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Hintergründe der Wohnimmobilienflaute in Österreich

von Michael Kordovsky

Bauträger bleiben auf ihren Objekten sitzen und Immobilienmakler brauchen für ähnliche Liegenschaften wesentlich länger bis sie einen Käufer gefunden haben als noch vor wenigen Jahren.

Die Immobilienflaute in Österreich ist ein Thema, das vor dem Hintergrund steigender Renditen bei Bundesanleihen und US-Treasuries sowie höherer Zinsen für kurzfristige Spareinlagen an Bedeutung gewinnt. 5 % p.a. für zehnjährige US-Treasuries, knapp 3,5 % p.a. für zehnjährige heimische Bundesanleihen und bis zu über 3,5 % auf Spareinlagen. Dem stehen in guten Großstadtlagen lediglich Wohnungsrenditen zwischen 2,5 und 3,5 % gegenüber. Und es ist amtlich, dass sich die steigenden Zinsen auf den Immobilienmarkt auswirken:

Eine Untersuchung der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt, dass ein Anstieg der Hypothekenzinsen um einen Prozentpunkt dazu führt, dass die Nachfrage nach Häusern um durchschnittlich 15 % sinkt und die Preise um 9 % fallen – und das erst innerhalb von zwei Jahren. Ab einem Hypothekenzinssatz von 4,5 % verliert jede weitere Verteuerung zunehmend an Wirkung.

Insbesondere in gehobenen Marktsegmenten gibt es derzeit eine Art „Pattsituation“. Käufer fordern niedrigere Preise, während Verkäufer oft an ihren hohen Preisvorstellungen festhalten und ihre Immobilien länger behalten, da es an Kaufinteressenten mangelt. In teuren Städten wie Innsbruck sind insbesondere 3- bis 5-Zimmer-Wohnungen schwer zu verkaufen, es sei denn, es werden Preisnachlässe von 10 bis 15 % gewährt.

Preisabschwung könnte an Breite gewinnen

Eine Ausnahme bilden gebrauchte Wohnungen, bei denen sich bereits eine neue EU-Richtlinie bemerkbar macht. Ab 2030 müssen bestehende Wohngebäude in den EU-Mitgliedsstaaten mindestens die Gesamtenergieeffizienzklasse E erreichen, und ab 2033 ist die Gesamtenergieeffizienzklasse D erforderlich. Dies hat dazu geführt, dass die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen in Wien im zweiten Quartal 2023 um 6 % gegenüber dem Vorjahresquartal gesunken sind, während neue Eigentumswohnungen sich um 2,2 % verteuerten. Außerhalb von Wien stiegen die Preise für neue Eigentumswohnungen um 4,8 %, während die Preise für Einfamilienhäuser um 3,3 % sanken, was auf sanierungsbedürftige Objekte in ländlichen Gegenden zurückzuführen ist.

Mit steigendem Zinsdruck könnten jedoch auch bei neuen Immobilien in ungünstigen Lagen Preiskorrekturen auftreten, während einige gebrauchte Wohnungen aufgrund der Inflation und steigender Lebenshaltungskosten im Falle vermehrter „Notverkäufe“ durchaus zweistellig im Preis fallen können.

Fazit: Die Immobilienflaute in Österreich ist also ein komplexes Phänomen, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, darunter Zinsen, Angebot und Nachfrage sowie regulatorische Änderungen.

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