Das Netzwerkfrühstück der Österreichischen Gesellschaft für Versicherungsfachwissen ist ein neues Format des Austausches, das einen Impulsvortrag mit der Möglichkeit zum persönlichen Austausch bei einem gemeinsamen Frühstück verbindet. Den Beginn dieser Veranstaltungsreihe übernahm die UNIQA Versicherung, vertreten durch Vorstandsdirektor Dr. Peter Eichler, UNIQA Versicherungsverein Privatstiftung, als Gastgeber mit einem hochinteressanten Impulsvortrag von o. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal, Universität Wien, Institut für Arbeits- und Sozialrecht.
Impulsvortrag von o.Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal:
O.Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal, Leiter des Arbeitssozialrechts an der Universität Wien und eine der führenden Persönlichkeiten der Pensions- und Sozialrechtsforschung in Österreich, stellte die Frage „Wird es genug sein?“ und setzte sich mit der Zukunft der Altersvorsorge auseinander, insbesondere mit den Herausforderungen des österreichischen Pensionssystems.
In seiner Keynote nahm Professor Mazal zunächst Stellung zu der immer wieder aufgeworfenen Frage, ob es überhaupt noch eine funktionierende Altersvorsorge gibt, die sich auf den langfristigen Bedürfnissen der Menschen stützen kann. Mazal kritisierte das aktuelle System der Altersvorsorge, das nach wie vor stark auf der ersten Säule basiert, welche jedoch durch demografische Veränderungen und den Rückgang der Beitragszahler zunehmend unter Druck gerät. Besonders die Unsicherheiten in Bezug auf die Lebenserwartung und die künftige wirtschaftliche Entwicklung sind eine zentrale Herausforderung. Mazal betonte, dass es ohne eine breitere gesellschaftliche Diskussion und eine nachhaltige politische Reform nicht möglich sei, ein stabiles und zukunftsfähiges System der Altersvorsorge zu schaffen.
Er ging auch auf die unterschiedlichen Einstellungen innerhalb der Gesellschaft ein und brachte zur Sprache, wie schwierig es sei, bei der Altersvorsorge und der Rentenpolitik einen Konsens zu finden. Auf der einen Seite gebe es die Vorstellung, dass der Staat alle Risiken übernehme, auf der anderen Seite jedoch auch die Überzeugung, dass es einen stärkeren Anreiz zur privaten Vorsorge brauche. Diese unterschiedlichen Perspektiven seien nicht nur eine Frage des politischen Diskurses, sondern auch eine der Wahrnehmung und des Verständnisses der Menschen über ihre zukünftige finanzielle Absicherung. Statt eines demokratischen Austausches sehe er vermehrt eine „Verbohrtheit“ in der Thematik. Er sprach sich dafür aus, dass verstärkt Maßnahmen ergriffen werden sollten, um Menschen zu motivieren, frühzeitig private Altersvorsorge zu betreiben und sich so unabhängiger von staatlichen Leistungen zu machen.
Interessant war auch Mazals Verweis auf internationale Entwicklungen, insbesondere das Beispiel Japan. Dort wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein Kapitaldeckungsverfahren eingeführt, das es dem Land ermöglichte, langfristige Vorsorge zu betreiben. Mazal argumentierte, dass Österreich von einem ähnlich ausgerichteten System profitieren könnte, bei dem die zweite und dritte Säule des Pensionssystems stärker kapitalgedeckt ausgebaut werden, um die Herausforderungen der demografischen Veränderungen zu meistern.
Im Hinblick auf die junge Generation betonte er, dass diese nicht als „faul“ abgetan werden dürfe. Vielmehr handle es sich um eine Generation, die sehr rational sei und sich zunehmend von einem System distanziere, dem sie nicht vertraue. Die fehlende Rentenreform sei ein weiteres Indiz für diese Skepsis. Laut Mazal müsse daher nicht nur der private Sektor, sondern auch die Politik ein stärkeres Augenmerk auf die langfristige Gestaltung von Altersvorsorgeprodukten legen. Ein entscheidender Punkt dabei sei, den jungen Menschen durch Anreize und klare Informationen zu vermitteln, dass sie Verantwortung für ihre eigene Altersvorsorge übernehmen müssen, um für das Alter ausreichend abgesichert zu sein. Es sei aber auch wichtig, die jungen Menschen nicht nur über die finanziellen Aspekte der Altersvorsorge aufzuklären, sondern ihnen auch ein konkretes Verständnis für die gesellschaftliche Verantwortung zu vermitteln.
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