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Analyse der Wirtschaftlichen Implikationen des Klimawandels

von Michael Kordovsky

Waldbrände in Griechenland und Italien verwüsten ganze Landstriche samt Gebäude und in den USA ist es angesichts jüngster Hitzewellen nur noch eine Frage der Zeit bis der Strombedarf zur Kühlung in manchen Gegenden nicht mehr gedeckt werden kann. Fakt ist, der Klimawandel verursacht enorme Kosten bzw. volkswirtschaftliche Schäden.

Der Klimawandel ist eine unausweichliche Realität, deren finanzielle Auswirkungen sowohl globale als auch lokale Wirtschaftssysteme erheblich beeinflussen. In einem exklusiven Online-Interview mit der Max-Planck-Gesellschaft erörtert Tobias Grimm, Leiter der Abteilung Climate Advisory und NatCat Data bei Munich Re, diese Komplexität und erwähnt, dass beispielsweise Studien zur Ahrtal-Katastrophe im Juli 2021 ergeben, dass sich die Wahrscheinlichkeit solcher Extremniederschläge um das 1,2- bis 9-fache erhöht hat. Es gibt laut Grimm starke Indizien dafür, dass der Klimawandel das Auftreten bzw. die Intensität bestimmter Ereignisse in bestimmten Regionen begünstigt. Laut Grimm dokumentierte der Rückversicherer Munich Re im Jahr 2022 weltweite Schäden durch Naturkatastrophen in Höhe von beachtlichen 270 Milliarden US-Dollar. Diese gelten als volkswirtschaftlicher Schaden. Nur 120 Milliarden dieser Summe waren durch Versicherungen gedeckt, was auf die immense Belastung hinweist, die nicht-versicherte Schäden für die Wirtschaft darstellen. In den vergangenen sechs Jahren wurde weltweit dreimal die Grenze von 100 Milliarden US-Dollar im Hinblick auf versicherte Schäden überschritten. Das hat auch mit der zunehmenden Verbauung bzw. Verstädterung sowie Teuerung der Immobilienpreise zu tun. Die versicherten Werte steigen schlichtweg.

Die Prognose der zukünftigen Kosten des Klimawandels variiert stark je nach Szenario und Untersuchungsansatz. Eine Studie des renommierten University College London und des Carbon Disclosure Project prognostiziert für das Jahr 2070 globale Kosten des Klimawandels in Höhe von 5,4 Billionen US-Dollar. Bei ungebremster Erderwärmung könnten diese bis zum Jahr 2200 auf überwältigende 30 Billionen US-Dollar ansteigen. Im Kontrast dazu, würde ein erfolgreiches Szenario, das eine Erderwärmung auf zwei Grad Celsius (bis zum Jahr 2100) beschränkt, die Kosten auf 1,8 Billionen US-Dollar im Jahr 2070 senken. Es ist offensichtlich, dass Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch von unschätzbarem Wert sind.

Deutschlands und Österreichs Finanzielle Herausforderungen im Angesicht des Klimawandels

Auch auf nationaler Ebene hat der Klimawandel erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der (deutschen) Bundesministerien für Umwelt sowie Wirtschaft und Klimaschutz prognostiziert für Deutschland bis zur Mitte des Jahrhunderts Kosten von bis zu 900 Milliarden Euro. Diese Summe setzt sich zusammen aus Ertragsausfällen in der Landwirtschaft, Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen durch extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen und Fluten sowie gesundheitliche Folgen und der Verlust an Artenvielfalt. Hinzukommen noch internationale Lieferengpässe bei Zwischenprodukten und Rohstoffen. Bis 2050 könnten sich die jährlichen Kosten für Deutschland durch Extremwetterereignisse um das Anderthalb- bis Fünffache erhöhen, was einem Verlust des Bruttoinlandsprodukts von 0,6 bis 1,8 Prozent entspräche.  Auch in Österreich sind die Auswirkungen des Klimawandels bereits deutlich zu spüren. Insbesondere die Alpenregion, wo Wintersport eine zentrale Rolle für die lokale Wirtschaft spielt, wird zunehmend von steigenden Temperaturen und schmelzendem Schnee bedroht. Darüber hinaus wird erwartet, dass Hitzewellen und Dürreperioden Landwirtschaft und Wasserressourcen belasten und so die österreichische Wirtschaft weiter beeinträchtigen. Bereits 2020 zeigte eine Studie des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel im Auftrag des Klima- und Energiefonds,  dass die jährlichen Kosten des Nichthandelns im Klimaschutz in Österreich bei 15 Milliarden Euro liegen. Diese Kosten verteilen sich auf Wertschöpfungsverluste für fossile Importe (acht Milliarden Euro), umweltschädliche Förderungen (vier Milliarden Euro), wetter- und klimabedingte Schäden (zwei Milliarden Euro und Klimawandelanpassung (eine Milliarde Euro).

Doch es gibt Hoffnung: Anpassungsmaßnahmen könnten diese Kosten erheblich senken. Je nach Szenario liegen die Einsparungen beispielweise für Deutschland zwischen 110 und 350 Milliarden Euro. Christiane Rohleder, Umweltstaatssekretärin, betonte, dass Klimaschutz die „allererste Anpassungsaufgabe“ sei. Grimm fügte hinzu, dass der Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft unausweichlich ist. Dabei gilt generell: Je früher mit Anpassungen begonnen wird, desto niedriger sind die zukünftigen Kosten. Fazit: Der Klimawandel ist eine Herausforderung, die wir nicht ignorieren können, und das Verständnis seiner wirtschaftlichen Auswirkungen ist ein wichtiger Schritt, um ihn effektiv zu bekämpfen.

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Unwetterwochenende