Jürgen Ephraim Holzinger ©Mathias Lauringer | soulspacestudios.at
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Trauriges Jubiläum

Das Thema Berufsunfähigkeit ist ein ernstzunehmendes Risiko, das Menschen aller Altersgruppen betreffen kann. Statistiken zeigen, dass psychische Erkrankungen die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit sind, gefolgt von Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates sowie Krebs.

Im Jahr 2023 waren psychische Erkrankungen für etwa 34,5 Prozent der Berufsunfähigkeitsfälle verantwortlich. Dies betrifft besonders die jüngeren und mittleren Generationen, wobei Menschen im Alter von 41 bis 50 Jahren mit einem Anteil von 36,34 Prozent besonders häufig betroffen sind. Körperliche Erkrankungen, insbesondere Rücken- und Gelenkbeschwerden, machen etwa 20 Prozent der Fälle aus, während Krebs 17,35 Prozent der Ursachen ausmacht. Zusätzlich zur hohen Anzahl an Betroffenen zeigt sich, dass das Risiko, berufsunfähig zu werden, höher ist, als viele erwarten. Durchschnittlich jeder vierte Arbeitnehmer in Österreich muss damit rechnen, im Laufe seines Erwerbslebens berufsunfähig zu werden.

Im Jahr 2014 wurde mit dem Sozialrechtsänderungsgesetz das Recht bei Invalidität auf Berufsunfähigkeit für unter 50-Jährige in Österreich geändert. Diese Reform zielte darauf ab, die Anzahl der Berufsunfähigkeits- und Invaliditätspensionen zu reduzieren und den Grundsatz „Rehabilitation vor Pension“ stärker zu betonen. Konkret bedeutet dies, dass anstelle einer sofortigen Pensionierung bei Berufsunfähigkeit nun verstärkt auf Maßnahmen der beruflichen und medizinischen Rehabilitation gesetzt wird.

Für Personen, die nach dem 1. Januar 1964 geboren sind, wurden die Invaliditäts- und Berufsunfähigkeitspensionen durch ein Rehabilitationsgeld ersetzt. Dieses Rehabilitationsgeld wird durch die Österreichische Gesundheitskasse gewährt, während das Arbeitsmarktservice für die Auszahlung von Umschulungsgeld zuständig ist. Diese Gelder sollen die Betroffenen dabei unterstützen, wieder in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Dabei werden sie durch ein umfassendes Case-Management begleitet, das regelmäßige Begutachtungen und individuelle Versorgungspläne umfasst, was in manchen Fällen zu Unzufriedenheit und Unverständnis führt. Die Reform zielte darauf ab, das Budget zu entlasten und gleichzeitig die Anzahl der Personen in Rehabilitation zu erhöhen. Tatsächlich zeigte sich jedoch, dass die erwarteten Einsparungen nicht erreicht wurden und die Maßnahmen oft eine zusätzliche Belastung für Betroffene darstellten.

Wir haben mit Mag. Rer. Soc. Oec. Jürgen Ephraim Holzinger, Obmann des Vereins ChronischKrank Österreich, über die Thematik gesprochen:

Was sind Ihrer Meinung nach die Auswirkungen auf berufsunfähige Menschen?

Die Reform hat für Betroffene vieles verschlechtert und für unser System entstehen jedes Jahr Mehrkosten in Millionenhöhe. Dies hat auch bereits der Rechnungshof vor einigen Jahren aufgezeigt. Die Politik hat aber bis dato nichts geändert. Seit dieser Reform steigt die Ablehnungsquote beinahe jährlich und beläuft sich bereits auf über 73 Prozent. Die Betroffenen bekommen keine Rehabilitation und werden langfristig in das Sozialsystem gezwungen. Wer in Österreich von Berufsunfähigkeit betroffen ist, bleibt es auch.

Es sind nur ein kleiner Teil der Bevölkerung mittels einer privaten BU-Versicherung abgesichert. Was empfehlen Sie gesunden Menschen für diesen Teil ihrer persönlichen Absicherung?

Der Wert der eigenen Arbeitskraft ist den meisten von uns noch immer nicht ganz bewusst. Das Humankapital – also die eigene Arbeitskraft – ist in Österreich nach wie vor die wichtigste Einkommensquelle, um sich ein Leben aufzubauen, bspw. sich ein Eigenheim zu finanzieren oder die Kinder zu versorgen. Fällt diese Arbeitskraft durch eine Erkrankung im körperlichen oder auch psychischen Bereich weg und man ist berufsunfähig, so müssen Betroffene mit einem Einkommensverlust von bis zu 60 Prozent rechnen. Viele Betroffene können beispielsweise Kredite oder die Lebenshaltungskosten nicht mehr bestreiten und leben in Armut. Hier muss durch eine private BU-Versicherung jedenfalls eine Absicherung und zugleich Vorsorge getroffen werden. Derzeit ist die eigene Arbeitskraft nur für rund 4 Prozent der Erwerbstätigen so wichtig, dass sie diese privat absichern. Die Gründe dafür, beispielsweise die hohen Erwartungen in die staatliche BU, sind vielfältig.

Den kompletten Artikel lesen sie in der August Print Ausgabe. 

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