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Siebte Leitzinsanhebung der EZB noch nicht ausreichend

von Michael Kordovsky

Bis zum ersten Quartal 2023 hat sich das BIP-Wachstum im Euroraum auf 1,3 Prozent verlangsamt. Inflation und Arbeitskräftemangel bleiben. Die Arbeitslosenquote war jedoch von Februar auf März von 6,6 Prozent auf 6,5 Prozent rückläufig, was im Überblickszeitraum seit 2008 den niedrigsten Wert darstellt. Im Vorjahresmonat März 2022 lag die AL-Quote noch bei 6,8 Prozent. In den vergangenen 12 Monaten verringerte sich die Gesamtanzahl an Arbeitslosen um 365.000 au 11,01 Millionen, während sich bereits im vierten Quart die Quote der offenen Stellen mit 3,1 Prozent nahe dem Rekordwert bewegte. Hohe Lohnrunden treiben mittlerweile die Dienstleistungspreise und Kerninflation nach oben. Stiegen im April 2022 die Dienstleistungspreise um 3,3 Prozent, so beschleunigte sich der Preisauftrieb bis April 2023 auf 5,2 Prozent (März: 5,1 Prozent). Die Kerninflationsrate als Teuerung des HVPI ex Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak lag in den Monaten Februar, März und April 2023 bei je 5,6; 5,7 bzw. 5,6 Prozent während infolge erneut gestiegener Ölpreise die Headline Inflation im April von 6,9 Prozent (März) auf 7,0 Prozent anstieg.

EZB ist mit der Inflationsentwicklung unzufrieden

Das Stabilitätsziel der EZB liegt bei 2 Prozent aber es kamen Bankenturbulenzen in den USA und die Schieflage der Credit Suisse dazwischen. Die siebte Leitzinsanhebung erfolgte deshalb nur im Ausmaß von 0,25 Prozentpunkten anstatt der von manchen Marktteilnehmern erwarteten 0,5  Prozentpunkte. Hauptrefinanzierungssatz und die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und Einlagenfazilität wurden somit nur um je 25 Basispunkte auf je 3,75 , 4,00 bzw. 3,25  Prozent erhöht. Die EZB ist mit aktuellen Preistrends nicht ganz glücklich: EZB-Präsidentin, Christine Lagarde, mahnte unter Verweis auf bereits erfolgte Lohnsteigerungen von den Regierungen der Euroländer ein rasches Zurückfahren der diversen Hilfszahlungen ein, da diese  sonst den Inflationsdruck weiter steigern und zusätzliche Leitzinsanhebungen erfordern könnten. War bisher die Kerninflation der EZB ein Dorn im Auge, kommt ab April die Headline-Inflation dazu. Somit kommt es zusätzlich noch zum Abbau der hohen Anleihen-Bestände in der EZB-Bilanz, die dort rund fünf Billionen Euro ausmachen. Mit diesen Abbau sollten dem Markt Liquidität entzogen werden. Knapperes Geld wirkt nämlich der Inflation entgegen.  Voraussichtlich ab Juli 2023 werden beim Vermögensankaufprogramm (Asset Purchase Programme – APP) keine Tilgungsbeträge mehr wiederveranlagt und beim wesentlich größeren Pandemie-Ankauf-Programm ist dies frühestens ab März 2024 der Fall. Experten rechnen heuer noch mit einer bis zwei Leitzinsanhebungen auf bis zu 4,25 Prozent im Hauptrefinanzierungssatz. Doch bereits ab dem ersten Quartal 2024 könnte es zu einer ersten Leitzinssenkung kommen.

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