Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA hat erstmals eine umfassende Bewertung der Gesamtkosten von Investmentfonds/ETFs und Alternativer Investmentfonds (AIF) durchgeführt. Neben den Kosten und Gebühren, die Anlegern im EWR-Raum in Rechnung gestellt werden, führte die Behörde eine „innovative Analyse“ (Zitat ESMA) der Vertriebskosten durch. Der 78-seitige Bericht liegt seit 6. November vor.
In die Bewertung eingeflossen ist ein Fondsvermögen im Wert von rund 7,2 Billionen Euro, die 66 % des gesamten Fondsmarktes in der EU entsprechen (von denen 80 % als Publikumsfonds an Kleinanleger verkauft werden können). Weiters AIF-Vermögenswerte im Ausmaß von 2,6 Billionen Euro, die 40 % des AIF-Marktes in der EU entsprechen (von denen 25 % auch an Kleinanleger verkauft werden können).
Bestehende Wissenslücke
Die ESMA gibt sich überzeugt, dass der Bericht mit seinem „beispiellosen Einblick“ in die Bewertung der Gesamtkosten von Fonds sowie die Analyse der Kostentreiber eine bestehende Wissenslücke füllt. Finanzdienstleister mögen sich fragen, auf wessen Seite es eine Wissenslücke bezüglich Fonds- und Vertriebskosten gegeben hat.
Bei den Fondsmanagern (Herstellern von Investmentfonds) und den Fondsvertreibern (z.B. Wertpapierfirmen) sowie bei Banken, unabhängigen Finanzberatern und Neo-Brokern nicht. Die kennen ihre Kosten bzw. ihre Vergütungen sehr gut. Zumal die Daten zu den Kosten bei genau diesen Marktteilnehmern erhoben wurden! Wie hätten sie der ESMA Auskunft geben können, wenn sie eine Wissenslücke haben? Und dank umfangreicher Transparenz- und Berichtspflichten kann es auch seitens der Anleger keine Wissenslücke gegeben haben.
Beispielloser Einblick
Zusammengefasst erkennt die ESMA unter anderem, dass Banken und Wertpapierfirmen den Vertrieb im EWR dominieren. Dass die tatsächlichen Kosten für Publikumsfonds zwischen 0,5 % des investierten Betrags für passive Anleihefonds und 2 % für aktive Aktienfonds liegen. Dass der Vertrieb 48 % der Gesamtkosten von Publikumsfonds ausmacht. Dass sich die Vertriebskosten unterscheiden je nach Anbieter, Vertreiber, Vermögens- und Fondstyp, und die wichtigsten Kostentreiber die Art des Anlegers, der investierte Betrag, der Vertriebskanal und die angebotene Dienstleistung sind.
Allesamt Erkenntnisse, die nur für die Behörde neu sind. Oder besser gesagt waren, denn mit dem beispiellosen Einblick und der innovativen Analyse hat die ESMA ihre Wissenslücke ja nun geschlossen.





