Der Kreditversicherer Acredia und Allianz Trade haben in einer aktuellen Analyse die Risiken von 18 Branchen in 66 Ländern unter die Lupe genommen, darunter auch jene in Österreich. Die Ergebnisse zeigen ein gemischtes Bild für die österreichische Wirtschaft: Während keine Branche als hochriskant eingestuft wird, gibt es zahlreiche Sektoren, die ein erhöhtes oder mäßiges Risiko aufweisen.
Zu den Sektoren mit erhöhtem Risiko gehören die Automobilindustrie, das Baugewerbe und die Nahrungsmittelindustrie, gefolgt von Transport, Textil-, Papier- und Metallindustrie sowie dem Handel, Maschinenbau, Fahrzeugbau und dem Energiesektor. Diese Branchen stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen: Die Automobilindustrie leidet unter abnehmender Profitabilität, einem zunehmenden Preiskampf und geopolitischen Spannungen, insbesondere mit China. Im Baugewerbe sind es fehlende Fachkräfte, eine schwache Nachfrage im Hausbau und gestiegene Materialkosten, die die Branche belasten. Die Nahrungsmittelindustrie sieht sich mit den Auswirkungen des Klimawandels sowie hohen Energiekosten in der Verarbeitung und Verpackung konfrontiert, was die Gewinnmargen zusätzlich schmälert.
Als stabil wird in Österreich lediglich die Pharmaindustrie bewertet. Diese profitiert von der steigenden Lebenserwartung der Menschen und den damit verbundenen höheren Nachfragennach Pharmaprodukten. Zudem sorgen Innovationen, wie etwa neue Medikamente zur Gewichtsreduktion, für positive Impulse in diesem Sektor.
Branchen wie Chemie, Elektronik, Software Services, Haushaltsgeräte und Computer wurden von Acredia mit einem mäßigen Risiko eingestuft. Hier besteht die Möglichkeit einer Verschlechterung, jedoch ist das Risiko derzeit noch moderat.
Der globale Risiko-Check von Acredia und Allianz Trade, der 18 Branchen in 66 Ländern analysiert, zeigt zudem, dass die Risikoeinschätzungen zwischen den einzelnen Ländern stark variieren. So wird der Energiesektor in der Türkei als hochriskant eingestuft, während er in Norwegen nur ein geringes Risiko aufweist. Insgesamt zeigt sich, dass das weltweite Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr 2024 zwar stabil geblieben ist, viele produzierende Unternehmen jedoch nach wie vor mit vollen Lagern und einer schleppenden Nachfrage zu kämpfen haben.
„Unsere Analyse zeigt drei Trends auf“, erklärt Gudrun Meierschitz, Vorständin bei Acredia. „Es gibt angeschlagene Branchen mit schwacher Nachfrage und geringer Preiskraft, Branchen, die unter Lieferkettenproblemen und geopolitischen Spannungen leiden, und solche, die sich langsam wieder erholen.“
Insgesamt verdeutlicht die Analyse von Acredia die unterschiedlichen Herausforderungen, denen die österreichischen Branchen gegenüberstehen. Während einige Sektoren von strukturellen Schwächen und externen Faktoren belastet sind, können andere auf stabile Grundlagen und positive Entwicklungen bauen.