Hartwig Löger, Monika Köppl-Turyna und Andreas Treichl (© Valerie Maltseva)
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Forderung nach Neu­ausrichtung des staatlichen Pensions­systems

VIG/ERSTE Stiftung

Auf Basis der Ergebnisse einer aktuellen internationalen Studie von EcoAustria – Institut für Wirtschaftsforschung wollen Löger und Treichl die Debatte um eine grundlegende Reform des Pensionssystems neu anstoßen und versachlichen. Die Studie bildet den Ausgangspunkt für weitere gemeinsame Aktivitäten seitens ERSTE Stiftung und Vienna Insurance Group (VIG). Ziel ist, durch eine breite gesellschaftliche Diskussion ohne vorgefertigte Lösungen einen Transformationsprozess einzuleiten, der die Leistungsfähigkeit des österreichischen Pensionssystems steigert und die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Österreich stärkt.

Österreich hat ein gutes und im Vergleich zu anderen Ländern großzügiges Pensionssystem, zu dessen Stärken sein Umverteilungseffekt zählt. In Zukunft wird es allerdings erheblich schwieriger und teurer, es zu erhalten. Während Österreichs Ausgaben für Pensionen deutlich über dem EU-Schnitt liegen und weiter ansteigen, sinken die Leistungen in Zukunft; Fakten, die zwar immer wieder diskutiert aber bislang nicht wirksam adressiert wurden. Andreas Treichl, Chairman des Aufsichtsrats der ERSTE Stiftung, und Hartwig Löger, Vorstandsvorsitzender der Vienna Insurance Group (VIG) haben das Thema aufgegriffen. Die von ihnen beauftragte EcoAustria-Studie macht elf europäische Pensionssysteme miteinander vergleichbar und gibt damit erste, konkrete Ansatzpunkte für eine wirksame Pensionsreform in Österreich.

„Ziel der Studie war, zu verstehen, welche nachhaltigen Lösungen für sichere Pensionssysteme es in anderen europäischen Ländern gibt. Damit wollen wir die immer wieder aufkeimende Diskussion rund um die so dringend notwendige Pensionsreform versachlichen und auf ein neues Level heben. Wir sind überzeugt, dass es gelingen kann, das österreichische Pensionssystem grundlegend zu verbessern und damit eine langfristige und faire Lösung für die zukünftigen Generationen zu finden. Andere europäische Länder wie Dänemark oder Schweden weisen uns hier den Weg“, so Hartwig Löger.

Dass Österreichs Ausgaben für Pensionen aus dem Staatsbudget gestützt werden müssen, ist bekannt. Aktuell sind Österreichs öffentliche Ausgaben für Pensionen die vierthöchsten in der OECD und liegen deutlich über dem EU-Durchschnitt. Ohne Reformen werden sie weiter steigen. Monika Köppl-Turyna, Direktorin von EcoAustria, zu den Details des Ländervergleichs: „Oft wird argumentiert, dass die Ausgaben nur moderat zunehmen werden. Aber auch das wird nicht ohne Folgen bleiben: die Durchschnittspension wird relativ zum Durchschnittslohn sinken und das Risiko von Altersarmut demnach größer werden. Der Vergleich mit anderen Ländern und ihren Pensionssystemen zeigt, dass die Einbeziehung kapitalgedeckter Komponenten die Pensionen nachhaltig sichern kann. Die kapitalgedeckte Altersvorsorge versteht sich als Ergänzung bzw. Weiterentwicklung zum vorherrschenden Pensionssystem mit Umlageverfahren. Beim Kapitaldeckungsprinzip wird Vermögen angehäuft und auf dem freien Kapitalmarkt angelegt, um später daraus eine Pensions- oder Kapitalleistung zu beziehen.“

So liegt beispielsweise das Verhältnis von Durchschnittspension zu Durchschnittslohn (globale Ersatzrate) in Dänemark bei 61 Prozent und in den Niederlanden bei 67 Prozent, während dieser Wert in Österreich lediglich 56 Prozent beträgt. Sowohl die Niederlande als auch Dänemark setzen auf teilweise kapitalgedeckte Pensionssysteme und entlasten damit ihre Staatsbudgets.

Andreas Treichl zur Forderung nach einer Reform: „Wir wollen das für Österreich beste Pensionssystem finden. Die Studie schafft eine gute Grundlage, um Alternativen besser und transparenter zu beurteilen und unvoreingenommen darüber zu diskutieren, ob und in welcher Form diese für Österreich in Frage kommen. Wie die Länderbeispiele zeigen, können kapitalgedeckte Komponenten im Pensionssystem den Wohlstand sichern. Sie haben einen sehr positiven Nebeneffekt: Indem im Budget weniger Geld für Pensionen reserviert werden muss, wird mehr für andere Themen wie die grüne Transformation frei. Entscheidend ist, jetzt keine Zeit mehr zu verlieren und damit zu beginnen, in engem Austausch mit allen relevanten gesellschaftlichen Gruppen nach neuen Lösungen zu suchen. Warum sollten wir die Chance verstreichen lassen, das aktuelle System erheblich zu verbessern, statt uns bei der Diskussion ums Pensionsantrittsalter im Kreis zu drehen?“

Ein erster wichtiger Schritt dazu wurde im Rahmen des diesjährigen Europäischen Forum Alpbach gelegt, wo Expert:innen aus unterschiedlichsten Institutionen weitreichende Überlegungen rund um das Thema Pensionsreform anstellten. Zusammen mit den Studienergebnissen dienen diese Gespräche als Ausgangspunkt für eine Serie von Experten-Runden. Ziel ist, bis Mitte 2025 konkrete Vorschläge für eine Reform des österreichischen Pensionssystems zu erarbeiten. Die ERSTE Stiftung und die VIG werden dafür den Rahmen und die Infrastruktur stellen.

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