Die US-Notenbank Fed belässt die Leitzinsen weiter unverändert auf dem aktuellen Niveau von 4,25 bis 4,5 Prozent. Angesichts einer erneut nach oben revidierten Inflationsprognose und gleichzeitig abgeschwächter Wachstumsaussichten wächst unter Investoren und Ökonomen jedoch die Angst vor einer möglichen Stagflation oder sogar Rezession. Die Fed erwartet für das Jahr 2025 nun eine PCE-Kerninflationsrate von 2,8 Prozent – eine Anhebung gegenüber der Dezember-Prognose von 2,5 Prozent. Gleichzeitig senkte sie die Wachstumsprognose für die US-Wirtschaft von ursprünglich 2,1 Prozent auf nur noch 1,7 Prozent.
Für das Jahr 2026 liegt die erwartete BIP-Wachstumsrate ebenfalls nur noch bei 1,8 Prozent und damit niedriger als im Dezember angenommen. Der Offenmarktausschuss der Fed wies darauf hin, dass die Unsicherheit bezüglich des weiteren Wirtschaftsausblicks wächst und Fed-Chef Jerome Powell betonte auf der Pressekonferenz nach der Fed-Entscheidung am 19. März, die Inflation habe „begonnen, wieder anzusteigen, teilweise als Reaktion auf die Zölle und weitere Fortschritte werden sich im Laufe des Jahres verzögern“. Powell ergänzte, insgesamt zeichne sich zwar ein „solides Bild“ ab, doch sowohl Unternehmen als auch Haushalte zeigten „erhebliche Sorgen über Abwärtsrisiken“.
Die Zinserwartungen der Fed blieben trotz erhöhter Inflationssorgen und sinkendem Wachstum unverändert. Demnach rechnen die Entscheidungsträger weiterhin mit je zwei kleinen Zinssenkungen um 0,25 Prozentpunkte in diesem und im nächsten Jahr. Zugleich könnte sich am Arbeitsmarkt in manchen Branchen die Personalknappheit weiter verschärfen, ausgelöst durch Maßnahmen wie Steuersenkungen und Massenabschiebungen.
Politischer Zinssenkungsdruck auf Fed ist inflationstreibend
Ein weiterer inflationärer Faktor könnte in den Versuchen Trumps liegen, die Geldpolitik der unabhängigen Fed zu beeinflussen. Er will Powell zu weiteren Zinssenkungen bewegen. Letzterer hält sich jedoch angesichts der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren und inflationären Risikopotenziale mit weiteren Leitzinssenkungen noch zurück.
Einflussnahmen von US-Präsidenten auf die Fed hatten laut einer Studie von Thomas Drechsel (Assistant Professor an der University of Maryland) fatale Folgen. Diese Studie analysiert, wie sich politischer Druck auf die Fed in der Vergangenheit ausgewirkt hat. Dafür nutzte Drechsel folgende Daten: detaillierte Tagespläne von US-Präsidenten aus den Presidential Libraries von 1933 bis 2016. Insgesamt erfasste er über 800 persönliche Interaktionen zwischen Präsidenten und Fed-Vertretern. Diese Interaktionen dauerten durchschnittlich 53 Minuten, wobei 36 % als persönliche Gespräche und 16 % in sozialen Kontexten (z. B. Abendessen) stattfanden. Dabei fanden 92 % der Interkationen mit dem Fed-Chairman statt. Am stärksten Einfluss nahm Präsident Nixon (1969 bis 1974) mit 160 Interaktionen, während es in der Clinton-Ära mit nur sechs Versuchen besonders gemäßigt ablief und das war auch gut so, denn aus den Studiendaten leitete Drechsel ab, dass ein politischer Druck, der nur halb so stark ist wie der von Nixon, über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten das Preisniveau in den USA auf 10-Jahressicht um mehr als 8 % erhöht.
Fazit: Ein US-Präsident sollte sich auf seine Aufgaben konzentrieren und einer unabhängigen Fed in Ruhe ihre Arbeit machen lassen, anstatt ständig Zinssenkungen einzufordern. Denn politisch „erbettelte“ Leitzinssenkungen könnten analog der Ballade von Goethe´s Zauberlehrling dazu führen, dass die Geister der Inflation außer Kontrolle geraten.