Die Veranstaltung der Gesellschaft für Versicherungsfachwissen am 8. Mai 2025 moderiert von Mag. Oskar Ulreich, unter dem Motto „Nachhaltigkeit als Gamechanger für Versicherungen“ behandelte die Herausforderungen und Chancen der Versicherungswirtschaft im Kontext der Nachhaltigkeit. Die Keynote von Nina Jais, Global Sustainable Insurance Lead bei Accenture GmbH, stellte die Frage, wie Nachhaltigkeit und Kostensenkung zusammenpassen. Sie betonte, dass ESG-Kriterien nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Möglichkeit zur Effizienzsteigerung sind. Besonders wichtig war der Einsatz von ESG-Datenmodellen und KI, um Risikobewertungen zu verbessern und eine nachhaltigere Schadenregulierung zu erreichen.
Ein zentrales Thema war der regulatorische Rahmen, der die Branche prägen wird. Dr. Nadine Wiedermann-Ondrej vom Bundesministerium für Finanzen (BMF) äußerte Kritik am europäischen Zeitplan für die ESG-Regulierung. Sie erklärte, dass der Plan zu ambitioniert sei und viele Unternehmen bereits an den relevanten Themen arbeiten, die nun verspätet oder verändert umgesetzt werden. Wiedermann-Ondrej forderte eine schnellere Anpassung der Regulierungen, um Unternehmen nicht zu belasten.
JUDr. Stanislava Saria, PhD, von der Finanzmarktaufsicht (FMA), beleuchtete die praktischen Auswirkungen der ESG-Regulierung. Sie warnte vor einem „ESG-Backlash“, bei dem Kapital aus nachhaltigen Fonds abgezogen werde. Sie betonte, dass die Regulierung Unternehmen dazu anregen sollte, ESG-Risiken aktiv zu managen und in ihre Bilanzen zu integrieren, sowie langfristige Auswirkungen wie Naturkatastrophen und Biodiversität zu berücksichtigen.
In der ersten Podiumsdiskussion, diskutierten Nina Jais, JUDr. Stanislava Saria, Dr. Nadine Wiedermann-Ondrej und Mag. Pedro Schwarz den Mehrwert durch Nachhaltigkeit. Jais betonte, dass ESG-Kriterien langfristig sowohl die Umwelt als auch die Rentabilität fördern können. Saria erklärte, dass Unternehmen auf ESG-Regulierungen reagieren und diese mitgestalten müssten, um Vertrauen zu gewinnen. Wiedermann-Ondrej betonte die Notwendigkeit einer flexiblen Regulierung, um Unternehmen zu unterstützen.
Der Nachmittag begann mit DI Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen, diese schilderte, wie Nachhaltigkeit in Underwriting und Vertrieb integriert werden kann. Sie betonte, dass die Versicherungsbranche nicht nur durch regulatorische Anforderungen, sondern auch durch Innovationen vorankommen muss. Ein zentraler Punkt war die Ausrichtung auf „grüne Produkte“, die den European Green Deal unterstützen und den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft fördern. Wendler hob die Bedeutung der EU-Taxonomie hervor, die klare Kriterien für nachhaltige Geschäftsaktivitäten festlegt. Sie zeigte die Auswirkungen des Klimawandels auf das Schadenmanagement, insbesondere durch Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Stürme, und betonte, dass Klimarisiken im Pricing berücksichtigt werden müssen. Sie sprach auch über E-Mobilität und die damit verbundenen Versicherungsprodukte, wie Elektrofahrzeug-Versicherungen.
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