Gudrun Meierschitz ©Martina Draper
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Studie zum Welthandel

ACREDIA

Der Welthandel steht vor tiefgreifenden Umbrüchen: Handelsbarrieren erreichen Rekordniveau, die Zahl neu eingeführter Zölle stieg von 179 im Jahr 2024 auf 309 bis Oktober 2025; das dadurch eingeschränkte Volumen hat sich seit 2024 nahezu verdreifacht. Inzwischen sind rund 20 Prozent der globalen Importe im Wert von etwa 2,7 Billionen US-Dollar betroffen. Effizienz tritt zugunsten von Stabilität in den Hintergrund – Unternehmen bauen resiliente Strukturen auf. Friendshoring gewinnt an Gewicht: Produktion und Handel verlagern sich in politisch verlässliche und geografisch nahe Regionen; Europa und insbesondere Österreich profitieren dank stabiler Rahmenbedingungen und ihrer Lage als Drehscheibe zwischen Mittel-, Ost- und Südosteuropa. „Effizienz war lange das Leitmotiv internationaler Lieferketten – heute steht Stabilität im Vordergrund“, erklärt Gudrun Meierschitz, Vorstandsmitglied der ACREDIA Group. „Unternehmen haben gelernt, dass resiliente Strukturen wichtiger sind als kurzfristige Kostenvorteile.“

Das Wachstum bleibt verhalten: 2025 wird ein Plus von +2 Prozent erwartet, 2026/2027 nur +0,6 Prozent bzw. +1,8 Prozent, wobei mehr als die Hälfte aus umgeleiteten Handelsströmen stammt (z. B. weniger US-Importe aus China, breitere Diversifizierung). Parallel nehmen Klimarisiken zu: Niedrigwasser, Dürre und Extremwetter beeinträchtigen Suez- und Panamakanal sowie Rhein und Donau und erhöhen die Störanfälligkeit der Logistik. Neue Handelszentren rücken auf: Laut Allianz-Trade-Ranking führen die Vereinigten Arabischen Emirate vor Vietnam und Malaysia; Saudi-Arabien verbessert sich um elf Plätze auf Rang 4, Kasachstan steigt mit den Hubs Khorgos und Nur Zholy auf Rang 16, während Thailand, Indien und Südafrika bei der Konnektivität zurückliegen und Indonesien sowie Bangladesch mit Investitionslücken kämpfen. Für Österreichs Exportwirtschaft bedeutet das einen strukturellen Wandel: Nähe, regionale Partnerschaften und abgesicherte Zahlungsstrukturen werden zum Wettbewerbsvorteil – professionelles Risikomanagement ist kein Kostenfaktor mehr, sondern Kern nachhaltiger Wachstumsstrategien.

Wachstum

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