Bereits zum sechsten Mal hat die Wiener Städtische gemeinsam mit dem Gallup Institut die große Gesundheitsstudie präsentiert. Von 4. bis 19. August 2025 wurden 1.000 Personen im Alter von 16 bis 70 Jahren befragt – repräsentativ für die österreichische Bevölkerung. Die Ergebnisse zeigen: Die Mehrheit fühlt sich gesund, doch Stress und Sorgen prägen den Alltag. Zugleich wächst die Unzufriedenheit mit dem öffentlichen Gesundheitssystem und die Nachfrage nach privater Vorsorge.
„Die Mehrheit fühlt sich fit – sowohl körperlich als auch psychisch“, sagt Sonja Brandtmayer, Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen. Männer schätzen ihren mentalen Zustand mit 63 Prozent deutlich besser ein als Frauen (49 Prozent). Auffällig ist, dass ein Fünftel der Eltern eine Verbesserung der psychischen Verfassung ihrer Kinder im letzten Jahr bemerkt hat. Insgesamt überwiegen jedoch die Verschlechterungen: 25 Prozent berichten von einem Rückgang des Wohlbefindens, während nur 16 Prozent eine Verbesserung sehen. Körperlich wie auch mental hat außerdem je rund ein Sechstel eine Verbesserung innerhalb der letzten 12 Monate bemerkt.
Ein zentrales Thema bleibt der Stress. Ein Drittel der Bevölkerung fühlt sich stark oder sehr stark belastet, nur 14 Prozent geben an, überhaupt keinen Stress zu verspüren. Frauen fühlen sich dabei seit Jahren stärker unter Druck als Männer. Zwei von fünf Österreicher gelingt es gut, nach einem stressigen Tag abzuschalten, doch mehr als ein Fünftel schafft das kaum noch. Während sich 35 Prozent kaum oder gar nicht belastet fühlen, bezeichnet sich ein Drittel durchaus als (sehr) gestresst. „Dass so viele im Alltag nicht mehr zur Ruhe kommen, macht deutlich, wie groß die Gefahr einer dauernden Anspannung ist – mit Folgen für Schlaf, Erholung und langfristige Gesundheit“, warnt Brandtmayer.
Auch die Sorgenlast ist hoch: 84 Prozent machen sich regelmäßig Gedanken – am häufigsten über die eigene Gesundheit (56 Prozent), die finanzielle Situation (49 Prozent) und die persönliche Zukunft (44 Prozent). Wer mit dem Gesundheitssystem unzufrieden ist, zeigt dabei ein deutlich höheres Sorgenniveau. Unter den Jüngeren bis Mitte 30 zeigt sich ein gemischtes Bild: Ein Viertel hat jetzt weniger Sorgen als noch vor einem Jahr, 23 Prozent mehr. Trotz allem bezeichnen sich sieben von zehn Österreicher als resilient. „Resilienz ist ein starkes Selbstbild, das viele teilen. Die Realität zeigt jedoch, dass diese Belastbarkeit täglich auf die Probe gestellt wird“, sagt Brandtmayer.
Neu war heuer die Abfrage zur künstlichen Intelligenz im Gesundheitsbereich. Ein Drittel der Bevölkerung hat bereits Erfahrungen mit KI-basierten Informationen gesammelt, weitere 15 Prozent können sich eine Nutzung vorstellen. 42 Prozent lehnen es ab. Frauen und jüngere Menschen mit höherer Bildung sind aufgeschlossener. Beim Vertrauen ist das Bild eindeutig: 95 Prozent schenken Ärzten mehr Vertrauen, rund jeder Zehnte vertraut Auskünften einer KI mehr als den Ärzten. „KI ist in aller Munde – auch bei unserer Umfrage. Die Ergebnisse zeigen, wie stark digitale Technologien bereits in unseren Alltag integriert sind und zugleich, wie wichtig Gesundheitskompetenz ist“, kommentiert Brandtmayer.
Deutlich verschlechtert hat sich in den Augen vieler die Situation im öffentlichen Gesundheitssystem. 45 Prozent sehen Rückschritte in den letzten zwölf Monaten, nur 8 Prozent eine Verbesserung. Besonders kritisiert werden die langen Wartezeiten: Während man beim Allgemeinmediziner meist nur wenige Tage wartet, beträgt die Wartezeit bei Fachärzten für mehr als ein Drittel über zwei Monate. Über 70 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es zu wenige Kassenärzte in bestimmten Fachrichtungen gibt. „Die Unzufriedenheit ist spürbar. Immer mehr Menschen fragen sich, ob private Vorsorge notwendig ist, um Versorgungslücken auszugleichen“, so Brandtmayer.
Tatsächlich steigt die Nachfrage nach privater Vorsorge stark an. Rund die Hälfte der Befragten hält eine private Krankenversicherung für sehr wichtig, bei den 16- bis 35-Jährigen sogar sechs von zehn. Seit 2019 ist die Zahl der Privatversicherten in Österreich auf 3,5 Millionen gestiegen. Auffällig ist die Verjüngung: Während Bestandskunden, bei der Wiener Städtischen im Schnitt 47 Jahre alt sind, liegt das Durchschnittsalter im Neugeschäft bei nur 28 Jahren. Besonders Befragte mit Kindern im eigenen Haushalt sind interessiert an einer privaten Gesundheitsvorsorge. Bei 37 Prozent der Bevölkerung ist das Interesse im vergangenen Jahr gestiegen, unter den 16- bis 35-Jährigen sogar mehr als jeder Zweite. „Lange Wartezeiten, steigende Selbstbehalte und die knappe Zeit, die Ärzte für ihre Patienten in der gesetzlichen Betreuung haben – all das treibt das Interesse an privaten Lösungen. Wir sehen, dass die Nachfrage besonders bei jungen Menschen deutlich wächst“, erklärt Brandtmayer.