Die österreichische Wirtschaft hat eine lange Durststrecke hinter sich: Zwischen Ende 2022 und Herbst 2024 schrumpfte die Wirtschaftsleistung sieben Quartale in Folge um insgesamt 2,8 Prozent. Erst gegen Jahresende 2024 setzte eine leichte Erholung ein. Im ersten Halbjahr 2025 fiel das Wachstum etwas stärker aus als in der Juni-Prognose erwartet, weshalb die OeNB ihre BIP-Prognose für das Gesamtjahr auf plus 0,3 Prozent anhob. „Die heimische Konjunktur ist im ersten Halbjahr 2025 nach einer knapp zweijährigen Rezession wieder leicht gewachsen, die Aussichten für das zweite Halbjahr sind jedoch weiterhin verhalten. Für das kommende Jahr erwarten wir einen leichten Aufschwung mit plus 0,8 Prozent Wachstum“, erklärt der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Martin Kocher, anlässlich der Pressekonferenz zur OeNB-Interimsprognose. Für 2027 bleibt die Erwartung unverändert bei plus 1,1 Prozent.
Die Inflation steigt 2025 im Jahresdurchschnitt auf 3,5 Prozent, vor allem durch den Wegfall der Energiepreisstützungen. Ab 2026 fällt dieser Basiseffekt weg, wodurch die Teuerung auf 2,4 Prozent laut Prognosen sinken wird. 2027 verharrt sie voraussichtlich mit 2,3 Prozent weiterhin auf einem im Vergleich zum Euroraum erhöhten Niveau, getrieben von der anhaltend hohen Dienstleistungsinflation. Der Arbeitsmarkt zeigt sich trotz schwacher Konjunktur robust, die Arbeitslosenquote steigt nur leicht auf rund 7,5 Prozent.
Herausfordernd bleibt die Budgetsituation: Die OeNB rechnet mit einem Defizit von minus 4,2 Prozent des BIP im Jahr 2025, minus 3,8 Prozent im Jahr 2026 und minus 4,0 Prozent im Jahr 2027. Steigende Ausgaben und ein langsamerer Rückgang der Subventionen dämpfen die positiven Effekte durch etwas stärkeres Wachstum und stabile Einnahmen.
Zusätzliche Risiken für die Konjunktur ergeben sich durch die weiterhin unberechenbare US-Handelspolitik. Trotz des Abkommens zwischen EU und USA im Sommer 2025 folgten rasch neue Zölle auf Stahl und Aluminium, und auch weitere industriespezifische Abgaben – etwa für die Pharma- oder Halbleiterbranche – sind nicht ausgeschlossen.