Michael Kordovsky
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Unterschätzte Preistreiber: Geopolitische Konflikte, Klimawandel und Lohninflation

von Michael Kordovsky

Die Dynamik der Inflation wird von verschiedenen, oft unterschätzten Faktoren beeinflusst. Besonders hervorzuheben sind geopolitische Konflikte, klimatische Veränderungen und die Lohninflation, die zusammengenommen signifikante Preistreiber darstellen.

Geopolitische Konflikte und ihre Auswirkungen auf die Inflation

Geopolitische Konflikte haben in der Vergangenheit wiederholt zu erheblichen Preisschocks geführt. Ein klassisches Beispiel ist der Erdölschock von 1973, ausgelöst durch den Yom-Kippur-Krieg. Die Entscheidung der OAPEC-Länder, die Ölproduktion zu drosseln, führte zu einem sprunghaften Anstieg der Ölpreise, was eine massive Inflation in Europa und den USA zur Folge hatte. Ängste vor Ölangebotsverknappung trieben 1979 während der iranischen Revolution die Ölpreise nach oben. Am 2. August 1990 führte die Invasion Kuwaits durch den Irak zu einem weiteren Erdölschock, der die Inflation auf hohem Niveau hielt.

Der jüngste Erdgas-Preisschock wurde durch den Ukraine-Krieg 2022 ausgelöst. Die Abhängigkeit Europas von russischem Erdgas führte zu massiven Preissteigerungen. Dies hatte nicht nur direkte Auswirkungen auf die Energiekosten, sondern beeinflusste auch die Produktionskosten zahlreicher Industrien und führte zu einer allgemeinen Preissteigerung.

Klimawandel und Missernten

Der Klimawandel ist ein weiterer struktureller Preistreiber. Durch häufigere und intensivere Wetterextreme, wie Dürren und Überschwemmungen, kommt es zu Missernten, die die Preise für Agrarprodukte in die Höhe treiben. Ein prominentes Beispiel ist die Verteuerung von Kakao aufgrund schlechter Ernten in Westafrika, einer der Hauptanbauregionen. Ebenso hat der Ukrainekrieg den Weizenexport der Ukraine stark beeinträchtigt, was zu globalen Preissteigerungen für Weizen und daraus hergestellte Produkte führte.

Lohninflation

Die Lohninflation ist ein weiterer signifikanter Preistreiber, der den „Leitzinsoptimisten“ einen Strich durch die Rechnung macht. Nach der Faustregel der Volkswirtschaft bewirken zehn Prozent Lohnerhöhungen eine zusätzliche Inflationsrate von drei Prozentpunkten. In jüngster Zeit konnten Gewerkschaften in Europa inflationsbedingt hohe Tarifabschlüsse erzielen. Daher beschleunigte sich die Teuerung der nominalen Arbeitskosten pro Stunde im Euroraum vom vierten Quartal 2023 auf das erste Quartal 2024 von 3,4 auf 5,1 Prozent. Noch deutlicher war der Anstieg der Lohnkosten von 3,2 auf 5,3 Prozent, trotz einer andauernden Kontraktion des Industriesektors. Während das BIP-Wachstum im ersten Quartal 2024 lediglich 0,4 Prozent betrug und die Industrieproduktion im April um drei Prozent schrumpfte, herrschte am Arbeitsmarkt eine Personalknappheit wie in einer Phase der Hochkonjunktur. Die Arbeitslosenquote sank im April 2024 auf ein Rekordtief von 6,4 Prozent, während die Quote offener Stellen im ersten Quartal 2024 bei 2,9 Prozent lag. Die demografischen Entwicklungen, wie die Pensionierungswelle der Babyboomer und die anspruchsvollen Gehaltsforderungen der Generation Z, verstärken dieses Ungleichgewicht. Bis fortschrittliche KI-Technologien und Automatisierung die Lücke füllen, bleibt die „Lohninflation“ eine erhebliche Herausforderung in Europa.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass geopolitische Konflikte, klimatische Veränderungen und Lohninflation unterschätzte, aber wesentliche Preistreiber sind. Ihre Auswirkungen auf die Inflation sind tiefgreifend und komplex, erfordern jedoch eine sorgfältige Beobachtung und Anpassung der wirtschaftspolitischen Maßnahmen.

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