Bei dieser Meldung kommt wenig Freude auf: „Anhaltende Inflationsgefahr für europäische Versicherungen!“ Die Inflation sei die Hauptsorge der europäischen Versicherungs-Finanzvorstände (CFOs), gefolgt von düsteren Wirtschaftsaussichten und Marktvolatilität. Das ergibt eine Umfrage von Moody’s (weltbekannte Ratingagentur). CFOs von 22 führenden europäischen Versicherungsunternehmen nahmen an der Umfrage teil, die auch ergab, dass Versicherer ihre Investitionspläne und die Verwendung von Überschüssen ändern, und damit aufsteigende Zinsen und Marktvolatilität reagieren.
Moody’s weist im aktuellen Bericht darauf hin, dass die Aussichten für P&C – („Property and casualty“ Deutsch: „Schaden- und Unfallversicherung) – und Lebensversicherungen zwar negativ bzw. stabil seien, die Befragten jedoch optimistischer in Bezug auf ihre P&C-Geschäfte seien. Den Umfrageergebnissen zufolge ist die anhaltende Inflation die größte Bedrohung, die 73 Prozent der Befragten zu den drei größten Sorgen zählen. „Die überwiegende Mehrheit der CFOs erwartet, dass die Inflation 2023 zu höheren Schadenkosten führen wird“, informiert Moody’s, „obwohl die meisten ihre Zuversicht zum Ausdruck brachten, dass Preiserhöhungen höhere Schadensfälle ausgleichen oder aufwiegen würden.“
Am meisten besorgt waren die CFOs über Preiserhöhungen, die hinter der Schadeninflation in allgemeinen Haftpflichtsparten zurückblieben. Man erwarte jedoch eine stärkere Preisgestaltung in Spezial- und gewerblichen Sparten. Die Umfrage ergab auch, dass rund zwei Drittel der CFOs ein niedriges Wirtschaftswachstum als ihre zweitwichtigste Sorge einstuften, gefolgt von der Marktvolatilität. Moody’s fügt hinzu: „Dennoch rechnen rund 41 Prozent mit einem hohen ein- oder zweistelligen Wachstum ihrer Betriebsergebnisse. CFOs sind optimistisch, dass stärkere Anlageergebnisse und Neugeschäftswachstum, insbesondere in den Nicht-Lebensparten, ihre Erträge unterstützen werden.“
Das dritte zentrale Ergebnis der Umfrage ist, dass die Versicherer ihre Investitionspläne anpassen. Dies ist auf höhere Zinsen und konjunkturellen Gegenwind zurückzuführen, die das Verlangen der Befragten auf risikoreichere Anlagen verringert haben. Obwohl die meisten CFOs erwarten, dass ihr Engagement in diesen Vermögenswerten stabil bleibt, stellte Moody’s fest. Und fügt hinzu: „Im Vergleich zu früheren Umfragen planen mehr Befragte, ihre Immobilieninvestitionen zu reduzieren. Gleichzeitig erwarten immer mehr Versicherer, ihre Allokation in Anleihen mit „Baa“-Rating zu erhöhen und gleichzeitig ihre Engagements unterhalb von Investment Grade zu reduzieren.
„Wir gehen davon aus, dass die weltweiten Zahlungsausfälle von spekulativen Unternehmen im Jahr 2023 auf 4,4 Prozent steigen werden, was über dem langfristigen Durchschnitt liegt, aber unter den Rezessionshochs bleiben wird.“, heißt es bei Moody´s. Schließlich ergab die Umfrage, dass sich die Aufmerksamkeit des CFO dem Kapitaleinsatz zuwendet, wobei die Hälfte der Befragten angab, im Jahr 2023 überschüssiges Kapital einzusetzen – gegenüber 29 Prozent in der vorherigen Umfrage von Moody’s, was eine verbesserte Solvabilität infolge steigender Zinsen widerspiegelt.
„CFOs ziehen es vor, den Überschuss in neue Geschäfts- oder Vertriebskapazitäten statt in M&A zu lenken und/oder Kapital an Investoren zurückzuzahlen“, meint Moody’s abschließend.
Quelle: Reinsurance News, Mirror, Lloyds