Michael Herzhofer, B.A., M.A. (AFPA-Obmann), Gerhard Danler (Moser Danler und Partner), Mag.a Ulrike Weiß (AK OÖ), Claudia Schanza (Moderation), Sohbat Dhanju, BSc, (NWT) ©AFPA
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Marktdialog 2025

AFPA

Der AFPA-Marktdialog 2025 brachte eine interessante Diskussion und interessante Erkenntnisse.

Steuerliche Anreize: Wirksam, aber schwer quantifizierbar

Sohbat Dhanju, BSc, Experte Besteuerung Kapitalvermögen bei NWT Wirtschaftsprüfung Gmbh, betonte, dass steuerliche Anreize in Österreich einen klaren Lenkungseffekt haben. Zwar lasse sich die Wirkung nur schwer quantifizieren, da man nicht wisse, wie viel ohne Steueranreiz verkauft worden wäre. Aber man kann den Umkehrschluss ziehen: Seit die steuerliche Förderung etwa bei der „Begünstigten Zukunftsvorsorge (PVZ)“ reduziert wurde, seien die Vertragsabschlüsse rückläufig. Also zeige die Praxis, dass Konsumenten auf steuerliche Vorteile reagieren!

Mag. Ulrike Weiß, Leiterin Konsumentenschutz in der Arbeiterkammer OÖ erinnerte die Branche, dass viele Konsumenten eine Versicherung nur dann gut fänden, wenn ein Schaden eingetreten sei. Habe man nie Schäden, dann sehe man nur die Kosten. Und viele Junge denken sich oft, warten wir mal ab. Daher gebe es in der privaten Vorsorge, egal ob es um Pension, Krankheit oder Pflege gehe, noch Luft nach oben. Und: Die finanziellen Mittel seien bei vielen Mitbürgern beschränkt.

Sie kritisierte die PZV als verfehltes Produkt, das damals eher für die Ankurbelung der Börse, als für die Vorsorge der Konsumenten entwickelt worden sei. Die Renditen waren unattraktiv, was zeige, dass eine steuerliche Förderung ein schlechtes Produkt nicht retten könne. Sie forderte eine Begrenzung der Produktkosten und eine stärkere Ausrichtung an den Bedürfnissen der Versicherten.

Protection Gap: Mehr als nur Altersvorsorge

Michael Herzhofer, AFPA-Chairman, wies darauf hin, dass die Absicherungs-Lücke nicht nur die Altersvorsorge betreffe, sondern auch die Sach- und Personenversicherungen und immer stärke den Katastrophenschutz. Ja, Versicherungen seien nicht sexy, aber er definiere den Versicherungsmakler als einen Risk-Manager, der den Kunden die Risken aufzeigen muss. Doch oft fänden gerade ältere Menschen keine bezahlbaren Produkte mehr.

Maga Weiß ergänzte zum Thema protection gap, dass es für Naturkatastrophen eine versicherungsmathematische Basis brauche, um realistische Modelle und solidarische Lösungen entwickeln zu können. Das gebe es bis dato nicht. Sie forderte Produkte mit risikobasierten Prämien, Selbstbehalten und Anreizen für Präventionsmaßnahmen. Es könne nicht sein, dass der Ersatz bei Naturkatastrophen davon abhängig sei, ob in Bälde eine Wahl anstünde oder nicht. Das österreichische HORA-System zur Risikozonierung wurde als vorbildlich hervorgehoben. Es ermögliche eine präzise Einschätzung von Hochwasser-, Sturm- und Erdbebenrisiken. Nun fehle nur noch ein Versicherungsprodukt, das diese Datenbasis nutzt und solidarisch ausgestaltet ist.

Pflegevorsorge: das unterschätzte Risiko

In der Diskussion wurde die Pflegevorsorge als besonders vernachlässigt identifiziert. Die Prämien seien hoch, die Leistungen oft unklar und die Produkte schwer vermittelbar, ganz besonders an Junge. Der Bedarf sei in einer alternden Gesellschaft offensichtlich. Herzhofer forderte daher den Gesetzgeber auf, in der Arbeitnehmerveranlagung einen Absatzbetrag wieder einzuführen. Das Steuergeschenk nehme jeder gerne, würde die Produkte leistbarer machen und so mehr Menschen motivieren, privat vorzusorgen.

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