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Der fremdbestimmte Konsument

von Mag. Christian Sec

Der Massenkonsum ist die treibende Kraft der Wirtschaft und niemals wird das deutlicher als in der Vorweihnachtszeit. In den USA wurden allein im Online-Verkauf am Black Friday 9,8 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Der Konsum hat viele Facetten. Er dient der Befriedigung von Grundbedürfnissen oder der Erhöhung des Wohlbefindens, um z.B. Tätigkeiten zu erleichtern oder das Leben bequemer zu machen, wie z.B. ein Auto, um mobil zu sein. Er dient aber auch dazu die eigene Attraktivität zu erhöhen im sozialen und auch sexuellen Wettbewerb. Beim Wettbewerb um die extravaganteste und weiteste Urlaubsreise positioniert der Konsument seinen sozialen Status, im Vergleich mit seinen Mitkonsumenten. Der Konsum schafft auch die Identifikation und Zugehörigkeit zu einer Gruppe, z.B. dadurch sich nach den neuesten Trends zu kleiden. Und dann wäre da noch der Konsum, der die geleistete Arbeit für alle sichtbar macht. Der Konsum ist dabei der sichtbare Abglanz der heiligen Arbeit. Der US-Ökonom John Kenneth Galbraith schrieb in seinem Bestseller „The Affluent Society“, dass es hinsichtlich der Bedeutung der Produktion bzw. Arbeit als Leistungstest in einer Gesellschaft keinen Unterschied zwischen Republikanern und Demokraten, Weißen und Schwarzen oder Katholiken und Protestanten gibt. Die Produktivität ist weitergedacht die Selbstbestätigung der eigenen Notwendigkeit in der Gesellschaft. Der Tisch, den ich produziere oder den Versicherungsschutz, den ich verkaufe, machen mich zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft. Aber wie mache ich die Produktion, die ich für die Gesellschaft tätige sichtbar für Menschen, die gerade nicht meinen Tisch brauchen oder meine Versicherung? Ja genau! Der Konsum schließt diese Lücke, er bringt Licht ins Dunkel aller existenziellen Bemühungen. Mit dem Mittel des Konsums müssen wir uns nicht mehr rechtfertigen. Die Ware wird zum Fetischismus, wie es Karl Marx genannt hat und führt zu einem quasireligiösen Verhältnis zu Produkten. Eine Hausbesichtigung im neuen Domizil eines alten Freundes ist ein sakraler Akt, der mit Ehrfurcht von den Gästen bestaunt wird. Jede Art der Kritik gegenüber dem Erwerb würde als Neid interpretiert und verpönt werden, die Verweigerung des Konsums zum Ausschluss führen. Denn nicht nur die Arbeit, sondern auch der Konsum ist zur Pflicht geworden, resümiert der Philosoph Guy Debord. Damit ist jedoch der Konsument nicht mehr selbstbestimmt, sondern ist durch den Zwang zu kaufen fremdbestimmt. Der Erwerb von Waren schafft also nur scheinbar Autonomie.

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