbetafel, welche den berühmten Portwein, einen Sherry, anpreist. Sein Name: Sandeman. Am besten lässt sich die Stadt von einem ihrer Miradouros (Aussichtspunkte) aus erkunden. Einer der beliebtesten ist der Miradouro de Santa Luzia. Auch hier findet man die berühmten blauen, gemusterten Kacheln. Und Schatten unter Weinreben. Eine andere Aussicht genießt man, wenn man mit der Fähre von Cais do Sodré nach Cacilhas fährt und dem Ufer entlang zum Ponto Final, einem Restaurant am Wasser, geht. Spezialität hier? Natürlich: Fruto do Mar – Meeresfrüchte.

Des Besuchers Pflicht ist es, das Castelo de São Jorge zu besuchen. Die altehrwürdige Festungsanlage wurde im Jahre 1147 von den Mauren erbaut und durch das große Erdbeben 1755 zerstört. In Belem muss man das „Denkmal der Entdeckungen“ bestaunen. An dessen Spitze steht Heinrich der Seefahrer. Die Portugiesen sind hervorragende Seefahrer und Entdecker. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. Nicht entgehen lassen sollte man sich auch eine Fahrt über die Brücke des 25. Aprils, hin zur riesigen Statue von Cristo Rei. Der Bus 101 bringt die Besucher direkt ans Ziel. Zur Information: Am 25. April 1974 war das Ende einer autoritären Diktatur und das Land wurde zu einer Demokratie. Als wir Sängerknaben den Tejo (Fluss bei Lissabon) überquerten, gab es die Brücke noch nicht. Wir mussten mit einem Boot über den fast drei Kilometer breiten, gewaltigen Fluss, der von Touristen oft mit dem Meer verwechselt wird. Viele der Knaben opferten der Seekrankheit. Ich auch.

Später am Abend sollte man, erkundungsfreudig, den Fado, Portugals schmerzlich-traurige Musik, hören. Das kann man bei einer, kostenlosen Live-Shows im Povo – einer Restaurant-Bar. Hier wird das Konzept der Tasca wiederbelebt, bei der, jeden Abend, junge, talentierte Fadistas spielen und singen. Zur Erklärung: Tasca nennt man hierzulande einen Ort, an dem man entspannt eine Kleinigkeit essen oder ein Gläschen Portwein genießen kann. Natürlich sind das alles nur einige, wenige Ausflugs- und Besichtigungs-Tipps. Denn mit Lissabons Geschichte, Pracht und Herrlichkeit kann man Bücher füllen. Also gilt es hinzufahren, alles zu bestaunen, zu erkunden und zu erleben.

Cabo da Roca

Wo das Land endet und das Meer beginnt. Es ist der westlichste Punkt Europas. Rund 40 Kilometer von Lissabon entfernt und ein absolutes Muss, dort gewesen zu sein. Eine charmante Pousada (ein Landgasthaus und Hotel) bietet Erholung und eine faszinierende Aussicht auf das Meer. Das Lokal ist bis an die steilen Klippen vorgebaut, sodass man in der Tiefe den wilden Atlantischen Ozean sehen kann, der schon mal Wellen von bis zu dreißig Meter Höhe an die Küste donnern lässt. Und mit etwas Glück erlebt man einen traumhaften Sonnenuntergang, der den Atlantik in ein magisches, goldenes Licht taucht. Und gleich hinter dem Horizont ist schon Südamerika. Es ist einer der spektakulärsten Orte der portugiesischen Küste.

Mehr dazu lesen Sie in der August Print Ausgabe von risControl

Globale Hochzinsanleihen – aktiv und selektiv bleiben

NIMBY: Not in my backyard