Die nächste – für viele noch unsichtbare Bedrohung – ist bereits zu erkennen. Nach der Ablöse des Verfechters einer ultralockeren Geldpolitik der Bank auf Japan (BoJ), Haruhiko Koroda, durch den ehemaligen Wirtschaftsprofessor, Kazuo Ueda, am 8. April 2023 ist eine allmähliche geldpolitische Wende auch in Japan zu erwarten. Derzeit liegt der Leitzins der Bank of Japan noch immer bei -0,1 Prozent und die Wertpapierkäufe gehen munter weiter: Obwohl die Inflationsrate in Japan bereits über 4 Prozent liegt, hat die Bank of Japan eine Renditeobergrenze von 0,25 Prozent bei zehnjährigen Staatsanleihen verteidigt ehe sie dann mit einer Ausweitung auf 0,5 Prozent kapitulierte. Um die neue Obergrenze zu halten, erwarb die Bank of Japan zwischen 20. und 22. Februar Staatsanleihen im Volumen von umgerechnet 2,2 Milliarden Dollar mit Laufzeiten von 5 bis 10 Jahren. Hinzukommen Bondkäufe mit längeren Laufzeiten bis zu 25 Jahren im Volumen von 740 Millionen Dollar.
Japans Geldfluss versiegt
Das ist aber erst der Anfang. Von Dezember auf Jänner stieg Japans Inflationsrate von 4,0 auf 4,3 Prozent und die Kerninflation ohne frische Nahrungsmittel erreichte ein 41-Jahres-Hoch von 4,2 Prozent. Im Vergleich dazu liegt das Stabilitätsziel der Bank of Japan bei 2,0 Prozent. Weitere Turbulenzen am Bondmarkt sind zu erwarten. Langfristig sind Leitzinsanhebungen und wesentlich höhere Anleihenrenditen (wohl eher Richtung 2 % im 10-Jahres-Spektrum) zu erwarten. Auch ein Abbau der hohen Bilanzsumme der BoJ könnte bald anstehen, deren akkumuliertes Staatsanleihenvolumen mit umgerechnet 4026 Milliarden Euro bei 96 Prozent des BIP im Jahr 2021 liegt.
Und noch immer kauft die Bank of Japan diverse Wertpapiere auf. Ihre Liquiditätszufuhren kompensieren noch die Bilanzsummenschrumpfung der Fed und leisten auch international einen wesentlichen Beitrag zur noch relativ gut erträglichen Börsenstimmung, die umzuschlagen droht, sobald der Liquiditätsstrom aus Japan versiegt.