Horst Grandits, Ludwig Pfleger, Stefan Troyer, Maria Althuber-Griesmayr, Michael Heinz, Christian Mandl, Reinhard Pohn ©WKÖ
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Pragmatische und Praxisorientierte Lösungen gefordert

WKÖ Bundesgremium der Versicherungsagenten

In einer Podiumsdiskussion, veranstaltet vom Bundesgremium der Versicherungsagenten, kamen führende Vertreter aus der Versicherungswirtschaft und der Aufsicht zusammen, um die Auswirkungen von Bürokratie und Regulierungen in der Versicherungsbranche zu beleuchten. Die Diskussion bot tiefgehende Einblicke in die drängenden Themen der Branche – von der Insurance Distribution Directive (IDD) und Weiterbildungsverpflichtungen bis hin zum geplanten Provisionsverbot (im Rahmen der Retail Investment Strategy) der EU und den Geldwäscherichtlinien – und lieferte wertvolle Anstöße für zukunftsgerichtete Reformen.

Zunächst sprach Horst Grandits, Bundesobmann des Bundesgremiums der Versicherungsagenten, über Verbesserungspotenzial in der Regulierung seit Inkrafttreten der IDD. Er führte insbesondere aus: „Weiterbildung sollte wirkliche Weiterbildung sein.“ Er betonte, dass der Fachverband in der Verantwortung stehe, qualitativ hochwertige Weiterbildungsveranstaltungen anzubieten, um die Beratungsqualität der Versicherungsagenten zu sichern. „Wir bekennen uns zur Weiterbildungsverpflichtung“, erklärte Grandits und stellte klar, dass dies ein zentraler Punkt der Verantwortung des Fachverbands sei.

Anschließend unterstrich Reinhard Pohn, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei Generali Österreich, die Bedeutung technischer Infrastruktur, um die steigenden Anforderungen bewältigen zu können. Er sprach sich für eine pragmatische Herangehensweise aus, die eine effiziente Arbeitsweise ermöglicht, und hob hervor, wie wichtig eine qualitativ hochwertige Kundenberatung sei, die auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt ist.

Von Deutschland aus betrachtet sieht Michael Heinz, Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute, ähnliche Herausforderungen. Er kritisierte die zunehmende „Überregulierung“, die seiner Ansicht nach die Beratungsarbeit entfremdet, und warnte vor überbordender Bürokratie aus Brüssel. Heinz fordert, dass die Versicherungsbranche ihre Qualifizierungsmaßnahmen und Standards selbst regulieren kann, um weiteren Vorschriften auszuweichen.

Einen anderen Aspekt beleuchtete Maria Althuber-Griesmayr, Leiterin für Recht und Internationales im Versicherungsverband, die auf das Image und die Interessenvertretung der Branche einging. Sie forderte verstärktes Lobbying in Brüssel, da viele regulatorische Entscheidungen dort getroffen werden. Ihrer Meinung nach sei der Vergleich der Versicherungsbranche mit dem Bankensektor nicht immer gerechtfertigt. Althuber-Griesmayr sieht die zunehmende Bürokratie als Hürde, die es der Branche erschwert, sich auf Kundenbedürfnisse und Themen wie Nachhaltigkeit zu konzentrieren.

Christian Mandl, Abteilungsleiter Europapolitik der Wirtschaftskammer Österreich, sprach als Nächster und hob hervor, dass viele EU-Vorgaben für österreichische Unternehmen, insbesondere für kleine und mittlere Betriebe, zu einer erhöhten bürokratischen Belastung führen und die Innovationskraft einschränken. Er appellierte an die Politik, den Bürokratieabbau auf EU-Ebene voranzutreiben, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Im Anschluss betonte Stefan Trojer, Gewerberechtsexperte im Wirtschaftsministerium, die Bedeutung praxisnaher Regulierung, um die Anforderungen an Versicherungsvermittler praktikabel zu gestalten. Er sprach sich gegen zusätzliche Anforderungen („Gold-Plating“) aus, die den Versicherungsvertrieb übermäßig belasten würden.

Abschließend erläuterte Ludwig Pfleger von der Finanzmarktaufsicht (FMA) seine Vision für die zukünftige Regulierung im Versicherungssektor. Er plädierte dafür, dass die EU anstelle neuer Vorschriften bestehende Gesetze evaluieren und gezielt anpassen sollte, um Effizienz und Verbraucherschutz zu stärken. Unter dem Motto „Beraten statt Strafen“ betonte er die Bereitschaft der FMA, gemeinsam mit der Branche praxisnahe Lösungen zu erarbeiten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Versicherungsbranche eine pragmatische und praxisorientierte Regulierung fordert, die auf Bürokratieabbau, stärkere Eigenverantwortung und gezielte Anpassungen setzt, um den Kundenbedarf besser zu erfüllen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Lesen Sie mehr in der nächsten risControl-Printausgabe

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