Beim 13. Allianz Motor Day drehte sich alles um das autonome Fahren. Experten aus Versicherungs- und Automobilbranche diskutierten über Chancen, Risiken und Akzeptanz. Eine Allianz-Studie in sieben europäischen Ländern zeigt: Das Vertrauen in die Technologie wächst, doch Skepsis bleibt. 56 Prozent der rund 8.500 Befragten erwarten ein gleich hohes oder höheres Sicherheitsniveau als bei menschlichen Fahrern, 72 Prozent halten die Systeme jedoch noch für „zu neu und ungetestet“.
„Es ist klar, dass Vertrauen in Europa weniger von technologischer Perfektion als vielmehr von Beweisen abhängt. Die Menschen wollen nicht nur, dass autonome Fahrzeuge die Sicherheit von menschlichen Fahrern erreichen oder übertreffen, sie wollen auch, dass dies durch transparente Daten, strenge Aufsicht und klare Verantwortlichkeiten untermauert wird”, sagt Dr. Klaus-Peter Röhler, Mitglied des Vorstands der Allianz SE, verantwortlich für Insurance German Speaking Countries, Central Europe, Global Property & Casualty.
In Österreich sehen die Befragten vor allem Komfortgewinne: 44 Prozent möchten die Fahrzeit für andere Tätigkeiten nutzen, 40 Prozent hoffen auf weniger Stress. Sicherheitsvorteile nennen 29 Prozent, gesellschaftlichen Nutzen durch mehr Mobilität für ältere oder eingeschränkte Personen 63 Prozent.
Das Wissen über die Technologie ist gering – nur 37 Prozent fühlen sich mit autonomen Systemen vertraut. Entsprechend geteilt ist die Meinung: je 33 Prozent positiv bzw. negativ. 74 Prozent sorgen sich um ethische Entscheidungen in kritischen Situationen, 70 Prozent fühlen sich unwohl, die Kontrolle abzugeben. Trotzdem halten 54 Prozent autonome Fahrzeuge für mindestens so sicher wie von Menschen gesteuerte.
Das Allianz Zentrum für Technik (AZT) zeigt sich optimistisch: Durch Automatisierung könnten Unfälle infolge menschlicher Fehler wie Müdigkeit oder Ablenkung bis 2035 um 20 Prozent, bis 2060 um 50 Prozent sinken.
Die Allianz hat im Zuge der Veranstaltung drei zentrale Maßnahmen vorgeschlagen, um die sichere Einführung autonomer Mobilität zu beschleunigen, Konsumente zu schützen und Europas Innovationsführerschaft zu stärken. Erstens fordert sie einen „EU-Führerschein“ für autonome Fahrzeuge – ein einheitliches europäisches Zulassungsmodell mit klar definierten technischen Prüf- und Simulationsstandards. Das würde grenzüberschreitenden Einsatz ohne Mehrfachzertifizierung ermöglichen, die Sicherheit erhöhen und Innovationen fördern. Zweitens spricht sich die Allianz für EU-weite Standards beim Zugang zu unfall- und sicherheitsrelevanten Fahrzeugdaten aus. Diese Daten sollten innerhalb der europäischen Gerichtsbarkeit bleiben und als strategisches Gut behandelt werden. Ein klarer, gemeinsam entwickelter Rahmen zwischen Versicherern, Herstellern und Regulierungsbehörden würde die Verkehrssicherheit verbessern und das Vertrauen in die Technologie stärken. Drittens plädiert die Allianz für eine europäische Datenbank zu kritischen Verkehrssituationen autonomer Fahrzeuge (Level 4), in der alle Unfälle und Beinaheunfälle im autonomen Modus erfasst werden. Einheitliche Kriterien durch die Regulierungsbehörden sollen dabei für Transparenz und Sicherheit sorgen.





