Mit einem neuen Dachfonds will die österreichische Bundesregierung gezielt in das Wachstum junger Startups investieren – ohne selbst zur Hauptfinanzierungsquelle zu werden. Ziel ist es, privates Kapital zu mobilisieren, die Eigenkapitalbasis von Startups und Scale-ups zu stärken und so die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich zu sichern. Die Bundesregierung will mit dem geplanten Dachfonds ein langfristiges Instrument schaffen, das Innovation und Wettbewerbsfähigkeit stärkt – nicht durch direkte Steuerung, sondern durch kluge Rahmensetzung.
Signalwirkung
Staatssekretärin Elisabeth Zehetner betont vor Journalisten die Bedeutung von Wachstum und Innovation für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts: „Wir wollen, dass Österreichs innovativste Unternehmen nicht ins Ausland abwandern müssen.“ Doch genau hier liegt ein strukturelles Problem: Zwar profitieren über 50 Prozent der Startups von staatlichen Zuschüssen, doch wenn es um größere Wachstumsschritte und Folgefinanzierungen geht, fehlt es an Risikokapital. Österreich sei ein Beispiel für starke Frühphasenfinanzierung, jedoch mit Defiziten beim Kapital für die Skalierung. Laut der vorliegenden Studie des Thinktanks Eco Austria liegt der Anteil von Investitionen des Venture Capitals hierzulande bei nur 0,02 Prozent des BIP – weit abgeschlagen hinter Ländern wie Dänemark (0,15 %) oder den USA (0,47 %). Die Lösung soll ein Dachfonds mit Public-Private-Struktur sein. Das laut der Studie das effektivste Modell ist: Der Staat setzt zusammen mit den anderen Stakeholdern die Investmentstrategie, trifft jedoch keine Investitionsentscheidungen. Diese übernimmt das Dachfonds-Management, das wiederum in unabhängige Private-Equity-Fonds investiert. Dadurch entsteht ein Hebel: Aus 100 Millionen Euro an staatlichen Mitteln sollen 500 Millionen Euro Risikokapital generiert werden, z.B. von Pensionsfonds, Banken, Versicherungen oder der Industrie. Die ökonomischen Effekte des Fondsmodells seien erheblich. Innerhalb von zehn Jahren werde eine zusätzliche Wertschöpfung von rund 1 Milliarden Euro erwartet – mit rund 270 zusätzlichen Unternehmensgründungen, erklärt Monika Köppl-Turyna, Direktorin von Eco Austria. Sie spricht derzeit von einer chronischen Unterversorgung mit Risikokapital in Europa. Besonders kritisch sei die Growth-Phase, wenn Unternehmen skalieren und internationalisieren wollen.
Standortvorteile nutzen, aber keine Quotenregelung
Ein zentraler Punkt ist die internationale Ausrichtung des Fonds. Investitionen sollen europaweit möglich sein, um eine marktgerechte Rendite zu ermöglichen. Gleichzeitig zeigt die Erfahrung – etwa aus Deutschland – dass durch den sogenannten Home-Bias rund 60 Prozent des Kapitals ohnehin in Österreich investiert werden, ohne dass eine nationale Quotenregelung notwendig wäre. Köppl-Turyna empfiehlt, den Fokus auf Schlüsseltechnologien wie grüne Tech oder digitale Industrie zu legen – jedoch ohne starre Vorgaben: „Wir wissen heute nicht, was in fünf Jahren die Gamechanger sein werden.“
Vertrauen ist entscheidend
Der Wiener Wirtschaftsanwalt Philipp Kinsky (Herbst Kinsky) betont die Bedeutung einer klaren rechtlichen und organisatorischen Trennung zwischen dem Staat als Investor und dem Management. Die bevorzugte Rechtsform sei eine GesmbH & Co KG, da sie die Unabhängigkeit des Fondsmanagements sicherstellt und damit das Vertrauen institutioneller Investoren stärkt. Zentral sei ein erfahrenes, international rekrutiertes Managementteam mit klarem Track Record, das marktorientierte Entscheidungen trifft und neue Investoren anzieht. Auch die steuerliche Behandlung von Venture-Capital-Gewinnen könnte laut Kinsky eine Rolle spielen – etwa durch Kest-Befreiungen etwa für Veräußerungsgewinne beim Exit. Empfohlen wird aus Sicht von Eco Austria, dass private Investoren stärker von der Rendite profitieren als der Staat selbst. Laut der zugrunde liegenden Studie wird vorgeschlagen, dass der Staat bewusst auf einen Teil seines Profits verzichtet, um private Kapitalgeber zusätzlich zur Investition zu motivieren.
Ein Fonds mit Signalwirkung
Bis Ende des Jahres 2025 sollen laut Zehetner zentrale Entscheidungen zum Fonds getroffen werden: Dazu zählen die Ausschreibungsmodalitäten für das Fondsmanagements, die Festlegung des Standorts des Dachfonds sowie die Höhe des staatlichen Ankerinvestments. Zwar sei laut Zehetner nicht entscheidend, ob dies „einen Monat früher oder später“ passiere – wichtiger sei es, „es gescheit zu machen“, damit der Fonds seine volle Wirkung entfalten kann. Die Signalwirkung des staatlichen Engagements entfaltet schon jetzt ihre Wirkung am Markt erklärt Zehetner abschließend.