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Durch­wachsener geld­politischer Ausblick der Fed

von Michael Kordovsky

Noch kann keine Leitzinsentwarnung gegeben werden. Es gibt noch verschiedene Unsicherheiten.

Obwohl am Mittwoch die Fed die Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 4,50 bis 4,75 Prozent und somit auf das höchste Niveau seit Oktober 2007 anhob, sprangen die Aktienmärkte nach oben, wofür folgende Kernaussage von Fed Präsident, Jerome Powell, verantwortlich ist:„Wir können erstmals sagen, dass der disinflationäre Prozess begonnen hat“.

Am gleichen Tag veröffentlichte Eurostat seine Inflations-Schnellschätzung für Jänner, die mit 8,5 Prozent weit unter den Analystenschätzungen von 9,0 Prozent lag. Die Fed hatte auch den Ukrainekrieg nicht mehr als Preistreiber erwähnt.  Der Anstieg des Index persönlicher Konsumausgaben ex Nahrungsmittel und Energie verlangsamte sich von November auf Dezember von 4,7 auf 4,4 Prozent – die niedrigste Steigerung seit Oktober 2021.  Auch die Kerninflation (Headline-Inflation ex Nahrungsmittel und Energie) entwickelte sich in den USA rückläufig und zwar von November auf Dezember 2022  von 6 auf 5,7 Prozent.

 Noch weitere Leitzinsanhebungen

Doch Spekulationen auf eine erste Zinssenkung schon in diesem Jahr schob Powell einen Riegel vor: „Die Fed wird ihre Geldpolitik in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht lockern. Sollte sich die Wirtschaft in etwa  wie erwartet entwickeln, seien Zinssenkungen im laufenden Jahr nicht angebracht“.

Was bedeutet dies konkret? Ein Statement Powells dazu ließ den Dow Jones zwischenzeitlich um 300 Punkt fallen: „Wir werden auf Kurs bleiben bis die Arbeit getan ist“. Und aus der schriftlichen Mitteilung der Fed verunsicherte die Passage: „weitergehende Zinserhöhungen angemessen“. Konkret bedeutet dies: Es sind weitere Leitzinsanhebungen vorgesehen, zumal das Ziel der Fed bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent liegt. Bedenkt man, dass es in einem nur durchschnittlichen Zinserhöhungszyklus seit 1971 im Schnitt 15 Leitzinserhebungen gab und dies seit Mitte März 2022 erst die achte war, dann liegt noch ein weites Stück eines steinigen Weges vor uns, denn: In Hochinflationsphasen bedurfte es wesentlich ausgedehnterer Anhebungsphasen.

Lohninflationsgefahr vorläufig gebannt, aber weitere Unsicherheiten

Was allerdings etwas beruhigt, ist, dass vom Arbeitsmarkt aktuell keine unmittelbare Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale ausgeht, zumal sich im Dezember 2022 der Arbeitskostenindex mit einem Anstieg der Kompensationen (Löhne/Gehälter u. Bonuszahlungen) für zivile Beschäftige mit 5,1 % (Vorjahr: 4,5 %)  in engen Grenzen hält.  Darüber hinaus hat sich laut einer Firmenumfrage des Personaldienstleisters ADP der Stellenzuwachs um privaten Sektor verlangsamt.  Während Volkswirte für Jänner im Privatsektor noch von einem Stellenzuwachs von 178.000 ausgingen waren es tatsächlich nur noch 106.000 neue Arbeitsplätze.

Doch genauere konjunkturelle Details wird erst wieder im März ein neuer Wirtschaftsausblick der Fed-Volkswirte geben. Dies hat Powell während seiner Rede mehrmals betont. Bis dahin könnte wieder ein neuer Faktor ins Spiel kommen, nämlich China infolge einer preistreibenden Rohstoffnachfrage.  Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind aktuelle geopolitische Risiken.

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