Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa um 12,2 Prozent auf insgesamt 190.449 Fälle, der höchste Stand seit 2013. Die wirtschaftliche Schwäche, hohe Zinsen, steigende Energiepreise und geopolitische Unsicherheiten belasteten die Stabilität vieler Unternehmen, insbesondere kleiner und mittlerer Betriebe. Besonders betroffen war das Baugewerbe mit einem Zuwachs von 15,4 Prozent, gefolgt vom Dienstleistungssektor (+14,2 %). In großen Volkswirtschaften wie Deutschland, Frankreich und Italien stiegen die Insolvenzzahlen ebenfalls deutlich. In Österreich verzeichnete man einen weiteren Anstieg um über 9 Prozent. Die Insolvenzursachen liegen in der Rezession, in hohen Energie- und Materialkosten und in der Lohn-Preis-Spirale, die die Wettbewerbsfähigkeit massiv schwächt. Dazu kommt, wenn Deutschland als Österreichs wichtigster Handelspartner „hustet“, Österreich die Grippe hat. Darunter leidet die heimische Exportwirtschaft. Auch der wichtige Konjunkturtreiber Binnenkonsum schwächelt aufgrund der allgemeinen Verunsicherung.“ Für Österreich erwartet Weinhofer für das Gesamtjahr 2025 wieder deutlich über 7.200 Firmeninsolvenzen. Zuletzt gab es am Höhepunkt der Finanzkrise 2009 derart viele Insolvenzen.
In 15 der 17 untersuchten westeuropäischen Staaten nahmen die Insolvenzen zu. Die stärksten Anstiege gab es in Griechenland (+42,5 %), Irland (+32,0 %) und den Niederlanden (+31,7 %). In Großbritannien und Dänemark gab es jedoch Rückgänge. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Nachholeffekt aus der Corona-Zeit, sondern auch ein Resultat struktureller Versäumnisse und der fortdauernden Krisen. Die Zahl der Insolvenzen liegt inzwischen klar über dem Niveau von 2019, was auf eine anhaltende wirtschaftliche Belastung hinweist.
Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer von Creditreform in Österreich, betont: „Hohe Zinsen, steigende Energiepreise, eine insgesamt schwache Nachfrage sowie geopolitische Unsicherheiten belasteten die Stabilität vieler Unternehmen. Besonders betroffen waren kleine und mittlere Betriebe, die oft nur über geringe finanzielle Rücklagen verfügen.“
In Mittel- und Osteuropa stiegen die Insolvenzen ebenfalls, wobei in Ländern wie Polen, Lettland und Estland besonders hohe Zuwächse verzeichnet wurden. In Ungarn gab es jedoch einen starken Rückgang. In der Türkei stiegen die Insolvenzen um 20,9 Prozent, wobei der Handel besonders betroffen war.
Die Analyse zeigt, dass die Insolvenzen in vielen Ländern durch eine Kombination aus schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, hohen Kosten, schwacher Nachfrage und Finanzierungsschwierigkeiten angetrieben werden. Auch in den USA nahmen die Insolvenzen um 16,6 Prozent zu, obwohl sie weiterhin unter dem Niveau der Jahre vor der Pandemie lagen.