Die Weltwirtschaft befindet sich inmitten einer tiefgreifenden Transformation der Energieversorgung: weg von fossilen Energieträgern, hin zu erneuerbaren Quellen – Wind, Sonne, Wasserkraft, Geothermie – und zugleich hin zu einer modernen Infrastruktur, die Stromnetze, Speicher und auch Pipeline-Systeme verbindet. Diese Umstellung ist keine Nischenaufgabe mehr, sondern ein Infrastruktur-Megaprojekt von globalem Maßstab. Laut International Energy Agency (IEA) müssen in den nächsten Jahren massive Investitionen in Übertragungs- und Verteilnetze getätigt werden, wenn die Klimaziele erreichbar bleiben sollen. Daraus folgt: Wer Netze baut, Speicher installiert oder Pipelines plant, steht im Zentrum eines Wandels, dessen Reichweite weit über einzelne Windparks hinausgeht.
Die Bedeutung wird in mehrfacher Hinsicht klar: Erstens muss die Netzinfrastruktur die Erzeugung von erneuerbarem Strom mit dem Verbrauch vernetzen – Windanlagen im Norden, Solarfelder im Süden – und zwar zuverlässig und stabil. Zweitens braucht es Speicherlösungen (Batterien, Pumpspeicher, Wasserstoff-Speicher) um die volatile Produktion aus Sonne und Wind auszugleichen. Drittens gewinnen Pipelines – etwa für grünen Wasserstoff oder Biogas – an Bedeutung, da sie neue Energieflüsse ermöglichen. All das zusammen schafft ein neues Energie-Rückgrat für eine wachsende Wirtschaft.
Billionen-Euro-Märkte
Der weltweite Strombedarf wird laut Deloitte bis 2050 voraussichtlich um 150 Prozent steigen (mit einem potenziellen Aufwärtspotenzial aufgrund der wachsenden Nachfrage von Rechenzentren, künstlicher Intelligenz und dem Kryptowährungssektor), was die Netzinfrastruktur belastet. Hinzu kommt, dass mit neuen Energiequellen der Versorgungsmix volatiler werden kann und in den alten Netzen von heute das Unterbrechungsrisiko steigt.
Diese Faktoren machen einen Ausbau und eine Modernisierung des Netzes erforderlich. Dies erweist sich jedoch als Engpass bei der Erreichung der Ziele für saubere Energie sowohl hinsichtlich der Verfügbarkeit von Finanzmitteln als auch hinsichtlich des Tempos der Entwicklung. Die Konsequenz: Nicht nur die Produzenten von Strom verdienen Geld, sondern vor allem diejenigen, die Netze errichten, transformieren und betreiben. Die Investitionslücke ist gewaltig: Laut Deloitte wird bis 2050 in der globalen Netzinfrastruktur ein Investitions-Shortfall von rund 14,3 Billionen US-Dollar erwartet. Die Investitionsdynamik ist also nicht mehr ein Zukunftsszenario – sie ist real und läuft bereits. Laut Statistik von REN21 wurden 2023 rund 310 Milliarden US-Dollar in Stromnetz-Infrastruktur weltweit investiert – davon knapp 28 Prozent in den USA (86,5 Mrd.) und 25 Prozent in China (78,9 Mrd.). Dabei kommt die zentrale Erkenntnis hinzu: Die Netze wachsen nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Smart-Grid-Funktionen, digitale Steuerung, intelligente Speicheranbindung werden zum Standard. In Europa etwa gehen Netze zunehmend in Richtung bidirektionaler Verteilstromsysteme und E-Mobilitäts-Integration; Österreich zählt zu den Vorreitern bei Smart-Metering und Pilotregionen. Aus Sicht eines Anlegers heißt das: Wer früh auf die Infrastruktur setzt, partizipiert am Fundament der Energiewende – nicht nur an der Stromerzeugung.
Marktpotenziale und Wachstumsraten 2025-2035
Die Studienlage ist eindeutig: Der Markt für grüne Energieinfrastruktur wächst mit beeindruckender Dynamik. Zum Beispiel geht eine Analyse von MarketsandMarkets davon aus, dass der Smart-Grid-Markt global von 73,85 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf rund 161,15 Milliarden US-Dollar im Jahr 2029 steigen wird, bei einem CAGR von 16,9 Prozent.
Eine andere Studie von IMARC Group errechnet ein Wachstum von 73,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf 269,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2033 – mit einem CAGR von 15,6 Prozent. Diese Studie fasst die treibenden Marktkräfte wie folgt zusammen: Der Smart-Grid-Markt wird durch wichtige Faktoren vorangetrieben, darunter die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen (EV), die steigende Nachfrage nach Netzstabilität bei extremen Wetterbedingungen und die sich wandelnden Erwartungen der Verbraucher an interaktive Dienste. Darüber hinaus unterstützen die zunehmenden Investitionen in die Infrastruktur von Smart Cities das Marktwachstum. Auch deuten das Aufkommen von Smart Homes und die Entwicklung von Batteriespeichertechnologien auf einen vielschichtigen Wachstumskurs für den Smart-Grid-Sektor hin. Der steigende Bedarf an Energieeffizienz in Stromversorgungssystemen ist ein wichtiger Treiber für den globalen Smart-Grid-Markt. Herkömmliche Stromnetze leiden häufig unter erheblichen Energieverlusten bei der Übertragung und Verteilung, was in erster Linie auf veraltete Infrastruktur und fehlende Echtzeit-Überwachungsmöglichkeiten zurückzuführen ist. Smart-Grids beheben diese Ineffizienzen durch fortschrittliche Technologien wie intelligente Zähler und Netzautomatisierung, die eine bessere Steuerung und Optimierung des Stromflusses ermöglichen. Dies führt zu weniger Energieverschwendung, einer effizienteren Nutzung der Ressourcen und niedrigeren Betriebskosten. Derzeit ist Nordamerika auf dem Smart-Grid-Markt führend, was primär auf die frühzeitige Einführung von Smart-Grid-Technologien, die starke Unterstützung durch die Regierung und erhebliche Investitionen in die Modernisierung des Stromnetzes zurückzuführen ist. Mittlerweile holt aber der asiatisch-pazifische Raum auf, da Länder wie China und Indien massiv in Smart-Grid-Technologien investieren, um ihren wachsenden Energiebedarf zu decken und ihre Umweltziele zu erreichen.
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