Viele Unternehmen nutzen Bank-, E-Commerce- oder Telekommunikationsdienste, um mit Verbrauchern über das Internet zu kommunizieren oder Geschäfte abzuschließen. Das neue Barrierefreiheitsgesetz (BaFG) verpflichtet sie daher zur digitalen Barrierefreiheit. Rund 40.000 Organisationen in Österreich mussten ihre Apps, Onlineshops und Webseiten bis zum Stichtag 28.06.2025 barrierefrei gestalten. Dazu gehören auch Versicherungen und Finanzdienstleister.
Für die Umsetzung bestehender Kommunikation muss der Code für assistive Technologien auslesbar sein oder es können Technologien wie Screenreader, Text-to-Speech oder Speech-to-Text eingesetzt werden. Um barrierefreie Kommunikation darüber hinaus zukunftsfähig zu machen, können auch neue Technologien wie KI-Agenten und -Klone zum Einsatz kommen.
Wie viele Menschen profitieren von digitaler Barrierefreiheit?
Motorisch behindert sind wir schon, wenn wir ein Kind auf dem Arm halten. Eine Sehbehinderung bemerkt jeder, wenn wir bei Sonneneinstrahlung nicht mehr alles auf dem Bildschirm erkennen. Eine Hörbehinderung kann durch den Umgebungslärm entstehen. Kognitiv beeinträchtigt sind wir, wenn wir versuchen, Multitasking zu betreiben.
Es gibt auch temporäre Beeinträchtigungen, zum Beispiel einen eingegipsten Arm. Vielleicht ist ein Auge verletzt. Auch ein Hörsturz, Migräne oder Müdigkeit können uns bei der Nutzung von digitalen Angeboten behindern. Und die Zahl derer, die dauerhaft betroffen sind, ist höher, als man denkt:
- In Österreich leben rund 760.000 Menschen (rund 8,3 Prozent der Bevölkerung) mit einer schweren, dauerhaften Behinderung.
- In einer immer älter werdenden Bevölkerung nimmt der Anteil der Menschen mit Behinderungen zu. Etwa 1,78 Millionen Menschen (19,8 %) sind über 65 Jahre alt.
- 2,1 Millionen Menschen – rund 23 Prozent – der in Österreich lebenden Menschen sprechen Deutsch nicht als Muttersprache.
- Hinzu kommen bis zu einer Million Menschen (etwa 17,1 %), die nicht oder nur schlecht lesen und schreiben können.
Insgesamt sind 5,6 Millionen Menschen dauerhaft betroffen. Bei 9,2 Millionen Einwohnern kann man sagen, dass jeder Zweite in Österreich digitale Barrierefreiheit braucht. Nimmt man die möglichen situativen und temporären Beeinträchtigungen hinzu, kommt man zu dem Schluss, dass jeder von digitaler Barrierefreiheit profitiert.
Was sind KI-Agenten?
Je nachdem, was eine künstliche Intelligenz generieren soll, wird ein bestimmter Algorithmus, maschinelles Lernen oder ein neuronales Netz eingesetzt. So kann eine KI die spezifische Aufgabe schneller erledigen als jeder Mensch. Aber eben nur diese eine spezifische Aufgabe. Eine andere Aufgabe erfordert einen anderen spezifischen Algorithmus, maschinelles Lernen oder ein neuronales Netz. KI-Agenten kombinieren verschiedene KI-Technologien. So können KI-Agenten eine ganze Reihe unterschiedlicher Aufgaben in der richtigen Abfolge erledigen.
KI-Agenten im Einsatz
Wenn auf einer Website beispielsweise nicht von Anfang an die Alt-Tags für Bilder gepflegt wurden, kann das nachträgliche Einfügen für die Herstellung von digitaler Barrierefreiheit sehr aufwendig sein. Das KI-Agentensystem ChatGPT Operator von OpenAI ist in der Lage, selbstständig einen Browser zu steuern und Aufgaben wie Content-Optimierung, SEO-Anpassungen oder sogar die Pflege von Webseiten zu übernehmen. So kann der KI-Agent sich an der Website anmelden, eine Bilddatei öffnen, einen Alternativtext erstellen, den Alt-Tag einfügen, die Datei speichern und dann die nächste Bilddatei öffnen. Der Prozess wird durch einen Prompt angestoßen und läuft im Hintergrund, sodass man jederzeit eingreifen kann.
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