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Weitblick

risControl Mai 2025

Mag.iur. Helya Sadjadian, LL.M., ist Geschäftsführerin des Fachverbandes Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer Österreich und Geschäftsführerin der Fachgruppe Wien der Finanzdienstleister. Sie hat die Funktion seit März inne. Wir haben mit ihr über ihre Erfahrungen und Ziele gesprochen.

Sie bringen berufliche Erfahrungen aus der Bank- und Kapitalmarktbranche, aus der Wirtschaftsprüfung sowie Unternehmensberatung mit. Wie prägt dieser breite Hintergrund Ihre Sichtweise auf die aktuellen Herausforderungen der Finanzbranche?

Ich glaube, meine Erfahrung hilft mir dabei, die richtigen Themen frühzeitig zu erkennen – sei es Effizienzsteigerung, Risikomanagement oder der technologische Fortschritt. Ich habe über die Jahre ein tiefes Verständnis für Compliance, interne Kontrollsysteme und strategische Entscheidungen aufgebaut – all das sind Schlüsselkomponenten für eine stabile Weiterentwicklung der Branche. Was mich besonders geprägt hat, war das Thema „Corporate Social Responsibility“. Ich erinnere mich noch gut an einen Moment, als ich einem Vorstand vorgeschlagen habe, sich stärker mit Diversität und Nachhaltigkeit zu befassen. Damals wurde das belächelt – heute ist es regulatorische Realität, wie zum Beispiel Sustainable Finance, Diversity, Quoten, Schulungspflichten usw. Ich war früh überzeugt, dass diese Themen wichtig werden – jetzt sind sie gekommen, um zu bleiben.

Sie haben ein gutes Gespür für Entwicklungen – was sehen Sie aktuell als die größten Trends und Herausforderungen?

Neben den regulatorischen Herausforderungen sehe ich vor allem, dass Unternehmen zunehmend mit der Umsetzung dieser Vorschriften überfordert sind. Es fehlt an Ressourcen. Das wirkt sich auf das operative Geschäft aus – insbesondere bei kleinen Unternehmen. Deshalb ist für mich klar: Wir brauchen dringend mehr Proportionalität. Kleine Unternehmen dürfen nicht wie Großbanken behandelt und reguliert werden.

Was sind Ihre Ziele als Geschäftsführerin der Finanzdienstleister?

Ein zentrales Ziel ist sicher, die Mitgliederzahlen zu halten – oder sogar zu steigern. Das klingt simpel, ist es aber nicht. Die Branche kämpft mit Überregulierung, viele Dienstleister geben auf. Gleichzeitig habe ich eine Vision: Ich möchte Österreich, speziell Wien, zu einem attraktiveren Standort für Finanzdienstleister machen – vor allem für Fintechs und neue Technologien.

Wie soll das konkret gelingen?

Durch engen Austausch mit den Aufsichts- und Regulierungsbehörden. Wenn wir klar verständliche, aber durchsetzbare Regeln schaffen, können wir auch internationale Player für Österreich begeistern. Bitpanda ist ein Beispiel – aber warum nicht auch ein, zwei richtig große internationale Unternehmen nach Österreich holen?

Wie gelingt es Ihnen, die Balance zu halten – zwischen großen Playern und kleinen Unternehmen?

Die Interessenvertretung ist für alle da. In der Fachgruppe Wien braucht es viel „Hands-on“, ganz konkrete Hilfe im Tagesgeschäft. Auf der Ebene des Fachverbands agiere ich auf europäischer Bühne, in Gesprächen mit Behörden. Und ich bin überzeugt: Gute Aufsicht ist nicht das Problem – wenn alles klar geregelt ist, schafft das Rechtssicherheit. Ich sage lieber: Machen wir es von Anfang an ordentlich, statt später unangenehme Überraschungen zu erleben.

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