Die österreichische Industrie steht weiterhin unter massivem Druck. Das IV-Konjunkturbarometer fällt leicht von plus 1,8 auf plus 1,0 Punkte zurück – die Stimmung bleibt angespannt. Globale Unsicherheiten, geopolitische Spannungen und strukturelle Schwächen im Inland belasten die wirtschaftliche Entwicklung gleichermaßen.
„Die internationale Lage können wir nicht beeinflussen, aber unsere eigene Wettbewerbsfähigkeit schon – und da liegt einiges im Argen“, erklärt Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung. Besonders die Arbeits- und Energiekosten sowie bürokratische Hürden gelten als zentrale Hemmnisse.
Trotz alledem gibt es erste Anzeichen für eine mögliche Trendwende: Der Anteil der Unternehmen mit pessimistischen Geschäftserwartungen ist seit Jahresbeginn deutlich zurückgegangen – ein Indikator, der erfahrungsgemäß auf das Erreichen eines zyklischen Tiefpunkts hinweist. „Gegenüber dem Jahreswechsel ist ein Rückgang des Anteils der Pessimisten um 47 Prozent zu verzeichnen – ein bis dato untrügliches Zeichen für eine bevorstehende Trendumkehr“, erklärt IV-Chefökonom Christian Helmenstein. Gleichzeitig bleibt er vorsichtig: „Die Lage ist weiterhin fragil, die Risiken überwiegen.“
Ein differenziertes Bild zeigt sich bei den Auftragslagen: Während der Indikator für Gesamtauftragsbestände mit plus vier erstmals seit sechs Quartalen wieder ins Plus dreht, legt der Saldo der Auslandsaufträge – trotz Euro-Aufwertung – überproportional auf plus acht Punkte zu. Doch von einer breiten Industriebelebung ist man weit entfernt. Die Produktionserwartungen verbleiben mit minus zwei Punkten im negativen Bereich, auch wenn sich ein langsames Herantasten an die Expansionszone abzeichnet.
Besorgniserregend ist die Entwicklung am Arbeitsmarkt: Der Beschäftigungssaldo verschlechtert sich deutlich von minus 13 auf minus 20 Punkte. Jedes dritte Unternehmen plant aktuell einen Stellenabbau. Lediglich rund 50 Prozent der Befragten erwarten stabile Beschäftigungszahlen. Preislich bleibt die Lage angespannt: 91 Prozent der Unternehmen sehen derzeit keine Möglichkeit, ihre Verkaufspreise anzuheben – trotz anhaltend hoher Kosten. Die Ertragserwartungen sinken erneut in den negativen Bereich: Der Saldo fällt von plus einem auf minus fünf Punkte. „Ohne eine konsequente Verbesserung der Standortbedingungen ist keine nachhaltige Erholung zu erwarten“, so Helmenstein.