MMag. Robert Sobotka u. Univ.-Prof. Martin Weichbold ©Sabine Klimpt
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Mehraufwand durch Digitalisierung

Telemark Marketing / MMag. Robert Sobotka u. Univ.-Prof. Martin Weichbold

Der Fachverband ließ von Telemark Marketing (Projektleitung: MMag. Robert Sobotka) die Studie „Mehraufwand durch Digitalisierung in Maklerbüros – 2025“ erstellen. Zwischen 28. Mai und 30. Juni wurden 2.824 Makler eingeladen, 206 nahmen teil (Netto-Rücklauf 7,3 %). Abgebildet ist die Struktur der Branche: vom Einpersonenbüro bis zum Mehrstandortbetrieb, überwiegend mit langjähriger Erfahrung und gemischtem Kundenportfolio. Das Ergebnis ist eindeutig: Digitale Tools sind gesetzt, doch ohne schlanke Prozesse werden sie teuer und zeitraubend. Seit 2020 melden 60 Prozent einen deutlichen bzw. massiven Mehraufwand, 82 Prozent zusätzlichen Wochenaufwand; 37 Prozent sogar mehr als fünf Stunden pro Mitarbeiter und Woche – konservativ kalkuliert rund 7.875 Euro pro Kopf und Jahr. Zeitfresser sind vor allem Angebotslegung, Bestandsverwaltung und Schadenbearbeitung; Einzelmakler kommen im Schnitt auf plus neun Stunden pro Woche, Büros mit mehreren Standorten auf 16,2.

Finanziell entwickelt sich IT zur „zweiten Personalkosten-Kategorie“: Pro Mitarbeiter und Jahr fallen 3.500–4.000 Euro an (Software im Schnitt 3.035 Euro, externe IT 1.000–1.200 Euro), hinzu kommen 500–1.000 Euro für Schulungen. Mehr als ein Drittel der Einzelmakler schätzt die jährlichen Zusatzkosten über 3.000 Euro; in vielen Büros summieren sie sich auf 5.000–10.000 Euro. Parallel steigt der Druck im Tagesgeschäft: 42 Prozent berichten von deutlich erhöhtem Zusatzaufwand durch fehlerhafte Leistungsablehnungen. Der Support der Versicherer – Erreichbarkeit, Reaktionsgeschwindigkeit, fachliches Know-how – wird überwiegend nur mit „genügend“ bis „nicht genügend“ bewertet. Auffällig ist zudem die Lücke zwischen tariflicher Kostenbasis und realem Unternehmerrisiko: Die Befragten beziffern ihre Personalkosten im Schnitt mit 46 Euro pro Stunde, gegenüber rund 23 Euro laut Kollektivvertrag. Sobotka bringt es auf den Punkt: „Die Kosten der Digitalisierung werden auf die Makler abgewälzt.“

Zur Einordnung der Methode: Niedrige Rücklaufquoten bedeuten nicht automatisch Verzerrung; entscheidend ist die Strukturähnlichkeit zur Grundgesamtheit. Darauf weist Umfrageforscher Univ.-Prof. Martin Weichbold (Universität Salzburg) hin – die sei hier gegeben. Sein Resümee: „Digitalisierung bleibt ein Megatrend; der Mehraufwand ist real – und noch nicht am Ende.“ Konsequenzen liegen auf der Hand: Schnittstellen glätten, Lizenzlandschaften konsolidieren, klare Service-Levels mit Versicherern vereinbaren (Antwortzeiten, Eskalationswege, Datenqualität) und Schulungen dort ansetzen, wo der größte Hebel liegt. Erst wenn Prozesse durchgängig sind und Doppelarbeiten verschwinden, dreht sich die Akten- zur Effizienzlawine.

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