Im Bild v.l.n.r.: Dr. Peter Hajek, Dr. Ralph Müller, Mag. Rémi Vrignaud, Mag. Christian Eltner Versicherungsverband Österreich VVO/APA-Fotoservice/Rudolph
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Sechs von zehn Österreichern fürchten um Lebensstandard in der Pension

VVO

In der aktuellen Pressekonferenz des VVO wurden die Ergebnisse einer repräsentativen Studie vorgestellt, die von Unique Research im Auftrag des VVO zum Vorsorgeverständnis in Österreich durchgeführt wurde. Die Studie zeigt, dass sechs von zehn Österreichern befürchten, ihren gewohnten Lebensstandard im Ruhestand nicht halten zu können. Diese Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit, sich intensiver mit dem Thema Altersvorsorge auseinanderzusetzen.

Das Vertrauen in die staatliche Pension ist leider gering. Bei einer durchschnittlichen Alterspension von derzeit 1.579 Euro brutto im Monat überrascht das wohl kaum. Junge Menschen sorgen sich besonders, dass die staatliche Pension für sie nicht reichen wird, oder fragen sich, ob sie später überhaupt noch eine Pension bekommen werden. Aber sie wären durchaus bereit, selbst ergänzend vorzusorgen, können es sich aber oft nicht leisten. „Die Politik muss ihrer Verantwortung gerecht werden und die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit die private Vorsorge für alle attraktiver wird“, betont Mag. Christian Eltner, Generalsekretär des Verbandes der Versicherungsunternehmen Österreichs VVO.

Die Studie zeigt auch, dass 41 Prozent der Befragten eine private Pensionsvorsorge haben. Dabei sind Männer mit 45 Prozent etwas besser abgesichert als Frauen mit 36 Prozent. Die Vorsorgebereitschaft hängt stark vom Einkommen ab: Bei einem Nettoeinkommen bis 2.000 Euro haben nur 30 Prozent vorgesorgt, während es bei einem Einkommen über 3.000 Euro 54 Prozent sind. Von denen, die keine private Pensionsvorsorge haben, geben 37 Prozent an, sich die Finanzierung nicht leisten zu können oder zu wollen. Fehlende steuerliche Anreize sind für 20 Prozent ein Grund, während 13 Prozent meinen, sie könnten dies später nachholen. Die staatliche Pension allein reicht vielen nicht aus, weshalb sie über private Zusatzpensionen nachdenken. Die Befragten sehen das ideale Alter, um mit privater Vorsorge zu beginnen, bei durchschnittlich 28 Jahren. Bezüglich der Auszahlungsform bevorzugen 49 Prozent eine monatliche Auszahlung, während 39 Prozent eine Einmalauszahlung bevorzugen.

Rückschlüsse und Forderungen

Mag. Rémi Vrignaud, Präsident des VVO betonte, dass Sicherheit ein wesentlicher Faktor bei der Altersvorsorge ist. Besonders jüngere Menschen sind offen für Vorsorge, wollen aber kein hohes Risiko bei der Investition. Die Versicherungswirtschaft ist sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst und bietet Produkte und Lösungen an, um der Bevölkerung die Angst vor Altersarmut zu nehmen. Die Versicherungswirtschaft in Österreich veranlagt pro Jahr über 70 Milliarden Euro und täglich werden aus der Lebensversicherung 29 Millionen Euro ausgezahlt, das zeigt die starke Kompetenz und Stärke der Versicherer. „Das Bild ist eindeutig: Die staatliche Altersvorsorge stößt an ihre Grenzen. Diese Botschaft ist schon bei den Österreichern angekommen und vier von zehn können sich vorstellen, privat vorzusorgen – vor allem bei Jüngeren steigt die Bereitschaft. Die Politik sollte die Signale erkennen und die Eigenvorsorge endlich mit attraktiven Anreizmodellen fördern. Die Versicherungswirtschaft ist sich Ihrer sozialen Verantwortung bewusst und bietet verschiedene Modelle zur Eigenvorsorge an – auch für jene, deren finanzielle Situation eingeschränkt ist. Es braucht jetzt den politischen Willen, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Eigenvorsorge für alle attraktiv wird. Beispielsweise durch eine Halbierung der Versicherungssteuer auf Lebensversicherungsprodukte.“

Der demografische Wandel lastet schwer auf dem Pensionssystem. Trotz des deutlichen Anstiegs der Lebenserwartung verharrt das Pensionsantrittsalter auf dem gleichen Niveau wie vor 50 Jahren. Die Folge, der Staatshaushalt wird immer stärker belastet und Österreichs Wettbewerbsfähigkeit verliert an Boden. Hinzu kommt, dass Forschung und Entwicklung – durch die hohen Budgetzuschüsse für die Pensionen – die nötigen Mittel fehlen und die Innovationskraft in Österreich mittel- bis langfristig weiter zurückgeht. „So fehlt für wesentliche Zukunftsinvestitionen wie etwa im Gesundheitswesen, in der Bildung oder für die grüne Transformation die finanziellen Mittel – und das geht auf Kosten der nächsten Generationen“, sagt Dr. Ralph Müller, Vize-Präsident des Verbandes der Versicherungsunternehmen Österreichs VVO. Um das Pensionssystem zukunftsfit zu machen, plädiert er für das sogenannte Cappuccino-Modell. Also einer Kombination aus staatlicher Pension (1. Säule), Betriebspension (2. Säule) und privater Vorsorge (3. Säule). Dabei ist der Kaffee die staatliche Pension, der Milchschaum die betriebliche Rente und der Kakao – quasi on-top – steht für die private Vorsorge. „Das Cappuccino-Modell hat sich in vielen Staaten wie etwa in der Schweiz und den Niederlanden bereits seit Jahrzehnten bewährt. Und es ist somit kein Wunder, dass diese Pensionssysteme zu den nachhaltigsten der Welt zählen, währenddessen das österreichische Modell mehr und mehr auf die hinteren Ränge abrutscht“, so Müller.

Die Forderungen des VVO umfassen steuerliche Erleichterungen und die Anpassung bestehender Freibeträge. Eine Halbierung der Versicherungssteuer für Lebensversicherungsprodukte und die Valorisierung des seit 1975 unveränderten Freibetrags von 300 Euro jährlich auf 1.200 Euro sind zentrale Anliegen. Diese Maßnahmen würden die Attraktivität privater Vorsorgeprodukte erhöhen und dazu beitragen, dass mehr Menschen vorsorgen können.

 

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