Michael Kordovsky
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US-Zinssenkungs­hoffnungen zu verfrüht!

von Michael Kordovsky

Sowohl in den USA als auch im Euroraum blieben die Leitzinsen zuletzt unverändert bei je 5,25 bis 5,50 % bzw. 4,50 %. Doch in den USA bleibt die Wirtschaft robust. Das US-BIP-Wachstum beträgt im vierten Quartal 2023 satte 3,1 % und die Stundenlöhne in der Privatwirtschaft (ex Agrar) stiegen um 4,3 % und das in einem Umfeld der Vollbeschäftigung.

Aussagen geldpolitischer Entscheidungsträger und eines Bankmanagers ernüchtern

Jamie Dimon, langjähriger CEO von J.P. Morgan, warnt deshalb und angesichts geopolitischer Faktoren vor einem deutlichen Anstieg der US-Leitzinsen. So weist er in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre auf geopolitische Risiken, wie den Krieg in der Ukraine, den Krieg zwischen Israel und der Hamas sowie die politische Spaltung in den USA hin, „die alles seit dem Zweiten Weltkrieg in den Schatten stellen könnten“. Für Dimon sind vor allem die hohen Rüstungsausgaben der USA inflationär und er befürchtet sogar einen Leitzinsanstieg auf 8 % oder mehr. Fast gleichzeitig sorgte Fed-Mitglied, Neel Kashkari, mit der Aussage für Aufsehen, dass es in diesem Jahr möglicherweise gar keine Zinssenkungen geben werde. Und ein weiterer geldpolitischer Entscheidungsträger, der Fed-Chef von New York, John Williams, hält bei entsprechender Datenlage sogar Leitzinserhöhungen möglich. Auch Fed-Chef, Jerome Powell, dämpfe die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen. „Im Moment ist es angesichts der Stärke des Arbeitsmarktes und der bisherigen Fortschritte bei der Inflation angebracht, der restriktiven Politik noch mehr Zeit zum Wirken zu geben“, zitiert ihn das „Wall Street Journal“.

Hartnäckige Inflation

Fakt ist, dass sowohl im Februar als auch März die Inflationsraten über den Analystenerwartungen lagen. Von Februar auf März stieg in den USA die Inflationsrate von 3,2 auf 3,5 %. Die Kerninflation (Inflationsrate ex Nahrungsmittel und Energie) stieg um 3,8 % während das Stabilitätsziel der Fed bei einer Inflationsrate von 2 % liegt. Die Preise für Dienstleistungen ex Energie stiegen um 5,4 %, was auf hartnäckige Lohninflation hindeutet, die noch länger anhalten könnte.

Angesichts dieser Rahmenbedingungen verschoben sich die Markterwartungen einer Leitzinssenkung von Juni auf September dieses Jahres und die Renditen zehnjähriger US-Treasuries stiegen auf Monatssicht (per 19. April) um 32 Basispunkte auf 4,61 %.

Sollten die Leitzinsen in den USA hoch bleiben oder gar steigen, bremst dies auch die Zinssenkungsspielräume der EZB. Denn viele Importprodukte, insbesondere Rohstoffe, werden in US-Dollar fakturiert. Steigt die Zinsdifferenz zwischen US-Dollar und Euro, dann könnte dies nämlich über einen weiteren Dollarkursanstieg die Importpreise verteuern was inflationär wirken.

 

 

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