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Kampf gegen Erderhitzung erfordert das Ende von Bitcoin & Co

von Michael Kordovsky

Aufgrund starker Preisschwankungen ist im seriösen und legalen täglichen Leben eine praktische Verwendung von Bitcoins schwer umsetzbar und sie wird von der Mehrheit der Marktteilnehmer gar nicht gewünscht. Vielmehr bleiben Kryptowährungen (Ausnahme Stablecoins) damit ein Spekulationsobjekt für Cyber-Glücksritter und noch viel schlimmer – die Standardwährung der kriminellen Transaktionen des Darknets (betrifft primär Bitcoins). Auch Erpressungsgelder von Hackern werden in der Regel in Bitcoins gefordert. Dafür soll man für das Mining von Bitcoins Unmengen an Energie verschwenden und CO2 in die Atmosphäre blasen? Während der ökologische Fußabdruck von Bargeld kaum ins Gewicht fällt, decken diverse Untersuchungen eine regelrechte Ökokatastrophe der Bitcoins auf:

Mehr Stromverbrauch als Schweden und Pakistan

Mit 137,68 Terawattstunden pro Jahr ist der Energieverbrauch des gesamten Bitcoin-Netzwerkes höher als jener zahlreicher Länder, wie zum Beispiel der Niederlande (117,6 TWh) oder Schwedens (135,6 TWh). Einer im Oktober 2023 veröffentlichten Studie des Institute for Water, Environment and Health der United Nations University zufolge, liegt der Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks im globalen Vergleich mit dem Energieverbrauch aller Staaten der Erde auf Rang 27. Das war Stand Juli 2023. Schon damals hat der Stromverbrauch der Bitcoins über dem Niveau des bevölkerungsreichen Pakistans gelegen. Dabei ist das Bitcoin-Netzwerk der Studie zufolge stark auf fossile Energiequellen angewiesen, wobei der Kohleanteil bei 45 Prozent liegt. Von 2020 bis 2021 führte dies zu einem Ausstoß von über 85,89 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (wie beim Betrieb von 190 Gaskraftwerken). Dieses Faktum steht im Widerspruch zum weit vermittelten Bild, dass hinter den Mining-Ausrüstungen primär Windräder und Photovoltaikanlagen stehen.

Billiger fossiler Strom zum Bitcoin Mining

In Wirklichkeit zieht es die Karawane der Bitcoin, wo der Strom am günstigsten ist. Da kommen dann wieder die Golfstaaten, Russland, Kasachstan und die USA ins Spiel. Dort gibt es reichlich günstige fossile Energie. Von Jahr zu Jahr wird wegen steigender Komplexität, der im Rahmen des Minings zu lösenden Rechenaufgaben noch mehr Energie pro Bitcoin verbraucht. Somit wird mit steigender Komplexität des Minings der zukünftige Stromverbrauch noch weiter zunehmen, weshalb sich dieser Trend noch zusätzlich verstärken könnte. Neben Bitcoin gibt es noch eine Reihe anderer Kryptowährungen, und der ökologische Fußabdruck der Kryptowährungen, insbesondere Bitcoins, umfasst auch den Wasserverbrauch für Kühlsysteme und Luftbefeuchtung der Rechenzentren und indirekt jenen, der mit der Erzeugung des Stroms verbunden ist, der für den Betrieb der Mining-Farmen notwendig ist.

Alleine der Wasser-Fußabdruck pro auf der Bitcoin-Blockchain verarbeiteter Transaktion habe sich 2020 auf 5.231 Liter belaufen und ist auf 16.279 Liter im Jahr 2021 angestiegen. Letztendlich kommt noch die Entstehung von Elektronikschrott hinzu, der entsorgt und recycelt werden muss. Zum Wasserverbrauch von Bitcoins gibt es eine interessante Studie mit dem Titel: „Bitcoin’s growing water footprint“. Autor ist Alex de Vries, Doktorand an der Vrije Universiteit Amsteram.

Mögliches Szenario: Bitcoin-Mining-Verbot im Interesse des Klimaschutzes

Die EZB schreibt auf ihrer Webseite: „Wir sind fest entschlossen, im Rahmen unseres Mandats unseren Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen.“ Und sie verweist auf drei Ziele:

1) Steuerung von Klimarisiken: O-Ton: „Wir arbeiten daran, die Klimarisiken für geldpolitische Geschäfte und Anlagegeschäfte sowie für das Finanzsystem besser einschätzen, überwachen und steuern zu können.“

2) Unterstützung des grünen Wandels: O-Ton: „Wir unterstützen einen geordneten Übergang zu einer CO2-neutralen Wirtschaft mit Maßnahmen, die in unseren Aufgabenbereich fallen. Dazu gehören die Förderung der Entwicklung eines nachhaltigen Finanzwesens und die Schaffung von Anreizen für ein grüneres Finanzsystem.“

3) Förderung weitergehender Maßnahmen: O-Ton: „Außerdem befassen wir uns in enger Zusammenarbeit mit europäischen und internationalen Partnern mit Themen rund um Klima und nachhaltiges Finanzwesen.“

Quelle und genauere Details: https://www.ecb.europa.eu/ecb/climate/html/index.de.html

Ein Bitcoin-System steht diametral zu den Zielen der EZB und auch zum Wesen moderner digitaler Zahlungsinfrastrukturen. Letztere sollten sich neben Sicherheit auch durch Energieeffizienz auszeichnen. Als ergänzendes digitales Zahlungsmittel und zum Ansparen von Geldern könnte zukünftig ein E-Euro wertvolle Dienste leisten. Hingegen, was Bitcoins anbelangt, stellt sich die wohl berechtigte Frage: „Ist es das, was die Welt wirklich braucht?“.  Im Sinne des Klimaschutzes und der Bekämpfung von Geldwäsche und Cyberkriminalität erscheint eines Tages ein Verbot von bestimmten Kryptowährungen nicht mehr so abwegig.

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