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Nachfolge als Schlüsselthema..

risControl Oktober Print Ausgabe

Ob Unternehmensverkauf oder Bestandsübertragung – für viele Betriebe im Versicherungs- und Finanzbereich wird die Nachfolgefrage zur entscheidenden Weichenstellung. Neben der technischen und organisatorischen Modernisierung zählen vor allem klare rechtliche Regelungen und offene Kommunikation zu den Schlüsselfaktoren einer erfolgreichen Übergabe. Wer diese Punkte vernachlässigt, riskiert Konflikte, Wertverlust und rechtliche Auseinandersetzungen. Wie sich Unternehmen rechtzeitig fit machen und wo die größten Stolpersteine lauern, schildert Mag. Stephan M. Novotny im Interview in der risControl Print Ausgabe. 

Welche Chancen und Risiken sehen Sie aktuell im Versicherungs- und Finanzbetrieb?

Die Branche ist zweifellos – wie viele andere auch – im Umbruch. Dies stellt eine große Chance für die Marktteilnehmer dar, die genutzt werden sollte. Es kommt derzeit zwangsläufig zu Zusammenschlüssen von Vermittlern und Finanzdienstleistern, sei es auf vertikaler Ebene, sei es auf horizontaler Ebene. Der Einzelkämpfer wird mittelfristig aufgrund des enormen Organisationsaufwandes durch Regelungen und Vorschriften nur in größeren Einheiten bestehen können, in welchen arbeitsteilig gearbeitet wird. Auch die Digitalisierung und der Einsatz von KI sind eine große Chance, wenn man die richtige Anwendung gelernt hat. Der persönliche Kundenkontakt wird in dieser Branche nicht nur beim mittleren und fortgeschrittenen Alter noch lange Zeit gefragt sein.

Ab wann sollte man sich konkret mit der Frage der Nachfolge, der Übergabe oder des Verkaufs auseinandersetzen?

Ein erfolgreicher und reibungsloser Übergabeprozess braucht definitiv ausreichend Zeit. Ich empfehle, sich spätestens fünf Jahre vor dem geplanten Ruhestand mit der Nachfolge auseinanderzusetzen. Rund 50 Prozent der potenziellen Nachfolger wünschen sich sogar einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren, um sich gut vorbereiten zu können. Dies beinhaltet das Hineinwachsen von geeigneten Mitarbeitern und Kollegen ins Unternehmen, die in der Folge aus dem Unternehmen heraus eine Nachfolge ermöglichen können. Ein Wildwachstum ein bis zwei Jahre vor der gewünschten Übergabe wird nicht zum Erfolg führen.

Eine bewährte Methode ist das sogenannte „Rückwärtsplanen“: Man definiert zunächst den gewünschten Zeitpunkt für den Ruhestand und rechnet dann zurück, um einen realistischen Zeitplan zu erstellen. So bleibt genügend Raum für strategische Entscheidungen, Gespräche mit potenziellen Nachfolgern sowie für die notwendige betriebliche Anpassung.

Wie macht man sein Unternehmen fit für die Übergabe oder den Verkauf? Welche konkreten Schritte sollte man unternehmen?

Zunächst sollte man den Betrieb auf einen zeitgemäßen Stand bringen – sowohl technisch als auch organisatorisch. Moderne Systeme, klare Prozesse und eine gepflegte Kundenstruktur erhöhen den Wert des Unternehmens und erleichtern die Übergabe. Auch lassen sich die Geschäftsanteile einer GmbH leichter übergeben als der einzelne Kunde eines Einzelunternehmers.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die frühzeitige Kommunikation. Sobald klar ist, ob die Nachfolge innerhalb der Familie oder durch Kollegen und Mitarbeiter oder durch externe Käufer erfolgen soll, sollte diese Entscheidung offen kommuniziert werden. Das hilft, Konflikte zu vermeiden, und schafft Vertrauen. Bei familiärer Übergabe ist es besonders wichtig, objektiv auf Kompetenzen und Rollenverteilungen zu achten – emotionale Bindungen dürfen nicht den Blick auf unternehmerische Notwendigkeiten verstellen.

Und nicht zuletzt: Die rechtliche Seite muss stimmen. Von der richtigen rechtlichen und steuerlichen Gestaltung bis hin zur Einhaltung der DSGVO-Bestimmungen bei der Weitergabe von Kundendaten ist vieles zu beachten. Eine Weitergabe von Kundendaten ist beispielsweise nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Kunden möglich – dies gilt sowohl für Agenten als auch für Makler.

Das komplette Interview gibt´s hier!

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