Die vorläufige Unfallbilanz 2025 zeigt ein dramatisches Bild für die „sanfte Mobilität“: Bereits mindestens 64 Menschen kamen heuer mit Fahrrädern, E-Bikes oder E-Scootern ums Leben – ein Plus von 73 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen sind Fahrrad- (31 Tote) und E-Bike-Lenkende (28 Tote). Laut KFV-Experte Klaus Robatsch liegt das auch an der zunehmenden Nutzung und einer „schlecht ausgebauten Radinfrastruktur“.
Insgesamt wurden auf Österreichs Straßen bis Mitte November bereits mindestens 353 Verkehrstote registriert und damit mehr als im gesamten Vorjahr. Das Ziel der Verkehrssicherheitsstrategie (unter 310 Getötete) ist klar verfehlt; bis Jahresende erwartet das KFV rund 382 Todesopfer. Langfristige Daten unterstreichen diese Entwicklung: Während im Pkw-Bereich die Beteiligung an Unfällen mit Personenschäden sinkt, stieg sie bei Fahrrad- und E-Scooter-Lenkenden in den vergangenen zehn Jahren um 74 Prozent. Robatsch betont: „Das sind Faktoren, die Österreich bei der Prävention noch viel stärker berücksichtigen muss.“
Hinzu kommt, dass laut KFV in den vergangenen zehn Jahren 68 Prozent der getöteten Rad- und E-Scooter-Nutzenden selbst Hauptunfallverursacher waren – im Vorjahr sogar 87 Prozent. Ein großer Teil entfällt auf Alleinunfälle, die 2024 knapp die Hälfte aller tödlichen Fälle ausmachten und häufig auf Unachtsamkeit oder Ablenkung zurückgehen. Bei Zusammenstößen mit anderen Verkehrsteilnehmenden lagen die Hauptursachen meist in Missachtung von Vorrang oder Rotlicht.
Werden Alleinunfälle ausgeklammert, zeigt die Statistik der vergangenen zehn Jahre ein deutliches Bild: 267 Rad-, E-Bike- und E-Scooter-Nutzende kamen bei Kollisionen mit anderen Fahrzeugen ums Leben. In rund der Hälfte dieser Fälle (132) lag die Hauptverantwortung nicht bei den Getöteten, sondern bei den Unfallgegnern. Damit bleibt die gegenseitige Rücksichtnahme ein zentraler Faktor, zumal Nutzer „sanfter Mobilität“ im Ernstfall deutlich verletzlicher sind.
Die geplante StVO-Novelle, die eine teilweise Ausweitung der Helmpflicht vorsieht, wird vom KFV als unzureichend bewertet. Die Organisation hält weiterhin eine altersunabhängige Helmpflicht für alle E-Bike- und E-Scooter-Lenkenden für notwendig, da Fahr- und Bremsverhalten dieser Fahrzeuge deutlich von herkömmlichen Fahrrädern abweichen und meist höhere Geschwindigkeiten erreicht werden. Berechnungen zufolge könnten durch eine solche Helmpflicht jährlich bis zu 1.000 Schädel-Hirn-Verletzungen verhindert werden. Von 411 in den letzten zehn Jahren tödlich Verunglückten trugen 270 (66 Prozent) keinen Helm. Zwar können Helme schwere Kopfverletzungen nicht immer verhindern, doch sie reduzieren deren Schwere erheblich.
Um Unfälle bereits im Vorfeld zu vermeiden, verweist das KFV zudem auf die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen. Dazu zählen insbesondere mehr freiwillige Fahrrad- und E-Bike-Kurse sowie ein rascher Ausbau sicherer Radinfrastruktur. Für E-Scooter bleiben zusätzliche Schritte auf der Agenda: eine verpflichtende zweite Bremse, die Reduktion der Höchstgeschwindigkeit auf 20 km/h und die Überprüfung des Mindestalters. Derzeit dürfen bereits Kinder ab neun Jahren – mit Radfahrprüfung – E-Scooter mit bis zu 25 km/h im Straßenverkehr nutzen, ein Reifegrad, der aus Sicht des KFV kritisch hinterfragt werden sollte.






