Angesichts des starken Anstiegs an Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 korrigiert der Kreditversicherer Acredia seine mit Beginn des Jahres veröffentlichte Insolvenzprognose von plus neun Prozent auf plus 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit einer Stabilisierung – auf weiterhin hohem Niveau – ist erst mit 2025 zu rechnen.
„Die Befürchtung, dass dieses Jahr ein Realitätscheck für die Unternehmen wird, hat sich bewahrheitet“, so Gudrun Meierschitz, Vorständin bei Acredia. „Allerdings haben diesen Check weit weniger Unternehmen bestanden, als erwartet.“ Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Wirtschaft in Österreich stagniert, die Inflation im EU-Vergleich langsamer sinkt und der wichtigste Exportpartner Deutschland tief in einer Rezession steckt.
Im ersten Halbjahr 2024 gab es demnach bereits 3.308 Insolvenzmeldungen – das bedeutet einen Anstieg von 26 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Mit Ende des Jahres werden gesamt 6.250 Firmeninsolvenzen erwartet – im Vergleich zum Jahr 2019 entspricht das einem Anstieg von plus 25 Prozent.
Diesen starken Anstieg spürt der Kreditversicherer auch in der Schadenstatistik – so gab es mit Ende Mai 50 Prozent mehr Schadensfälle als im Vorjahreszeitraum. Normalerweise überwiegen hierbei die Schäden aus dem Ausland, aufgrund des hohen Exportanteils von Österreich. Aktuell sind jedoch 60 Prozent der gemeldeten Schäden aus dem Inland, womit die Schadenssumme im Vorjahresvergleich bei 450 Prozent liegt.
Weltweit sieht die Lage allerdings nicht entspannter aus, zeigt die aktuelle Prognose von Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade. In der EU wird nur ein geringes Wachstum von plus 0,7 Prozent erwartet, weltweit gesehen liegt der geschätzte Wert bei plus 2,8 Prozent. Besonders die sieben Länder, die über der Budgetdefizitgrenze der EU liegen, müssten ein BIP Wachstum von 1,5 Prozent erreichen, um den eigenen Staatshaushalt signifikant zu verbessern.
Das Risiko einer Rezession hält in Europa an und steigt in den USA. Zwar scheint die Weltwirtschaft den Tiefpunkt überwunden zu haben, aber die Hersteller bauen noch immer überschüssige Lager ab und die Nachfrage schwächelt. Zudem herrscht große Unsicherheit über den Ausgang der Wahlen, die in den nächsten Monaten stattfinden“, analysiert Meierschitz.