Bereits zum zweiten Mal fand der von Helmut Geil Geschäftsführer DEKRA Austria und Jürgen Henschel, Geschäftsführer CarVita ins Leben gerufene „Schadendialog“ statt, um den dringend notwendigen Dialog zwischen Versicherern, Werkstätten und Sachverständigen in Österreich zu etablieren und so eine fachtiefe Plattform für gemeinsame Lösungsansätze zu drängenden Themen zu schaffen. Der zweite Schadendialog stand unter dem Motto KI und Betrugserkennung.
Was war die ursprüngliche Idee hinter dem „Schadendialog“ – wie ist dieses Format entstanden?
Helmut Geil: Jürgen Henschel und ich haben gesehen, dass jedes Jahr rund 60 Österreicher aus der Versicherungsbranchen zu Schadenveranstaltungen nach Deutschland reisen. Auf die Frage „Warum?“ kommt meistens: „In Österreich gibt’s ja nichts.“ Das war für uns – gemeinsam mit unseren Partnern CarTV und Schadenmeister – der Auslöser, ein eigenes Format in Österreich zu etablieren: eine Plattform für strukturierten Dialog und Austausch zu Themen rund um Versicherungsschäden in KFZ- und NKS. Wichtig war uns von Anfang an, nicht nur Versicherer, sondern auch Werkstätten, Sachverständige, Finanzierungsunternehmen und andere Stakeholder dabei zu haben.
Der erste Schadendialog war mit rund 35 Teilnehmer schon sehr gut besucht. Beim zweiten waren es über 60, der Raum war voll. Das freut uns persönlich, vor allem zeigt es aber: Es gibt einen realen Bedarf, sich auszutauschen.
Uns ist wichtig: Im Mittelpunkt des Schadendialogs stehen Inhalte, Tiefe und der fachliche Austausch – nicht Selbstdarstellung. Das zeigt sich auch in den Pausen: Die Gespräche waren so intensiv, dass wir die Teilnehmer kaum wieder in den Saal bekommen haben. Der Rücklauf über LinkedIn, WhatsApp und E-Mail war durchwegs positiv – von „Gratulation zur Veranstaltung“ bis „Bitte laden Sie mich unbedingt wieder ein“.
Der zweite Schadendialog stand unter dem Hauptthema „KI und Betrugserkennung“.
Wo steht die Branche heute bei der Betrugsprävention – und wo hakt es noch?
Jürgen Henschel: Viele Gesellschaften haben intern schon entwickelte Betrugserkennungssysteme. Es gibt technische Unterstützung und die Fachkenntnis der Schadenreferenten. Zwei große Themen bleiben aber:
Erstens gibt es zu wenig spezialisierte Betrugsreferenten. Die konzentrieren sich auf große Fälle, vieles andere bleibt liegen. Zweitens fehlt die gesellschaftsübergreifende Betrugsbekämpfung. Banden zu erkennen ist extrem schwierig. Bei einer Gesellschaft taucht vielleicht ein Fall auf, in Summe sind es 20 oder 30 betrügerische Schäden, verteilt über mehrere Versicherer. Dieser Bereich ist ein riesiger blinder Fleck.
Im Schadendialog hat es ein Teilnehmer treffend formuliert: Im Grenzbereich hat man oft das Gefühl, ein Auto wird einfach noch einmal über die Grenze geschoben, um denselben Schaden bei einer anderen Versicherung geltend zu machen. Wenn Betrug grenzüberschreitend stattfindet – und Österreich hat mehrere Grenzen – müssen wir zunächst im Land selbst besser vernetzt sein, um Informationen datenschutzkonform auszutauschen. In einem nächsten Schritt vielleicht auch länderübergreifend.






