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Wirtschaftsaussichten Chinas: Eine kritische Betrachtung

von Michael Kordovsky

Angesichts der jüngsten Entwicklungen steht die chinesische Wirtschaft an einem Wendepunkt. Während positive Wachstumsimpulse erkennbar sind, wirft die Krise im Immobiliensektor, insbesondere der Fall Evergrande, Schatten auf die Zukunft. Doch von der Leitwirtschaft Chinas hängen die globale Konjunktur, sowie die Entwicklung von Energie- und Rohstoffpreisen ab und somit auch das Zinsniveau am Bondmarkt. Deshalb eine genauere Betrachtung der chinesischen Wirtschaft:

Aktuelle Entwicklungen

Im Dezember zeigte die Exportwirtschaft mit einer Steigerung von 2,3 % eine deutliche Belebung, und im Jahr 2023 verzeichnete Chinas Wirtschaft ein Wachstum von 5,2 %. Getragen wurde dies vornehmlich durch den Binnenkonsum, der von einem Anstieg der Fahrzeugverkäufe und einem starken Einzelhandels profitierte. Der PKW-Absatz wuchs 2023 um 10,6 %. Bei Nutzfahrzeugen lag das Plus sogar bei 22,1 %. Die Einzelhandelsumsätze stiegen um 7,2 %, wobei der private Konsum einen beachtlichen Anteil von 82,5 % am Wirtschaftswachstum hatte.

Krise des Immobiliensektors

Dennoch bleibt der Immobiliensektor, mit Evergrande als prominentestem Beispiel, ein Sorgenkind. Die drohende Liquidation des Immobilienriesen, mit über 300 Milliarden US-Dollar Schulden, könnte zwar ohne direkte große Auswirkungen auf die Wirtschaft abgewickelt werden, aber die Stimmung auf den Märkten und die Konsumbereitschaft negativ beeinflussen. Dieser Sektor, der nun als struktureller statt zyklischer Faktor gesehen wird, könnte ein Konjunkturprogramm der Regierung erforderlich machen, obwohl massive Stimulierungsmaßnahmen wie in den Jahren 2008 oder 2015 unwahrscheinlich sind.

Ausblick

Die Prognosen des IWF deuten auf eine Verlangsamung des realen BIP-Wachstums von 5,4 % im Jahr 2023 auf 4,6 % im Jahr 2024 hin. Die Herausforderungen durch den Immobilienmarkt und die sinkende Exportnachfrage werden belastend wirken. Langfristig könnte das Wachstum durch schwache Produktivität und Bevölkerungsalterung weiter gehemmt werden. Dennoch bieten der starke Industriesektor (insbesondere bei E-Autos, Windkraft und Photovoltaik) und potenzielle staatliche Investitionen, etwa im Gesundheitswesen, Chancen für ein anhaltendes Wachstum. Eine Verringerung der hohen Sparquote und eine stärkere Mobilisierung der Einkommen für den Binnenkonsum könnten entscheidende Schritte für die zukünftige Entwicklung der chinesischen Volkswirtschaft sein.

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