Wir haben mit Mag. Martin Moshammer, Niederlassungsleiter der ROLAND Rechtsschutz- Versicherungs-AG, über die 30-jährige Tätigkeit von ROLAND in Österreich, die Entwicklung von Produkten, die Rolle als Nischenbieter, aber auch über allgemeine Finanzbildung sowie ihr Leitbild als Spezialist für Spezialfälle gesprochen.
ROLAND Rechtsschutz ist seit 30 Jahren am österreichischen Markt aktiv, und ich denke, wir haben uns in Österreich gut etabliert. Wir sind einer der wenigen reinen Rechtsschutzversicherer, und das bringt gewisse Herausforderungen mit sich. Im Vergleich zu einem Kompositversicherer, der Schwankungen in verschiedenen Sparten ausgleichen kann, haben wir diese Möglichkeit nicht. Wir sind die Experten für den Bereich Rechtsschutz. Vor acht Jahren haben wir einen fundamentalen Wandel in unserer Ausrichtung vorgenommen, was nicht jeder Vermittler sofort goutiert hat. Heute sehen wir jedoch, dass dieser Schritt notwendig und richtig war.
Was hat sich in diesen 30 Jahren am Markt der Rechtsschutzversicherung verändert?
Das Produkt selbst hat sich nicht grundlegend geändert, aber der Zugang zur Sparte Rechtsschutz ist ein anderer geworden. Früher war der klassische Ansatz, dass wir die Kosten erstatteten, wenn der Kunde ein Problem hatte. Heute wollen Kunden eher eine Lösung für ihr Rechtsproblem als einen Gerichtsprozess. Wir haben daher den Ansatz geändert, vom reinen Kostenerstatter zum Konfliktlöser. Ein Beispiel dafür ist unsere telefonische Rechtsberatung, die es zu Beginn nicht gab und die heute sehr geschätzt wird. Kunden können sich bei uns eine juristische Meinung einholen, haben aber weiterhin die Möglichkeit, den Beratungs-Rechtsschutz bei einem Rechtsanwalt in Anspruch zu nehmen.
Hat sich damit auch eine Verschiebung der Leistungskosten ergeben?
Natürlich. Es ist ein Weg, den allgemeinen Trend steigender Kosten zu bremsen. Die Anwaltskosten sind im Mai 2023 um 20 Prozent gestiegen, und auch im Strafrechtsschutz gibt es immer mehr regulatorische Herausforderungen, die die Kosten in diesem Bereich in die Höhe treiben. Diese Entwicklungen erhöhen nicht nur das Risiko, sondern auch die Auszahlungen, die wir als Rechtsschutzversicherer leisten müssen. Daher ist es auch ein Hebel für uns, das Prämienniveau stabil zu halten.
Sie sind ein Verfechter von freiwilligem Selbstbehalt, wie sehen das die Kunden?
Es gibt noch einen weiten Weg zu gehen. In Österreich spielt das Thema Selbstbehalt auf freiwilliger Basis eine untergeordnete Rolle, was ich für ungerechtfertigt halte. Der Versicherungsgedanke sollte sein, sich gegen etwas abzusichern, was man finanziell nicht selbst stemmen kann. Bei Firmenkunden sehen wir jedoch einen stärkeren Zuspruch für Selbstbehalte.
Die steigende Regulatorik betrifft auch immer mehr Klein- und Mittelbetriebe, gibt es eine Awareness für mehr Absicherung der eigenen Person?
Das ist eine gute Frage. Unser Manager-Rechtsschutz, den ich hier gerne als Produkt hervorhebe, ist eines unserer Flaggschiffe. Am Markt gibt es kaum Anbieter, die unser umfassendes Leistungsangebot bieten können. Wir haben einen deutlich erhöhten Zuspruch verzeichnet, der in den letzten Jahren und Monaten kontinuierlich gestiegen ist. Die Akteure sind sich zunehmend der finanziellen Risiken bewusst, denen sie ausgesetzt sind, und es geht oft um ihre Existenz und den Reputationsschaden. Selbst wenn man freigesprochen wird, bleiben oft ein gewisser Makel und das Gros der Kosten haften. Die Sensibilität für diese Risiken ist enorm gestiegen, aber das gesamte Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Das komplette Interview können Sie in der Juli Print Ausgabe von risControl lesen.