Die UNIQA konnte im ersten Halbjahr ihren Gewinn vor Steuern auf 216 Millionen Euro (H1 2022: 91 Mio. €) mehr als verdoppeln. Vor allem der Kapitalanlagebereich konnte dabei kräftig zulegen. Jedoch zeigen die Folgen des Klimawandels ihre Krallen.
Bis zum Bilanzstichtag mit Ende Juni lag die gesamte Schadenssumme in Österreich bei rund 30 Millionen Euro. Durch die schweren Unwetter im Süden Österreichs stieg jedoch die bislang erfasste Schadenssumme im Nat-Kat-Bereich in diesem Jahr bereits auf 57 Millionen Euro, wie Kurt Svoboda, CFO des Unternehmens in einer Telefonkonferenz erklärte. Da noch nicht das gesamte Ausmaß der Unwetter im Juli und August ermittelt wurde, geht man bei UNIQA davon aus, dass sich diese Summe noch erhöhen wird, und zwar auf bis zu 80 Millionen Euro, gesamt seit Jahresbeginn. Die zunehmenden Schäden im Naturkatastrophenbereich lassen zusammen mit der instabilen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung derzeit auch keinen Ausblick für das Gesamtjahr zu, wie das Unternehmen, anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen mitteilte.
Neugeschäft blüht
Den größten Anteil am Anstieg des Gewinns hat das Kapitalanlageergebnis, das im ersten Halbjahr um 324,8 Millionen Euro anstieg. Getragen von stabilen Zinsen und geringeren Wertminderungen erhöhte sich damit das Finanzergebnis um 180 Millionen Euro gegenüber dem ersten Halbjahr 2022. Im operativen Geschäft konnte der versicherungstechnische Umsatz um 10,7 Prozent zulegen. Im Kerngeschäft verbuchte UNIQA beim Neugeschäft in allen drei Sparten Zuwächse. Der stärkste Anstieg lag im Schaden- Unfallbereich mit einem Anstieg von 13,1 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022. Das Neugeschäft im Bereich Gesundheit legte um 6,5 Prozent zu, und der LV-Bereich immerhin auch um 6,1 Prozent. Insgesamt hinkt jedoch im Lebensbereich das Neugeschäft hinter den auslaufenden Verträgen zurück, sodass die verrechneten Prämien leicht um 1,5 Prozent zurückgingen. Krankenversicherungen konnten bei den verrechneten Prämien im ersten Halbjahr 2023 ein Wachstum von 8,7 Prozent verzeichnen, Schaden- und Unfall stiegen gar um 11,7 Prozent. Die seit der Einführung der Rechnungslegung IFRS 17 zentrale Kennzahl Contractual Service Margin (CSM), die den langfristigen zukünftigen Gewinn aus dem operativen Geschäft in den einzelnen Sparten misst, konnte seit Jahresbeginn um elf Prozent auf sechs Millionen Euro zulegen. Der größte Treiber des Wachstums ist dabei die Gesundheitsversicherung, wobei in diesem Bereich vor allem der Rückgang an Versicherungsleistungen auf Vor-Covid-Niveau und gleichzeitig höhere Zinsen sowie höher als erwartete Prämienanpassungen ausschlaggebend für die verbesserten Aussichten in diesem Geschäftszweig waren. Die Brutto-Combined-Ratio in der Schaden- und Unfallversicherung hat sich von 90,4 auf 89,2 Prozent verbessert. Dafür waren das starke Wachstum, ein gutes Abwicklungsergebnis sowie geringe Belastungen durch Großschäden und Naturkatastrophen verantwortlich.
Verkauf von Russland-Gesellschaft
Nachdem das Neugeschäft in Russland bereits seit 2022 beendet wurde, hat man sich seitens der UNIQA zum Verkauf der russischen Gesellschaft entschlossen. Dabei wurde bereits eine Übereinkunft mit einem potenziellen Käufer erzielt, wie Svoboda berichtet. Innerhalb der nächsten sechs Monate soll dabei der Deal über die Bühne gehen. Das wird nicht ohne starke Abschläge gehen, ist sich Svoboda bewusst. So wird die Bewertung der Behörden 50 Prozent unter dem Marktwert liegen, dazu kommen noch rund zehn Prozent Steuern. Auch von den russischen Bonds im Wert von rund 200 Mio. Euro trennt sich die UNIQA. Trotzdem wird das Russland-Geschäft dem Konzern kein großes Kopfzerbrechen bereiten. Der Geschäftsanteil des Russland-Geschäfts liegt bei rund einem Prozent.