©Sabine Klimpt
in

Die Versicherungswelt ordnet sich neu

5. Expert:innentreffen der Versicherungsmakler

Rust war am 11. September 2025 erneut Treffpunkt der Versicherungsbranche. Bereits zum fünften Mal fand das Expertentreffen des Fachverbandes der Versicherungsmakler im Burgenland statt. Unter dem Leitthema „Die Versicherungswelt ordnet sich neu“ trafen sich Experten aus Wissenschaft, Praxis und Standesvertretung, um über die künftigen Rahmenbedingungen für Vermittler zu diskutieren.

Einen besonderen Akzent setzte gleich zu Beginn Generalmajor Peter Vorhofer, der in seiner Keynote die sicherheitspolitische Lage Europas skizzierte und die Auswirkungen auf Österreich aufzeigte. „Von der Friedens- zur bedrohten Gemeinschaft – was bedeutet das für Österreich?“, lautete der Titel seines Vortrags. Bereits seit 2016 sind Friedensexperten einig, dass sich durch den Rückzug der USA aus der Rolle des globalen „Ordnungshüters“ die Weltordnung neu ordnet. „Es wird nicht mehr so werden, wie wir es gewohnt waren“, so Vorhofer. Es bedarf eines neuen Risikobildes, das Mindset müsse sich verändern – doch: „Wir sind sicherheitstechnisch gar nicht so schlecht aufgestellt.“

Im weiteren Mittelpunkt stand die Retail Investment Strategy (RIS) – und mit ihr zwei Kernfragen, die den Berufsstand nachhaltig prägen werden: Droht ein Provisionsverbot oder ist es tatsächlich bereits „vom Tisch“? Und wie wird sich das Berufsbild des Versicherungsmaklers künftig neu definieren? Univ.-Prof. Stefan Perner (WU Wien) zeigte in seinem Vortrag, dass die RIS mehr ist als eine europäische Detailregelung. Sie birgt das Potenzial, das österreichische Vermittlerrecht grundlegend zu verändern. Künftig soll noch deutlicher unterschieden werden zwischen gebundenen Agenten, ungebundenen Maklern und wirklich unabhängigen Beratern, die nur auf Honorarbasis tätig sind. Damit wird das Selbstverständnis der Branche als „unabhängiger Makler“ auf den Prüfstand gestellt – und der Berufsstand neu definiert.

Das Provisionsverbot blieb ein zentrales Thema. Prof. Armin Kammel (FH Krems) kritisierte die Vorschläge der EU als ideologisch motiviert und verwies auf fehlende ökonomische Evidenz. MMag. Martin Ramharter (BMF) beleuchtete die RIS als Motor für die künftige Spar- und Investitionsunion und unterstrich, dass die Rolle des ungebundenen Maklers dadurch sogar gestärkt werden könne. In der Podiumsdiskussion mit Christoph Berghammer, Dr. Ludwig Pfleger (FMA), Mag. Maria Althuber-Griesmayr (VVO) und weiteren Experten prallten unterschiedliche Sichtweisen aufeinander – von aufsichtsrechtlicher Strenge bis hin zur Warnung vor Überregulierung.

Daneben setzten weitere Beiträge Akzente: BVK-Präsident Michael H. Heinz warnte eindringlich vor einer reinen Fixierung auf den Preis und stellte klar, dass Value-for-Money mehr bedeutet als nur die billigste Prämie. Isabelle Vonkilch (WU Wien) wiederum nahm die Kommunikationsprobleme im Dreiecksverhältnis zwischen Versicherern, Maklern und Kunden ins Visier und präsentierte Lösungsansätze, die Haftungsrisiken und Vertrauensverluste vermeiden sollen.

Neue Lieferwege dämpfen Zölle