In der Pressekonferenz des Verbands der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO) am 26. Mai 2025 wurde erneut auf die Notwendigkeit der Stärkung der zweiten und dritten Säule der Altersvorsorge hingewiesen. Die im Regierungsprogramm erwähnte Stärkung ist dringend erforderlich, um das System zu entlasten. Angesichts der demografischen Veränderungen, der steigenden Lebenserwartung und der zunehmenden Belastung des staatlichen Pensionssystems fordert die Branche eine schnelle Reform der privaten und betrieblichen Altersvorsorge.
Die Versicherungswirtschaft spielt bereits heute eine zentrale Rolle im österreichischen Wirtschaftsgeschehen. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Versicherer ein Prämienvolumen von 21,4 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Darüber hinaus wurden 18,7 Milliarden Euro an Versicherungsleistungen an die Kunden ausgezahlt. Mag. Christian Eltner, VVO-Generalsekretär, betont in seinen Worten die Stabilität der österreichischen Versicherungswirtschaft und auch deren Bedeutung als starker Treiber für die heimische Wertschöpfung.
Eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Economia, präsentiert von Univ.-Prof. Dr. Christian Helmenstein, verdeutlichte, dass die Branche mit einer Bruttowertschöpfung von 16,8 Milliarden Euro (entsprechend 3,9 Prozent der Wirtschaftsleistung Österreichs) und über 186.000 Arbeitsplätzen (3,8 Prozent der Gesamtbeschäftigung) signifikant zur österreichischen Wirtschaft beiträgt. Jeder sechsundzwanzigste in Österreich erwirtschaftete Euro steht in direktem Zusammenhang mit der privaten Versicherungswirtschaft. Zudem leistet der überdurchschnittlich produktive Sektor einen erheblichen Beitrag zu den öffentlichen Haushalten, mit über 10,6 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben – das entspricht 5,0 Prozent der gesamten Steuer- und Abgabeneinnahmen.
Ein Schlüsselfaktor für den Wohlstand eines Landes ist jedoch die Altersvorsorge. Durch den demografischen Wandel und die zunehmende Lebenserwartung wächst der Druck auf das staatliche Pensionssystem. Schon jetzt fließt jeder vierte Euro des Staatshaushaltes in die Pensionen. Zukünftig werden noch höhere Zuschüsse erforderlich sein.
Wichtigkeit der privaten Vorsorge
Der Präsident des VVO, Mag. Gregor Pilgram, unterstrich, dass die private Vorsorge längst keine optionale Ergänzung mehr sei, sondern eine grundlegende Notwendigkeit. „Ein stabiles Pensionssystem braucht private Zusatzpensionen, die nicht nur den Einzelnen absichern, sondern auch eine wichtige Entlastung für den Staat bieten“, so Pilgram. In diesem Zusammenhang wird eine steuerliche Förderung der privaten Vorsorge als wichtiger Schritt gesehen, um breiten Bevölkerungsschichten den Zugang zu einer privaten Altersvorsorge zu ermöglichen.
Dringender Handlungsbedarf bei der betrieblichen Vorsorge
Ein zentrales Anliegen und eine in den letzten Jahren immer wiederkehrende Forderung des VVO ist die Reform der betrieblichen Altersvorsorge. Es bedarf unter anderem einer Anpassung der betrieblichen Vorsorge nach EStG § 3 (1) 15a. Hier ist der maximale steuerbegünstigte Freibetrag von 300 Euro aus Sicht der Versicherungswirtschaft nicht mehr zeitgemäß und muss dringend angepasst werden. Tatsächlich würde eine Erhöhung auf 1.200 Euro nur eine Indexanpassung der letzten Jahrzehnte widerspiegeln – eine notwendige Maßnahme, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden.
Reform der Zukunftsvorsorge als langfristige Lösung
Zudem sieht der VVO auch die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge als einen zentralen Baustein der Reform. Die seit ihrer Einführung vor 20 Jahren bestehenden Regelungen sollten flexibler gestaltet und an die heutigen Anforderungen angepasst werden. Eine Überarbeitung des Garantieniveaus sowie eine Öffnung für neue Anlagemöglichkeiten sind aus Sicht der Versicherer essenziell, um auch künftig eine verlässliche Altersvorsorge sicherzustellen.
Ein Aufruf zu raschem Handeln
Die Forderungen des VVO nach einer Reform der Zusatzpensionen bestehen bereits seit Jahren. Unter dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“ hofft die Branche, dass die kontinuierlichen Bemühungen endlich zum Erfolg führen. Angesichts der sich zuspitzenden Herausforderungen des Pensionssystems ist es aus Sicht des VVO unverzichtbar, jetzt zu handeln.