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Starker Handlungsdruck

ISG

Das globale Marktforschungs- und Beratungsunternehmen im Technologie-Segment ISG hat zum Thema „Agenda 2023“ (Studie Pulse Check – State of European Insurance Industry 2022) weltweit Business-Entscheider und IT-Experten der europäischen Versicherungswirtschaft befragt. Die Studie hat ergeben, dass drei von vier europäischen Versicherungsunternehmen erwarten, dass das Zusammenwirken geopolitischer Spannungen, hoher Inflationsraten und steigender Rezessionserwartungen den digitalen Wandel ihrer Branche forcieren wird. Dies führe zu einem deutlichen Ausbau der bereits laufenden Automatisierungsprogramme und einer verstärkten Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern.

Wie stark der Handlungsdruck aus Sicht der Versicherungsunternehmen wächst, zeigt ein genauerer Blick auf die betriebswirtschaftlichen Folgen der oben genannten Krisen. Für eine Mehrheit der Befragten wächst die Wahrscheinlichkeit, dass es sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr zu einem merklichen Rückgang der Prämieneinnahmen kommen könnte. Parallel dazu wird ein weiterer Anstieg der betrieblichen Ausgaben erwartet. Haupttreiber sind die inflationsbedingt steigenden Güter- und Dienstleistungspreise, die vor allem die Schadensregulierung belasten werden. Zudem erschwert das stark gestiegene Zinsniveau die Refinanzierung. Als weitere Risikofaktoren gelten die zunehmende Volatilität an den Finanzmärkten, der starke Anstieg der Cyberbedrohungen und die sich zuspitzende Klimakrise.

Die Gewinnung von Neukunden wird zu den drängendsten unternehmerischen Prioritäten der kommenden beiden Jahre zählen. Ähnlich hohe Bedeutung messen die Befragten dem Thema Bestandskundenbindung bei. Dementsprechend forcieren die Unternehmen die Entwicklung digital ausgerichteter Geschäftsmodelle und erhöhen den Einsatz von Technologien, die zu einem besseren Kundenerlebnis und zu einer geringeren Kostenquote führen. Aber auch das Thema Kostensenkung steht auf der To-do-Liste an erster Stelle. In einer geringeren Kostenquote wird eine der zentralen Voraussetzungen dafür gesehen, Bestandskunden besser binden und die Ertragslage ihrer Unternehmen zumindest halten zu können. Denn: Vor dem Hintergrund, der sich weiter eintrübenden Konjunktur wächst die Bereitschaft der Kunden, auf Polizzen zu wechseln, die zwar nur eine Grundversorgung bieten, dafür aber wesentlich preisgünstiger sind. Der Trend zu einer höheren Preissensibilität wird dazu führen, dass Versicherungsunternehmen ihre Preispolitik, ihr Produktangebot und ihr prozessuales Vorgehen noch einmal grundlegend überdenken müssen. Als mögliche Wege zur Kostensenkung werden zum Beispiel Verbesserungen im Underwriting, eine hochpersonalisierte Risikobewertung und ein aktiveres Bestandsmanagement diskutiert.

Ein wichtiger Hebel zur Kostenreduktion ist die Konsolidierung der eingebundenen Dienstleister: Sechs von zehn Unternehmen geben an, ihre bereits laufenden Konsolidierungsprogramme weiter ausbauen zu wollen. Was ebenfalls auf der Agenda der Unternehmen steht, ist die weitere Automatisierung der Geschäftsprozesse, hier ist das vorrangige Ziel, die Prozesskosten zu senken und die Qualität der Kundenerfahrung zu verbessern. Demgegenüber gilt das Metaversum bis auf Weiteres als Experimentierfeld. Zwar haben vier von fünf Versicherern konkrete Pläne, das Web 3.0 in ihrer Wertschöpfung zu nutzen, doch konzentriert sich die Mehrzahl der Unternehmen auf eher kleinere Projekte. Weitere 30 Prozent berichten über mittelgroße Vorhaben. Als wesentlich ausgeprägter erweisen sich die Investitionspläne im Bereich Embedded Insurance, wo es um das Einbetten von Versicherungslösungen in Produkte und Dienstleistungen geht, die im unmittelbaren Kaufinteresse der Endkunden stehen: Handys, Reisen oder Konzertbesuche etwa. Die grundlegende Bereitschaft ihrer Unternehmen, integrierte Versicherungsprodukte zu entwickeln, bestätigen beinahe alle Befragten (94 %). Zudem gibt gut jeder Zweite an, dass sein Unternehmen bereits mit entsprechenden Prototypen arbeitet.

 

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