Gudrun Meierschitz, ©Martina Draper
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Neue Lieferwege dämpfen Zölle

ACREDIA/Allianz Trade

Der Handelskonflikt macht keine Pause. Zwar haben sich EU und USA zuletzt geeinigt, doch in anderen Regionen gibt es neue Zölle. Laut ACREDIA und Allianz Research lag der durchschnittliche US-Zoll im Juli bei zehn Prozent. Er könnte in den nächsten Monaten auf 14 Prozent steigen. Grund dafür, dass er bisher niedriger blieb: Viele Firmen passen ihre Lieferketten an und verlagern Handelsströme.

„Zölle bleiben ein permanenter Unsicherheitsfaktor für Unternehmen weltweit“, sagt Gudrun Meierschitz, Vorständin von ACREDIA Versicherung AG. „Unsere Analysen zeigen jedoch auch: Viele Firmen reagieren bemerkenswert schnell. Sie diversifizieren ihre Märkte und richten ihre Lieferketten neu aus, um die Folgen abzufedern.“

Besonders in den USA ist dieser Wandel sichtbar: Importe aus China sanken von 14 Prozent auf neun Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil aus Südostasien, Indien und Taiwan von 17 Prozent auf 24 Prozent. Diese Umstellung sorgte dafür, dass der durchschnittliche Zollsatz niedriger blieb. Hätten die Unternehmen ihre Lieferketten nicht angepasst, wäre der US-Zollsatz nicht bei zehn Prozent, sondern auf rund 17 Prozent gestiegen.

Der Spielraum für weitere Änderungen ist aber begrenzt, da neue Anpassungen hohe Investitionen erfordern würden. Außerdem prüft die US-Regierung zusätzliche Zölle, die die Belastung weiter erhöhen könnten.

Für die EU-Exporteure bleibt die Lage angespannt. Der effektive US-Zollsatz auf EU-Importe liegt inzwischen bei 13 Prozent. Hoffnung gibt es für die Autoindustrie: Wenn die Zölle auf europäische Autos von 27,5 Prozent auf 15 Prozent sinken, könnte der Schnitt auf etwa zwölf Prozent fallen. Voraussetzung ist, dass das EU-Parlament zustimmt und europäische Zölle auf US-Industrie- und Agrarprodukte gestrichen werden.

„Eine Genehmigung des Abkommens könnte europäischen Unternehmen helfen, in den USA verlorene Marktanteile zurückzugewinnen, vor allem in der Automobilindustrie, die zuletzt stark unter der Unsicherheit und den neuen Zöllen gelitten hat“, sagt Meierschitz.

Laut Allianz Trade hat sich das Risiko im Automobilsektor weltweit verschärft. Deutsche Autoexporte in die USA gingen im ersten Halbjahr 2025 um sieben Prozent zurück. Selbst wenn die US-Zölle auf europäische Autos auf 15 Prozent sinken, bleiben sie weit über dem früheren Niveau von 2,5 Prozent – ein klarer Wettbewerbsnachteil.

 

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