©Andreas Dolezal
in

Lignano im Winter: Kein Sonnenschirm weit und breit

von Andreas Dolezal

Lignano, den italienischen Badeort an der oberen Adria, im Sommer kennen viele: brütend heiß, Pizza, Pasta und Eis an jeder Ecke, laut und übervölkert, 23 Reihen Liegestühle und Sonnenschirme auf acht Kilometer Sandstrand. So kenne auch ich Lignano Sabbiadoro. Aber wie ist Lignano in der Weihnachtszeit? Achtung, Spoileralarm, die Antwort lautet: Eine Reise wert!

 

Seit mittlerweile 25 Jahren urlaube ich, gemeinsam mit Familie und wechselnden Freunden, im Juli ein paar Tage in Lignano. Sabbiadoro, natürlich, also das Ende der Landzunge, die die Laguna di Marano vom Adriatischen Meer trennt. Den Rekord an Lignano-Urlauben hält meine Schwiegermutter. Sie verbringt seit 1954 (sic!) jedes Jahr mindestens zwei Wochen in Lignano. Ihre jahrzehntelange Treue brachte ihr schon eine Ehrung des ortsansässigen Tourismusverbands ein. Doch in all den vielen Jahren hat sie Lignano nie im Winter besucht.

 

Den Startschuss gaben unsere befreundeten Hotelpächter Luigi und Elisabetta. Sie schrieben uns zu Beginn der Adventszeit, dass sie eines ihrer Hotels erstmalig zwischen Weihnachten und Befana, dem italienischen Dreikönigsfest, öffnen werden. Kurz entschlossen fand Schwiegermutti einen winterlichen Kurzurlaub als Geschenk unter dem Christbaum. Mit 92 Jahren war es nun so weit: Lignano im Winter!

Brennende Befana

Für uns Österreicher sind die Weihnachtsfeierlichkeiten mit dem Heiligen Abend und den folgenden Feiertagen zu Ende. In Italien endet die Weihnachtszeit erst am 6. Januar. Der von Urlaubern und Einheimischen gut besuchte Weihnachtsmarkt vor der zentral gelegenen Kirche, dem Duomo di San Giovanni Bosco, im Park, der die Einkaufsmeile unterbricht, bleibt bis Befana von vormittags bis spät abends geöffnet.

Im italienischen Volksglauben beschenkt die Weihnachtshexe Befana die Kinder in der Nacht auf den 6. Januar. Dargestellt wird sie meist lächelnd auf einem Besen reitend, und rußbedeckt, weil sie durch den Schornstein kommt. Braven Kindern bringt sie Süßigkeiten und Geschenke, unartigen nur Kohle. Es klingt makaber, aber die gute Befana (in Form einer als Hexe gekleideten Strohpuppe) wird am Strand in einem Flammenmeer, dem Pignarûl-Feuer (Glücksfeuer), verbrannt. Symbolisch werden damit das alte Jahr und der Winter verbrannt, um Platz für das Neue und die Wiedergeburt des Frühlings zu schaffen.

Kulinarischer Weihnachtsmarkt

Wer am Weihnachtmarkt Stände mit Handarbeiten aller Art, Christbaumschmuck und Duftkerzen erwartet, wird enttäuscht. In zwei langen Reihen zu beiden Seiten des Parks, in dessen Mitte sich Sommer wie Winter das Ringelspiel dreht, wird ausschließlich für das leibliche Wohl gesorgt: Tramezzini und Cicchetti (belegte Brötchen mit Schinken, Salami usw.), Fritto misto (allerlei Frittiertes), „Friulano“-Burger (Hamburger mit Rucola, Pancetta und Nostrana-Salami) und Zuckersüßes ohne Ende. Für den Durst und den Genuss gibt es neben Wein und Bier natürlich Vin Brulè (Glühwein), Cioccolata Calda (heiße Schokolade) und Bom Bardino (heißer Eierlikör).

Genießen kann man all das und noch viel mehr gleich auf überdachten Tischen mit Bänken. Auf einem windgeschützten Platz in der Sonne lässt sich, bei Temperaturen von ein paar Grad über null, wohlige Wärme tanken und ein wenig Bräune erhaschen. Wie geht es weiter auf der Winterreise? Lesen Sie hier mehr…..

 

Alt bewährt mit frischem Wind