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Die EU rettet die Welt

von Mario Passini

Ach Gott, was bedeuten schon verheerende Erdbeben oder der große brutale Angriffskrieg in Europa? Unsere einmalige und einzigartige EU hat andere, größere Sorgen. Es geht um nicht weniger als um den Bestand des Planeten Erde.In der EU-Verwaltung hat man jetzt ein besonderes Ei ausgebrütet: die neue „ÖKODESIGN-Verordnung“. Danach könnte größeren OLED-TVs und Fernsehern mit sehr hoher Auflösung der Mülleimer drohen. Und so schaut die neue Weisheit der EU aus.

Zuerst müssen wir uns an neue Wortschöpfungen gewöhnen. Und zwar an die „Energieeffizienz-Richtlinie“ und an die „Ökodesign-Verordnung“. Die Energieeffizienz-Richtlinie stuft Elektrogeräte in verschiedene Effizienzklassen ein. Damit sollen die Verbraucher darauf hingetrimmt werden, möglichst nur energiesparsame Geräte zu kaufen. Dazu führt unausweichlich die Energieeffizienz-Richtlinie. Wer sich dadurch als Umweltfeind oder gar als verkappter Mittäter der Klingonen outet, weil er – Gott im Himmel – einen Panorama-Bildschirm anschafft, der wird vom „Energieeffizienz-Grenzwert für Bildschirme“ (Originalton) bestraft.

Um möglichen Missetätern von vornherein das Handwerk zu legen, gibt es dann – laut Originaltext –den Energieeffizienzindex (EEI). Der wird mit einer komplexen Formel berechnet. Und nur wenn der Energieeffizienz-Grenzwert für Bildschirme eingehalten wird, dürfen diese Dinger verkauft werden. Gemessen wird der erlaubte Verbrauch mit einer komplizierten Formel – diese wurde so gestaltet und konzipiert, dass selbst Klingonen sie nicht verstehen und nachahmen können. Die EU liegt damit an der Spitze der Abwehr fremder Lebewesen.

Diese Formel wird Erdenbürgern, vor allem aber den EU-Geschädigten, so erklärt: Der Energieeffizienzindex für Fernseher: „Pmeasured2“ ist die Leistungsaufnahme bei Werkseinstellungen, „A“ die Bildschirmfläche und „corr“ ein Korrekturfaktor für OLEDs – so lautet die Formel wörtlich. Angedacht ist: Wer diese Formel nicht kapiert, wird vom Kauf von Elektrogeräten, besonders Fernsehern, ausgeschlossen. Lässt sich der Umgebungslichtsensor nicht ausschalten, gelten weitere Messvorschriften. Ab 1. März 2023 dreht die EU nun den Effizienz-Sündern und Ökodesign-Verweigerern die Daumenschrauben an. Die Bonuspunkte für OLEDs fallen weg. Full-HD-Bildschirme dürfen höchstens noch auf einen EEI von 0,75 kommen, für höhere Auflösungen und Micro-LED-Displays gilt ab dann einen Grenzwert von 0,90. Ausgenommen von der Regelung sind nur Fernseher, die zu diesem Termin schon beim Händler stehen. Eh klar. Oder?

So, liebe Leser, jetzt kennen Sie sich sicher aus. Zugegeben, nicht jeder kann diesen EU-ORIGINALTEXT verstehen. Er ist einfach EU-Realität. Liebe Leserin, lieber Leser, Sie sollen hier aber nicht weiter mit Berechnungsmodalitäten erlaubter 4K-Auflösungsvorschriften gequält werden oder damit, ob ihr Mini-LED bzw. das Quantum-Dot-OLED noch zugelassen werden kann.Wer daran denkt, gar einen Bildschirm mit 8K-Auflösung anzuschaffen, sollte dieses Unterfangen eher aufgeben. Diese Feinde der Energiesparpolitik der EU werden die vorgegebenen Energiegrenzwerte nicht einhalten können. Werfen Sie dieses „Klumpert“ einfach weg. Noch ein EU-technisches Detail zum Ende der Story: Ein TV-Typ vom Hersteller XYZ (Name geändert) mit einem LCD-TV mit dimmbaren Mini-LEDs als Hintergrundbeleuchtung zieht bei SDR-Inhalten und einer Leuchtdichte von 250 cd/m² 181,2 Watt an elektrischer Leistung. Dieser Fernseher verfehlt den Grenzwert mit einem EEI = 1,14 deutlich. Auch klar. Oder?

Nein, das ist kein Faschingsscherz-Text, kein Lei-Lei, das ist (verkürztes) Original-EU-Gebrabbel. Als Beweis dafür, dass die Herrschaften in Brüssel wissen, wie sie die Probleme der Gegenwart lösen. Kritik ist natürlich nicht erlaubt. Wer das tut, verstößt gegen den UVBP (Umweltverschlimmbesserungsprozess) der EU. Ein Gutes hat dieser technische Wirrwarr aber doch: Die Klingonen haben entschieden, keinesfalls eine Invasion in die EU zu planen. Und trotzdem: Das ist noch nicht der letzte Schritt technischen EU-Fortschrittes. Es wird gemunkelt, wonach es Studien- und Experimentier-Teams geben soll, welche erforschen, wie man den Methanausstoß bei EU-Kühen vermeiden, mindestens aber reduzieren kann. Dieser zukünftigen Kommission soll ein Anti-Methan-Kommissar vorstehen. Die Planung dazu sei schon weit fortgeschritten, heißt es.

Gott erhalte, Gott beschütze … ja, was wohl?

Zufriedenstellende Entwicklung

Erwartungen übertroffen